Münchner Straßenverzeichnis


Die Straße ist nach dem Blumenmarkt benannt, der um 1874 am Ende der Rosentals jährlich von März bis Oktober abgehalten wurde.

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Straßenname Blumenstraße
Benennung 1874 Erstnennung
Plz 80331
Stadtbezirk 1. Altstadt-Lehel | Angerviertel
RubrikGeografie
Kategorie Blumenmarkt  
Lat/Lng 48.1327946 - 11.5720218   
Straßenlänge 0.042 km
1863 Nagler - Acht Tage in München  

Die Blumenstraße erhielt ihren Namen, als noch der alte Stadtgraben mit dem Zwinger vorhanden war, und die Anlagen
wirklich Blumen und Gesträuche enthielten. Die Häuserreihe erhebt sich an der Stelle des ehemaligen Remparts, oder des
Maximilian'schen Walles. In der Gegend des Hauses Nr. 8 war bis 1837 das Einlaßthor, welches durch den Wall nach dem Schifferthor führte. Beim Baue der Maximilians-Getreidehalle (1831) wurde der Graben eingefüllt und der Platz geebnet. Die theuersten Blumen der Straße sind jetzt die Schrannenbauern au den Samstagen.

1879 Fernberg  
BLUMENSTRASSE. Zwischen dem Sendlinger- und Angerthore waren im Laufe der Zeit an der Stadtmauer Nutz- und Ziergärten angelegt worden; als dann auf dem gegenüberliegenden Walle zu Anfang unsers Jahrhunderts eine Häuserreihe aufgeführt wurde, erhielt die an ihr vorbeiführende Straße, anspielend auf die benachbarten B l u m e n gärten, obigen Namen. Jetzt ist der Stadtgraben überwölbt, die Mauern sind niedergerissen, die Gärten verschwunden, und das erhöhte Terrain dient der Getreidehalle sowie einem Schulhause ( Peterschule ) zur Grundlage.
1880 Adressbuch  

Die nunmehr so lange und breite, schöne Straße nahm den bescheidenen Ausgang vom Blumenmarkt unfern des Rosenthales, der noch zu Anfang dieses Jahrhunderts von Josephi [19. März] bis Therese [15. Okt.] dauerte. Ihr Zug bezeichnet die Richtung der durch Herzog und Kurfürst Max I. 1618–38 ausgeführten Umwallung während des dreißigjährigen Krieges. Unfern der Ausmündung der „heutigen“ Blumenstraße in de n Viktualienmarkt, der nordöstlichen Ecke der Schrannen- oder Maximilians-Gedreidehalle, zu der am 9. Okt. 1851 der Grundstein gelegt und die am 15. Sept. 1853 vollendet ward, befand sich seit Ende des 14. Jahrhunderts das 1328 urkundliche „Schifferthor“ [siehe Einlaß], geschichtlich merkwürdig durch den glücklichen Einzug der Herzoge Ernst und Wilhelm IV. aus der wittelsbachischen Linie Bayern-München am 1. Mai 1403 in ihre geteue Stadt. Es wurde behufs Vergrößerung des Viktualienmarktes 1822 abgebrochen. Weiter nach Südwesten stand der sogenennte „Taschenturm“, zu dem sich die Line der Stadtmauer erhob und der bis vor kurzem dem „Taschenturmgäßchen“ den Namen lieh. In alten Tagen trieben dort hauptsächlich die Taschner ihr Gewerbe und von der Lokalität „in der Tasche“ stammte die Benennung des Thurmes. Im Beginn unseres Jahrhunderts als Militärgefängnis eingerichtet, wurde er zur beträchtlichen Erweiterung des gleichnamigen Gäßchens gleichfalls 1822 abgetragen und 1826 sanken die anstoßenden Mauern, während der Rest des Schifferthores bei der Ausfüllung des Grabens zum Zwecke der Anlage der Schrannenhalle 1851 verschwand,- Einunheimliches Haus befand sich am oberen Anger, nämlich das .des Scharfrichters. In älterer Zeit soll derselbe in der Sendlingergasse gewesen sein. Als aber die Richtstätten außerhalb der Stadt verlegt wurden [s. Salzstraße], kam die Wohnung des Scharfrichters dahin, wo man an der Stadtmauer vom Sendlingerthore zum unteren Anger [ehemals „Mühlgasse“ genannt] hinab ging. Das Haus des Scharfrichters, als einer „unehrlichen Person“, ward aber nicht unter anderen Häusern, sondern alleinstehend mitten in der Straße erbaut. Dasselbe wird im Münchener Grundbuche von 1572 als „Haus des Züchtigers“ genannt, und die Gasse hieß man vom Anfange des 14. Jahrhunderts an durch mehr als ein halbes Jahrtausend das „Henkergäßel“ [auch die „Scharfrichtergasse“]. Erst im zweiten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts, als viele ältere Straßen der Stadt neue Benennungen erhielten, bekam diese Gasse den Namen „Glockenbachstraße“, weil sie zum Glocken- und Angerbache hinzog. Als 1841 der letzte von der Stadt besoldete Scharfrichter Martin Hörmann gestorben war, demolierte man jenes Haus mit seinem nach rückwärts gelegenen Stadel, in welchem man die Materialien zur Blutbühne aufbewahrte, ließ denPlatz frei und ebnete ihn ein, so daß sich jetzt keine Spur mehr von ihm findet. Das neue prächtige Schulhaus am südwestlichen Ende der Blumenstraße ist wischen 1876 und 78 erbaut worden.- In der Blumenstraße sind von Südwest nach Nordost gezählt allmählich aufgegangen: der „Dultstandzwinger“. die „Mühlgasse“, die „Glockenbachgasse“ [Henkergässel], das „Sebastiansgäßchen [s. Sebastiansplatz] und die „Taschenthurmgasse“. Die letzte Gesammtbenennung „Blumenstraße“ stammt vom 1. Dez. 1873, rep. aus dem März 1874.

