Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Straße | von | Grund | bis | Grund |
---|---|---|---|---|
Heustraße | 31.10.1835 | Erstnennung | 1905 | Umbenennung |
Paul-Heyse-Straße | 1905 | Umbenennung | Kein Grund angegeben |
München, den 30. Aug. 38.
Betrifft: Jüdische Straßennamen.
Der Reichsminister des Innern hat in einem Runderlaß vom 27.7.1938 unter anderem folgendes angeordnet.
(1) Soweit dies noch nicht geschehen ist, sind sämtliche nach Juden (§ 5 Abs. 1 der Ersten VO. zum Reichsbürgerges. v. 14.11.1935, RGBl. I S. 1333) und jüdischen Mischlingen I. Grades benannten Straßen oder Straßenteile unverzüglich umzubenennen.
(2) Bestehen Zweifel darüber, ob jemand als Jude oder jüdischer Mischling I. Grades anzusehen ist, so ist die Reichsstelle für Sippenforschung, Berlin NW 7, Schiffbauerdamm 26, um entsprechende Auskunft zu ersuchen.
Ich ersuche daher um Prüfung, ob sich unter den Straßennamen in München Namen jüdischer Mischlinge 1. Grades befinden.
Der Regierung wurde inzwischen berichtet, daß die nach Juden benannten Straßen bereits umbenannt sind, mit Ausnahme der Paul-Heyse-Str., deren Umbenennung vom Stellvertreter des Führers bisher ausdrücklich nicht für notwendig gehalten wurde; die Regierung wurde um Weisung ersucht, ob die Paul-Heyse-Str. mit Rücksioht auf die Stellungnahme des Stellvertreters des Führers belassen werden soll.
Hinsichtlich der Possartstraße ist mit Rücksioht auf die Mitteilung des Stadtarchivs vom 14. September 1937 Anfrage an die Reichsstelle für Sippenforschung ergangen.
Der Oberbürgermeister.
In Vertretung:
Unterschrift
Stadtrat.
Abschrift
Der Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei im Reichsministerium des Innern.
Berlin NW 7, 29.Oktober 1938
Unter den Linden 74.
O-VuR.Verk.46 e Nr. 71/38.
Betrifft: Jüdische Strassennamen.
Zum Bericht vom 30.September 1938 — Nr. 3671 d 5.
Der RdErl. t.27.7.1938 - Pol.0-TuR.Yerk.46 e Nr.59/38- betr. jüdische Strassennamen (RMBliT.S.1284 o), bezweckt nur die Umbenennung der nach Juden und jüdischen Mischlingen 1.Grades benannten Strassen und Strassenteile. Eine Änderung der Strassennamen, in denen das Wort "Jude* in der Zusammensetzung mit einer Wegbezeichnung, wie z.B. Gasse, Berg usw. vorkommt und bei denen einer derartigen Wegbezeichnung historische Bedeutung beizumessen ist, ist nicht beabsichtigt.
J.A.
gez.Dr. Bades.
Beglaubigt
gez. Unterschrift
Verwaltungssekretär.
An das
Staatsministerium des Innern in München.
Nr. 3671 d 9
An die Regierungen zur Kenntnis und Verständigung der Bürgermeister der in Betraeht kommenden Gemeinden.
München, 19. November 1938 Staatsministerium des Innern.
J.V.
gez. Köglmaier.
Nr.8003 c 4.
Abdruck an
1. die Bezirksämter des Regierungsbezirks zur weiteren Veranlassung
2. die Stadtkreise München, Ingolstadt und Rosenheim, zur Kenntnis.
München, den 29.November 1938
Regierung von Oberbayern.
Zusatz: bei München. Hinsichtlich der Paul-Heysestr, in München hat sich des Staatsministeriun des Innern weitere Weisung verbehalten.
25.5.1939
Paul Heyse - Heckscher!
Abschrift aus dem Protokoll über die Sitzung der Beiräte vom 25. Mai 1939.
