Stadtportal zur Münchner Stadtgeschichte
1938 erfolgte die Eingemeindung großer Gebiete nach München.
Nach dem sogenannten Fritschskandal, bei dem der Generaloberst Werner von Fritsch fälschlich der Homosexualität beschuldigt wurde, entließ Hitler ihn als Oberbefehlshaber des Heeres. In der Folge übernahm Hitler selbst den Oberbefehl über die gesamte Wehrmacht. Damit sicherte er sich die direkte Kontrolle über die militärischen Strukturen und stärkte seine persönliche Machtbasis erheblich.
Ein neues Gesetz entzieht allen jüdischen Synagogengemeinden ihren Status als Körperschaften des öffentlichen Rechts. Fortan werden sie nur noch als Vereine geführt, was ihre Rechte und Handlungsmöglichkeiten erheblich einschränkt.
Der Einmarsch deutscher Truppen in Österreich erfolgte unter dem Vorwand der „Wiedervereinigung“ beider Länder. Ohne nennenswerten Widerstand marschierte die Wehrmacht über die Grenze, begleitet von jubelnden Menschenmengen. Der sogenannte „Anschluss“ wurde propagandistisch inszeniert und später per Volksabstimmung legitimiert. Österreich verlor damit seine staatliche Souveränität und wurde Teil des nationalsozialistischen Deutschen Reiches.
Die Volksabstimmung über den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich fand unter massivem Druck und ohne freie Wahlbedingungen statt. Offiziell stimmten über 99 % der Wähler für den Anschluss. Die Abstimmung diente ausschließlich der propagandistischen Bestätigung der bereits vollzogenen Annexion und sollte international den Anschein demokratischer Zustimmung erwecken. Opposition war faktisch ausgeschlossen.
Die evangelische Matthäuskirche am Sendlinger-Tor-Platz wurde am 8. Mai 1938 entwidmet und kurz darauf im Zuge der nationalsozialistischen Stadtumgestaltung abgerissen.
In der Lindwurmstraße erfolgte der erste Spatenstich, der von den Nazis unter Anwesenheit von Adolf Hitler groß inszeniert wurde.
Bereits Wochen vor der Reichspogromnacht ließ das NS-Regime die Münchner Hauptsynagoge am Lenbachplatz zerstören. Adolf Hitler störte sich bei einem Stadtbesuch an ihrem Anblick, woraufhin der Abbruch angeordnet wurde. Der Bauunternehmer Leonhard Moll erhielt den Auftrag, die Synagoge bis zum 8. Juli 1938 – dem Tag der Deutschen Kunst – vollständig zu entfernen. An ihrer Stelle entstand ein Parkplatz. Gleichzeitig wurde die Israelitische Kultusgemeinde gezwungen, ihre Verwaltung und den Betsaal in eine ehemalige Tabakwarenfabrik in der Lindwurmstraße zu verlegen.
Die „Nacht der Amazonen“ war eine nationalsozialistische Propagandashow im Schlosspark Nymphenburg, die 1938 ihren prunkvollen Höhepunkt erreichte. Reitkunst, Tanz und halbnackte Frauen verbanden sich zu einer Inszenierung aus antiker Symbolik und NS-Ideologie. Zugleich war die Veranstaltung eine sexualisierte Fantasie männlicher Machtdarstellung – ein aufwendiger Kitsch im Dienst nationalsozialistischer Selbstdarstellung.
Die Namensänderungsverordnung verpflichtete alle Jüdinnen und Juden, zusätzlich zu ihrem bisherigen Vornamen „Israel“ (für Männer) bzw. „Sara“ (für Frauen) zu führen, sofern ihr Name nicht eindeutig jüdisch war. Diese Maßnahme diente der leichteren Erkennung, Kontrolle und gesellschaftlichen Ausgrenzung jüdischer Menschen im nationalsozialistischen Deutschland.
Die Kennzeichnung jüdischer Arztpraxen schloss Jüdinnen und Juden weitgehend aus dem medizinischen Berufsleben aus. Jüdische Ärzte durften nur noch jüdische Patienten behandeln und wurden als „Krankenbehandler“ statt als Ärzte bezeichnet. Ihre Praxen mussten besonders gekennzeichnet werden. Die Maßnahme war Teil der schrittweisen Ausschaltung jüdischen Lebens aus der Öffentlichkeit.