Beginnt am Viktualienmarkt und zieht sich in stattlicher Breite zu beiden Seiten der Schrannenhalle mit südwestlichen Bogen an das Sendlingerthor.

1894 Rambaldi  
90. Blumenstraße. Beginnt am Viktualienmarkt und zieht sich in stattlicher Breite zu beiden Seiten der Schrannenhalle mit südwestlichem Bogen an das Sendlingerthor.
Die nunmehr so lange und breite, schöne Straße nahm den bescheidenen Ausgang vom Blumenmarkt unsern des Rosenthales, der noch zu Anfang dieses Jahrhunderts von Josephi (19..März) bis Therese (15. Okt.) dauerte. Ihr Zug bezeichnet die Richtung der durch Herzog und Kurfürst Max I. 1619——38 ausgeführten Um- tvallung während des 30 jährigen Krieges. Uiisern der Ausuiündnng der Blumenstraße in den Viktualienmarkt, an der Stelle, wo sich das nordöstliche Eck der Schrannenhalle befindet, befand sich seit Ende des 14. Jhdts. das 1328 urkundliche »Schifferthor« (s.Einlaß), geschichtlich merkwürdig durch den glücklichen Einzug der Herzoge Ernst und Wilhelm. Nach dem Tode ihres Vaters, Johann im Jahre 1397 gerieten nämlich die Herzoge Ernst und Wilhelm mit ihrem Vetter Stephan dein Kneyssel und seinem Sohn Ludwig dein Gebarteten von Bayern-Jngolstadt, welche München für sich allein beanspruchten, in Streit. Jn München aber standen 1397 die gemeinen Bürger gegen das drücketide Regiment des aristokratisch zusainmengesetzten Rates aus, entrissen ihm das Regiment und vertrieben dessen Mitglieder unter Einziehung ihres Vermögens aus der Stadt. Inwischen vertrugen sich die vier Herzoge und die ganze Landschaft huldigte ihnen, nur die Münchner verlangten von Ernst und Wilhelm Genehmigung ihres Vorgehens gegen ihren vorigen Rat und schlossen, als diese nicht darauf eingingen, ein Bündnis mit dem Ingolstädter Herzog Ludwig dem Gebarteten und es begann offene Fehde. Die in München herrschende Partei aber ließ die Bürger Thomas Haidvolk, Konrad Trinner und Ulrich Strohmayer wegen Verschwörung gegen den Landfrieden hinrichten. Drei Jahre später wurde das Land in Bayern-Jngolstadt, in Bayern-München und Bayern-Straubing geteilt und die Herzöge Ernst und Wilhelm zogen 1408 mit ihrem Vetter Johann von Straubing vor die noch immer ungehorsame Stadt und berannten und blockierten sie. Nun erhoben sich ihre Anhänger in der Stadt, vertrieben den demokratischen Rat, erbrachen die Stadtthore und rissen beim Schifferthor selbst ein Stück der Stadtmauer ein, durch die nun die Herzöge Ernst und Wilhelm am 1. Juni 1403 einzogen. Nachher wurde die Mauer wieder ausgebessert und ein bayrischer Löwe daran gemalt. * In der Richtung gegen das Angerthor folgte in geringer Entfernung vom Schifferthor der 1822 abgebrochene Taschenturm, der als Militärgefängnis diente, ursprünglich aber einer der Befestigungstürme der inneren Mauer war und der bis vor kurzem dem »Taschenturmgäßchen« den Namen lieh. In alten Tagen trieben dort die Taschner ihr Gewerbe und von der Lokalität »in der Tasche« stammte die Benennung des Turmes· Derjenige Teil der Blumenstraße, welcher sich zwischen dein Ober- und Unteranger befindet und die Hausnummern 30 mit 34 in sich begreift, hieß im Jahre 1369 die »Mühlgasse«. **)