Die in München nach Juden benannten Straßen wurden schon vor längerer Zeit auf Anregung des Herrn Oberbürgermeisters umbenannt. Die Paul-Heyse-Straße war jedoch belassen worden, da der Stellvertreter des Führers auf Grund einer Anfrage die Umbenennung dieser Straße noch nicht für notwendig hielt. Inzwischen wurde aber durch Erlaß des Reichsministers des Innern vom 27. Juli 1938 die Umbenennung aller nach Juden und jüdischen Mischlingen 1. Grades benannten Straßen und Plätze angeordnet. Auf Grund eines entsprechenden Berichtes über die Paul-Heyse-Straße hat nun das Bayer. Staatsministerium des Innern mitgeteilt, dass der Stellvertreter des Führers zum Ausdruck gebracht habe, daß keinerlei Interesse bestehe, den Hamen "Paul-Heyse-Straße" in München weiter zu erhalten. Das Bayer. Staatsministerium des Innern hat daher die Umbenennung der Paul-Heyse-Straße angeordnet. Paul Heyse war bekanntlich Halbjude.
Nun ist im Benehmen mit dem Straßenbenennungsausschuss und dem Kulturamt der Name "Treitschke-Straße" nach dem bekannten Historiker Treitschke in Aussicht genommen worden. An sich glaube ich, daß der Name der Bedeutung der Straße angemessen wäre. Die Benemug würde bis zur Unterführung gelten.
Nun ist aber ein neuer Tatbestand aufgetreten; der Herr Oberbürgermeister hat einen Schnellbrief bekommen.
OBM.Fiehler: lch kann den Schnellbrief des Reichsministers des Innern gleich hier bekannt geben.
"Betrifft: Benennung von Straßen und Plätzen nach Spanien Und dem General Franco.
In der Anlage übersende ich Abschrift eines Schreibens des Auswärtigen Amts mit dem Ersuchen, der hier gegebenen Anregung in der vorgeschlagenen Form möglichst umgehend zu entsprechen. Ich bitte auch dafür Sorge zu tragen, daß die Umbenennung der in Frage kommenden Straßen und Plätze am Tage des Einzugs der aus Spanien zurückkehrenden deutschen Freiwilligen, dem 6. Juni 1939, erfolgt. Ich bitte, mir über das Veranlaßte unmittelbar.zu berichten."
Das Schreiben des Auswärtigen Amtes lautet:
"An das Reichsministerium des Innern, Kommunalabteilung.
Die Deutsche Botschaft in San Sebastian hat angeregt, daß einige Städte Großdeutschlands. eine Straße oder einen Platz nach Spanien und dem General Franco benennen.
Zur Begründung dieses Antrags führt die Botschaft an, daß eine solche Geste von Spanien dankbar empfunden und dem gegenwärtig bestehenden freundschaftlichen Verhältnis zwischen Deutschland und Spanien Rechnung tragen würde. Überdies seien in den letzten Wochen in einer Reihe von spanischen Städten bedeutende Straßen in "Avenida de Alemania" umbenannt worden. Das Auswärtige Amt würde es begrüßen, wenn der Anregung der Botschaft entsprochen werden könnte, und empfiehlt, daß in erster Linie die Stadt Berlin eine solche Benennung z.B. eines "Spanienplatzes" und einer "Francostraße" oder Frankoallee" vornimmt* Natürlich müßte es sich um eine repräsentative Straße und um einen bekannten Platz im Zentrum oder Westen Berlins handeln.
Neben Berlin kämen etwa Hamburg, Bremen, München und Wien in Frage.
Ich darf anheimstellen, von dort aus die nötige Regelung zu treffen und dem Auswärtigen Amt von der getroffenen Entscheidung möglichst bald zwecks Unterrichtung der hiesigen Spanischen Botschaft Mitteilung zu machen.
Vorausgesetzt, daß nicht allzu zeitraubende Vorbereitungen für diese Maßnahme erforderlich sind, würde als besonders geeigneter Zeitpunkt für die Bekanntgabe dieser Geste an und für sich der Tag des Einzugs der aus Spanien zurückkehrenden deutschen Freiwilligen (6.Juni) erscheinen, an dem zahlreiche hohe spanische Offiziere als Ehrengäste in Berlin weilen.
I.A. gez. Woermamn.