1938 wurde im Brauen Haus in der Arcisstraße das Münchner Abkommen unterzeichnet, in dem das Sudetenland (vorher Teil der Tschechoslowakei) an Deutschland abgetreten wurde.
Die Vermögensauskunftspflicht zwang alle Jüdinnen und Juden, ihr gesamtes Vermögen ab einem bestimmten Wert beim Staat zu melden. Diese Maßnahme diente der Vorbereitung auf Enteignung und „Arisierung“. Durch die vollständige Erfassung konnten Vermögenswerte gezielt beschlagnahmt oder unter Zwang verkauft werden. Es war ein zentraler Schritt zur wirtschaftlichen Ausplünderung.
Mit der Einführung des roten „J“-Stempels in Reisepässen wurden jüdische Deutsche für Grenz- und Polizeibehörden sofort erkennbar gemacht. Die Maßnahme schränkte die Reisefreiheit massiv ein und diente der Überwachung und Diskriminierung. Sie war ein weiterer Schritt zur Entrechtung und Ausgrenzung aus dem öffentlichen und internationalen Leben. Auch Visa wurden dadurch erschwert.
Im nördlichen Flügel des Nymphenburger Schlosses wird das Deutsches Jagdmuseum eröffnet. Den Grundstock stellte die weltbekannte Geweihsammlung des Grafen Arco-Zinneberg dar, die 1933 gekauft wurde.
In Paris verübte Herschel Grynszpan ein Attentat auf den deutschen Legationssekretär Ernst vom Rath, aus Protest gegen die Abschiebung seiner polnisch-jüdischen Familie aus Deutschland. Vom Rath starb wenige Tage später an seinen Verletzungen. Die nationalsozialistische Führung nutzte die Tat als propagandistischen Vorwand für die reichsweiten antisemitischen Ausschreitungen der Novemberpogrome 1938.
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, der sogenannten Reichspogromnacht oder Kristallnacht, kam es auch in München zu massiven Übergriffen auf die jüdische Bevölkerung. In dieser Nacht und den darauffolgenden Tagen wurden im gesamten Deutschen Reich jüdische Geschäfte, Wohnungen und Synagogen zerstört und geplündert. Viele Juden wurden misshandelt, verhaftet und in Konzentrationslager verschleppt. Diese Pogrome markierten eine drastische Verschärfung der antisemitischen Verfolgung und leiteten eine Phase der systematischen Enteignung und Vertreibung der jüdischen Bevölkerung ein, die schließlich in den Holocaust mündete.
In München hält Joseph Goebbels eine Hetzrede vor führenden NSDAP-Funktionären. Er ruft zur „Vergeltung“ für das Attentat von Paris auf. Kurz darauf setzen organisierte Angriffe auf jüdische Geschäfte, Wohnungen und Synagogen ein. Die von höchster Stelle koordinierte Gewaltaktion markiert den Übergang von Diskriminierung zur offenen, systematischen Verfolgung.
Während des Novemberpogroms stürmen SA-Männer die orthodoxe Ohel-Jakob-Synagoge, verwüsten sie und setzen sie in Brand. Die Synagoge in der Reichenbachstraße wird ebenfalls angezündet, doch die Feuerwehr löscht das Feuer aus Sorge um die angrenzenden Gebäude. Zahlreiche jüdische Geschäfte werden verwüstet und geplündert. In der Lindwurmstraße wird der Kaufmann Joachim Both von SA-Männern brutal ermordet. Die Angriffe erfolgen unter den Augen der Behörden, die nicht eingreifen.
Die Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben untersagte Jüdinnen und Juden den Betrieb von Einzelhandel, Handwerk und freien Berufen. Jüdische Geschäfte wurden geschlossen oder zwangsweise an „arische“ Deutsche verkauft („Arisierung“). Diese Maßnahme war ein zentraler Schritt zur vollständigen wirtschaftlichen Ausschaltung und Entrechtung der jüdischen Bevölkerung im NS-Staat.
Mit dem Ausschluss jüdischer Kinder aus öffentlichen Schulen wurde ihnen der Zugang zu regulärer Bildung vollständig verwehrt. Die Maßnahme war Teil der systematischen gesellschaftlichen Ausgrenzung und zielte darauf ab, jüdische Kinder von nichtjüdischen zu trennen. In wenigen jüdischen Privatschulen konnte der Unterricht fortgesetzt – jedoch unter schwierigen Bedingungen und staatlicher Kontrolle – erfolgen.