Bemerkenswert ist das dem Stadtmagistrat gehörige Anwesen Nr. 42, unter dem Namen »Nockher’sche Pfründeanstalt« bekannt. Das nockerische oder Stadtkrankenhaus bei dein Sendlingerthor wurde im Jahre 1742 für beide Geschlechter erbaut. Bei dem Eingang in die Hauskapelle ist auf zwei Tafeln zu lesen: Gebrüder Josef und Georg Nocker, Bürger und Handelsleute und Wechselherrn allhier in München sind Urheber und Erbauer dieses löblichen Krankenhauses 1742. Und links Herr Johann Ducrue, Bürger, Handelsmann und Gerichtsassessor allhier ist Stifter der hl. Messen in dieser eingeweihten Kapelle 1746. Jn dieses Krankenhaus wurden meist Personen mit ansteckenden Krankheiten, mit hitzigem Fieber Behaftete aufgenommen.
Als die Schrannenhalle hergestellt werden sollte, mußten die Stadtmauern weichen und einige sich daran lehnende Häuschen in der Sebastiansgasse; der Dultstandzwinger wurde entfernt, an seiner Stelle eine hohe Mauer aufgeführt, und damit zugleich die Rückseite der Fronveste gesichert; der außer der Stadtmauer den Stadtgraben durchfließende Kanal wurde gerade geleitet und überwölbt, hierauf der ganze Platz eingefüllt und geebnet. Nach Ueberwindung so mancher Terrainschwierigkeiten wurde unter den Auspicien Sr. Majestät Königs Maximilian Il. der Grundstein der nach ihm benannten Maximilians-Getreide- oder Schrannenhalle auf 9. Oktober 1851 gelegt, welche nach dem Entwurfe und unter Leitung des Staatsbaurates Karl Muffat ausgeführt und am 15. September 1853 eingeweiht wurde. Die Halle ist mit den drei je 22 m langen Pavillons 431 m lang, 31 m tief und 25 m hoch ganz aus Glas und Eisen erbaut, wohl eine der ersten Konstruktionen dieser Art in Deutschland. Die beiden Giebelseiten sind mit Fresken von Hiltensperger geschmückt. Nicht unerwähnenswert dürfte fein, daß das zur Zeit noch bestehende Gebäude, welches nunmehr Rückgebäude der Hauser Nr. 45 und 47 ist und sich von der Müllerstraße aus gesehen auf einem Hügel liegend präsentiert, bis zum Jahre 1752 das erste Kadettenkorpsgebäude war ***). Jm genannten Jahre wurde dieses Haus verlassen und das Haus Nr. 2 an der Kreuzstraße bezogen. Im Jahre 1775 wurde das Kadettenkorps in das Herzog Wilhelm-Gebäude, der Maxburg gegenüber, verlegt (s. Neuhauserstraße), bis ihm am 24. Aug. 1826 das Gebäude im Herzoggarten überwiesen wurde (s. Karlsplatz), von wo am 1. Oktober 1891 die Uebersiedelung der Anstalt in den Neubau am Marsfeldse statfand.
In der Blumenstrafße sind von Südwest nach Nordost gezählt allmählich aufgegangen: die Glockenbachgasse (Heiikergaßl), die Mahlgasse, der Dultstandzwinger, das Sebastiansgäßchen und die Taschenturmgasse. Die letzte Gesamtbenennung »Blumenstraße« stammt vom 1. Dezember 1873, resp. aus dem März 1874.