Nun ist eines festzustellen: Wir haben in Budapest gesehen, daß es dort einen Adolf-Hitler-Platz und einen Mussoliniplatz gibt. Wir haben uns in München mit den Straßenbenennungen sehr zurückgehalten und zwar, weil der Führer selbst uns ein paarmal veranlaßt hat, Straßenbenennungen wieder rückgängig zu machen, sodaß wir mit Recht sehr vorsichtig geworden sind. Nun ist es für uns deshalb sehr schwierig, einen Platz oder eine Straße nach Franco oder Spanien zu benennen, weil wir noch keine Mussolinistraße und auch keinen Mussoliniplatz haben, und einen Adolf-Hitler-Platz oder eine Adolf-Hitler-Straße erst recht nicht. Es ist anzunehmen, daß nach Adolf Hitler später die neue Bahnhofstraße benannt wird, aber ich glaube,, wir können nicht eine Straße nach Franco benennen, wenn wir keinen Mussoliniplatz haben. (Zuruf: Auch keine Ludwig-Siebert-Straße.) Bei Siebert, glaube ich, ist vom Gau aus etwas im Gange.
Nun ist es so, die Zeit bis 6.Juni ist sehr kurz. Es müßte das Einverständnis des Führers und nach der neuen Verordnung des Reichsministers des Innern des Beauftragten der Partei erholt werden, der in unserem Falle der Führer selbst ist. Wir haben mit Lammers vereinbart, daß wir bei Umbenennung eine Liste hinauf geben und, wenn ein besonderer Fall vorliegt, das Nähere ausführen, damit er ihn dem Führer vorlegt. Ich weiss nicht, ob das noch geht. Kann sein, daß ich selbst mit dem Führer noch sprechen kann, denn ich bin vom Führer zum Besuch des Prinzregenten von Jugoslawen eingeladen, sodaß ich vielleicht die Möglichkeit hätte mit dem Führer zu sprechen; aber ich kann das nicht bestimmt sagen.
Wir müssen uns zunächst in unserem Kreis klar sein, was wir Vorschlägen wollen. Ich glaube, wir könnten dem Wunsch des Auswärtigen Amtes, wenn der Führer einverstanden ist, von uns aus wohl Rechnung tragen, nur müßten wir dem Führer gleichzeitig einen Vorschlag für eine Straße machen können, dievev. Mussolinistraße genannt werden könnte.
Nun haben Harbers, der Stadtkämmerer und ich uns gerade überlegt, was man allenfalls für einen Vorschlag machen könnte. Die Paul-Heyse-Straße ist sicher eine sehr nette Straße, die in Frage käme, es ist aber auch noch eine Reihe anderer Straßen vorhanden, z.B. die Elisenstraße, auch der Maximiliansplatz, letzterer deshalb, weil er aus postalischen Gründen und für die Fremden sehr ungünstig liegt; die Maximilianstraße liegt vom Maximiliansplatz erheblich weg. Auch käme in Frage der äussere Teil der Briennerstraße von den Propyläen bis zum Stiglmaierplätz. Er hat nur den Machteil, daß es ein kurzes Straßenstück ist, andererseits aber wäre es zweckmässig, ihn umzubenennen, weil, wenn jemand mit dem Wagen in der Briennerstraße anfährt und Hausnummer 33 sucht, er plötzllch vor den Parteibauten steht und nicht weiter kann. Er muß zurückfahren, weil er durch die Arcisstraße nicht fahren kann, und einen großen Umweg machen, wenn er nicht etwa gar vermutet, daß Hausnummer 33 nicht mehr existiert. Es wäre also zweckmässig das äussere Stück der Briennerstraße umzubenennen. Nun ist in Aussicht genommen, daß das Fasciohaus gegenüber der Lenbachgalerie hinter den Propyläen errichtet wird; es ist das noch nicht endgültig bestimmt, es müßte insbesondere noch der Führer sein Einverständnis geben. Grundsätzlich hat der Führer entschieden, daß wir für das Fasciohaus einen Platz zur Verfügung stellen sollen, es hat ihn sogar sehr gefreut, daß wir das machen. Wenn das Fasciohaus wirklich an diesen Platz kommt, dam würde es nichts ausmachen, dieses kurze Straßenstück als Mussolinistraße zu bezeichnen. Weiter käme in Frage der Maximiliansplatz als Mussoliniplatz. Auch in der Elisenstraße wäre die Umbenennung einfach, weil dort keine Geschäfte und nur am Eck einige Gebäude sirid. Es kämen noch ein paar Straßen in Betracht, die allenfalls umbenannt werden könnten, ohne daß wir irgendwie einen Namen aus dem Straßenbild beseitigen, der bisher wichtig war, so die Sonnen- und Blumenstraße. Die Sonnenstraße wird wesentlich verändert, macht aber mehr Schwierigkeiten, weil sehr viele Geschäfte dort sind, für die die Umbenennung ziemliche Kosten mit sich bringt. Die Blumenstraße ist vielleicht nicht so repräsentativ, dass man sie in Aussicht nehmen könnte, obwohl sie eine ziemlich lange Straße ist und noch das eine und andere dort verbessert wird.
