Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Datum | 28.01.1935 | Signatur | DE-1992-STRA-40-57 |
---|---|---|---|
Absender | Referat VII | Empfänger | Für die Fraktionssitzung |
Art | Brief | Status | Einwände |
Suchen | Personen |
München, 28.Januar 1935
Ggst.: Straßenumbenennung
Für die Fraktionssitzung.
Der J.F. Lehmann- Verlag hat mit Schreiben vom 18.Juli 1934 an den Stadtrat das Ersuchen gerichtet, die "Hirsch-Gereuth-Straße" im 18.Stadtbezirk umzubenennen. Die Straße ist eine Verbindungsstraße zwischen Holzkirchner Straße und Harthauser Platz, hat 24 Hausnummern und ist benannt nach Klara Freifrau von Hirsch-Gereuth, gestorben 1899, eine überaus wohltätige Stifterin zugunsten der Münchener Armen. Die Hirsch'sehen Stiftungen stehen im Haushaltsplan der Stadt München von 1934 noch mit 427 818.- RM als werbendes Kapitalvermögen verzeichnet. Klara von Hirsch-Gereuth war die Frau des Moritz von Hirsch. Dieser führte den Bau der türkischen Eisenbahnen durch und hieß daher im Volksmund der "Türken-Hirsch". Der Lehmann-Verlag schildert in einem neuerlichen Schreiben vom 14.Dezember 1934 aus verschiedenen Chroniken, daß sich der Jude Hirsch unlautere Spekulationen zuschulden kommen ließ und nach der Chronik als einer der größten Gauner des 19.Jahrhunderts bezeichnet wird. Lehmann ersucht um Umbenennung der Straße.
Ferner hat die Direktion der Botanischen Staatsanstalten mit Unterstützung der Bayer.Akademie der Wissenschaften und der Verwaltung der Wissenschaftlichen Sammlungen des Staates unterm 24. Januar 1935 gebeten, den im Herbst 1932 verstorbenen langjährigen Direktor des Botanischen Gartens, Geheimrat Karl Ritter von Goebel, der am 8.März 1935 das 80.Lebensjahr vollenden würde, durch eine Straßenbenennung zu ehren.
Von Goebel ist Inhaber der Goldenen Bürgermedaille. In dem Gesuch heißt es weiter, daß diese Straßenbenennung nicht in einem beliebigen, wenn auch noch so schönen Stadtteil erfolgen sollte, sondern dort, wo sein Lebenswerk dem Münchener Publikum entgegentritt, in der Nähe des Botanischen Gartens in Nymphenburg. Es kommt hier nur die Umbenennung der Menzinger Straße mit 11 Hausnummern in Frage.
Ich mache im Einverständnis mit der Gutachterkommission folgende Vorschläge:
Umbenennung der Hirsch-Gereuth-Straße in "Karl-May-Straße", nach dem meistgelesenen deutschen Erzähler, geb.25.II.1842 zu Hohenstein i.Sa., gest.31.III.1912 zu Radebeul.
Wenn auch Karl May vor Jahren mal in einem Prozeß verwickelt war, so glaubt doch das Stadtarchiv, dem Vorschlag unbedenklich zustimmen zu können, da nach einer vor ungefähr einem Jahr erschienenen Abhandlung über die Bibliothek des Führers mitgeteilt wurde, daß in ihr die Bücher Karl May’s enthalten sind.
Umbenennung der Menzinger Straße in "Von-Goebel-Straße nach Karl Ritter von Goebel, Universitätsprofessor der Botanik, Präsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Schöpfer des Münchener Botanischen Gartens. Geb.8.III.1855 zu Billigheim in Baden, gest. 9.X.1932 zu München.
Der im Vortrag angezogene Artikel über die Bibliothek des Führers ist in der "Sonntags-Morgenpost" vom 23.April 1933 erschienen und ist verfaßt von einem Herrn Achenbach anläßlich eines Besuches auf dem Obersalzberg.