*) Am Hause Nr. 4 befindet sich eine Gedenttafel angebracht; ekr. Leher, Bayerland, 1890. S. 332.
**) Burgholzer, S.46; Wolf, Chronik von München I, 687; Regnet, S..33; Lipoiosy), Urgeschichte Münchens s. Stadtplan.
***) Lipowsky, Urgeschichte von München II, S. 502: H. Leher, Bayerland 1891 ) S 40. — Die Abbildung befindet sich in der Sammlung des historischen Vereins.
1943 Adressbuch  
Zu Anfang des vorigen Jahrhunderts wurde unfern des Rosentals von Josephi [19.3.] bis Therese [15.10.] ein Blumenmarkt abgehalten.

Beginnt am Viktualienmarkt und zieht zu beiden Seiten der früheren Schrannenhalle bogenförmig zum Sendlinger Tor.

1965 Baureferat  
Blumenstraße: Nach dem Blumenmarkt, der damals (1874) am östl. Ende des Rosentals jährlich von März bis Oktober abgehalten wurde. *1874

Opfer des Nationalsozialismus

Erinnerungszeichen Allersheimer Ida 

Straßenbenennungen

Straße von Grund bis Grund
AbdeckergasslErstnennungKein Grund angegeben
Dultständzwinger1818Erstnennung1833Einbezug
Blumenstraße1874Erstnennung

Literatur

 , Chronik des Münchner Marionettentheaters   
StraßeNameArchitektBaustilJahr
BlumenstraßeSchule an der Blumenstraße
Blumenstraße 1MietshausBürklein FriedrichKlassizismus1843
Blumenstraße 3Wohn- und Geschäftshausspätklassizistisch
Blumenstraße 5Gastwirtschaft Straubinger HofHöchl Josef Klassizismus1826
Blumenstraße 6SchrannenhalleMuffat Karl1852
Blumenstraße 7WohnhausKlassizismus1826
Blumenstraße 11Doppelhausspätklassizistisch
Blumenstraße 22HochbunkerMeitinger Karl1941
Blumenstraße 23Miets- und GeschäftshausLoew Julius neuklassizistisch1897
Blumenstraße 26Schule der Armen Schulschwestern
Blumenstraße 28Ehem. Technisches RathausLeitenstorfer Hermann 1924
Blumenstraße 29Ehem. Gaststätte und Mietshaus in EcklageDeiglmayr Ludwig Neurenaissance1889
Blumenstraße 31Ehem. Mietshaus1854
Blumenstraße 32MarionettentheaterFischer Theodor, Schmid Joseph Leonhardneuklassizistisch1900
Blumenstraße 35MietshausRöschenauer Rudolf Klassizismus1819
Blumenstraße 36Altkatholische KircheBergthold Heinrichneugotisch1912
Blumenstraße 37MietshausKlassizismus1829
Blumenstraße 43MietshausBöhmer Paul deutsche Renaissance1899
StraßeNameArtJahrBild
Blumenstraße 28Büste - Hans GrässelBüste0Büste - Hans Grässel
Blumenstraße 28Büste - Theodor FischerBüste0Büste - Theodor Fischer
Blumenstraße 28Büste - Carl HochederBüste0Büste - Carl Hocheder
Blumenstraße 28Büste - Richard SchachnerBüste0Büste - Richard Schachner
Blumenstraße 32Graf Franz von Pocci0Graf Franz von Pocci
TitelStraßeStandortKünstlerJahrBild
ChristophorusBlumenstraßeThersia Gerhardinger Grundschule - Hauseck0 - Christophorus
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Straßen sind das Gedächtnis der Stadt



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