Es ist die Frage, soll man es so machen, daß man diese Vorschläge zusammen dem Führer vorträgt, und den Führer, der die Straßen sehr genau kennt, fragen, welche Straßen er für richtig hält. Ich würde bitten, wenn Sie nicht andere Vorschläge haben, damit einverstanden zu sein, dass wir diese Vorschläge machen und dass eben das, was der Führer heraussucht, als genehmigt gilt.
StR.Harbers: Die Nymphenburger Auffahrtsallee ist sehr repräsentativ und es frägt sich, ob es nicht praktisch wäre, sie "General-Franco-Allee" zu nennen. Damit wären wir aus den Schwierigkeiten heraus. Der Maximiliansplatz würde vielleicht der Anfang des Ringes der Freiheit. Die Auffahrtsalle hat nicht viele Hausnummern.
OBM.Fiehler: Die Frage der Auffahrtsallee kann man sich überlegen; der Gedanke ist nicht schlecht. Ist dort nicht auch ein Platz, den man als "Spanienplatz" bezeichnen könnte?
StR.Harbers: Der freie Platz vor dem Schloss ist eine sehr schöne Anlage..
OBM.Fiehler: Wie heisst der Platz in Neuhausen beim Grünwaldpark?
BDir.Meitinger: Der hat keinen Namen, nur die Straße,
OBM.Fiehler: Daraus könnte man einen Platz machen. Der Grünwaldpark wird neu gestaltet, Der Dom-Pedro-Platz ist. auch in der Nähe.
Ratsherr Kellner: Die Wittelsbacherstraße ab Baldeplatz könnte auch umbenannt werden. Der Wittelsbacherplatz ist an der Brienner-Straße.
OBM.Fiehler: Die Wittelsbacherstraße ist nicht repräsentativ genug.
Es ist allerdings falsch, dass Wittelsbacherplatz und Wittelsbacherstraße getrennt sind, ich würde das aber nicht tun. Da kann man in der Bevölkerung manche Verstimmung erzielen, weil doch einer der Wittelsbacher, Ludwig I, wirklich ganz Grosses für München geschaffen hat. Ich glaube, dass man das besser nicht macht. Aber beim Maximiliansplatz glaube ich, dass es nichts macht. Der Maximiliansplatz ist benannt nach Max I. und dafür haben wir den Max-Josef-Platz, während die Maximiliansstraße nach Max II benrnnt ist. Ich glaube, man könnte den Maximiliansplatz Mussoliniplatz und die nördliche und südliche Aufahrtsallee Francoallee benennen. Es würde jeder Mensch verstehen, wenn der Maximiliansplatz umbenannt wird. Zur Begründung kann man sagen, daß nach Max I Joseph der Platz beim Hoftheater benannt ist.
StR.Harbers: Es würde darin der Vorschlag für die Paul-Heyse-Str. auf Umbenennung in Trieitschkestraße bis zur Unterführung bestehen bleiben können.
Durch einen Hinweis des Herrn Verwaltungsrats Ratsherrn Neumaier wurde festgestellt, daß die Heckscberstraße in Schwabing nach einem jüdischen Mischling 1.Grades, und zwar nach August Heckscher, der zum Gedächtnis seines Vaters in München eine Stiftung, die Heckscher Nervenheil- und Forschungsanstalt errichtete, benannt ist. Heckscher lebt noch in Amerika, seine jüdische Abstammung ist durch eine Feststellung der Reichsstelle für Sippenforschung einwandfrei nachgewiesen.
Ich schlage dafür den Hamen "Kareolstraße"' vor. Es ist dies die Heimatburg Tristans. Ratsherr Reinhard stößt sich an der Fremdheit des Namens, unter dem sich kein Mensch etwas vorstelle. Sollte der Namee "Kareolstraße" nicht gewünscht werden, würde ich "Artus- Straße" vorschlagen.
OBM.Fiehler: Haben wir keine "Arturstraße", damit wir keine Verwechslungen kriegen?
StR. Harbers: In einer der letzten Sitzungen der Beiräte wurde angeregt, die Kruppstraße in Freimann in Ungererstraße umzubenennen da die Kruppstraße in Zukunft die Fortsetzung der Ungererstraße bis zur Einmündung in die Reichsautobahn bildet. Die Umbenennung liegt im Interesse der einheitlichen Straßenbezeichnung, Ich schlage daher vor, auch diese Umbenennung durchzuführen. Die Gutachterkommission und der Herr Verwaltungsrat sind damit einverstanden.
Nach einer inzwischen erschienenen Verordnung vom 1.April 1939 bedarf die Umbenennung der Straßen in Zukunft der Zustimmung des Beauftragten der Partei. Die Entscheidung kann daher nur vorbehaltlich dieser Zustimmung erfolgen.
Der letzte Vorschlag betrifft den Wegfall der Kruppstraße für das Ende der Ungererstraöe• Das liegt ohne weiteres nahe.
lch schlage vor:
Die Umbenennung der Paul-Heyse-Straße ln "Treitschkestraße", die Umbenennung der Heckscherstraße ln "Artusstrasse", vorausgesetzt, daß nicht ein ähnlicher Name wie "Arturstraße" besteht (OBM.Fiehler» Das scheint nicht der Fall zu sein.), und die Umbenennung der Kruppstraße in "Ungererstraße".
Ausserdem schlage ich vor die Umbenennung des Maximiliansplatzes in Mussoliniplatz.
Begründung! Der Maximiliansplatz ist eine repräsentative Anlage inmitten der Stadt und könnte der Beginn sein eines Ringes der Freiheit. Der Ring wird ausgebaut und es könnte sich später für die Sonnenstraße eine Bezeichnung finden, die sich auf Spanien bezieht; vielleicht kommt auch noch Japan herein.
Für die Benennung nach Franco käme die Auffahrtsallee in Frage.
OBM.Fiehler: An sich mit allen Vorschlägen einverstanden, nur frage ich mich, ob es zweckmässig ist, die Verlängerung der Ungererstraße als "Ungererstraße" gelten zu lassen, und zwar aus folgenden Gründen: Es ist das in Zukunft die Ausfahrtsstraße nach Norden. Nun haben wir in Schwabing eine Berliner Straße, und jeder möchte meinen, daß diese Straße nach Norden führt. Das ist nicht der Fall und ausserdem ist die Berliner Straße eine sehr schäbige Straße, sodaß ich schon sagen muß, die kann man eigentlich nicht als "Berliner Straße" bezeichnen. Es ist die Frage, obman nicht die Verlängerung der Ungererstraße als "Berliner Straße" bezeichnen sollte.
Ratsherr Weber: lch bin anderer Meinung. Die Sache wurde schon an Ort und Stelle besprochen. Die Ungererstraße geht nach dem Ausbau von der Danziger Freiheit bis zur Reichsautobahn durch, und es ist eine große Vereinfachung, wenn entweder der ganze Straßenzug bis zur Reichsautobahn als Ungererstraße bezeichnet wird, man tut sich dann im Autoverkehr leichter, oder wenn man das nicht will, eine andere Straße Ungererstraße nennt und diesen Straßenzug "Berliner Straße". Diese zwei Möglichkeiten bestehen, wir müssen uns aber bei allen großen Straßen angewöhnen, dass wir nicht mitten im Straßenzug abhacken, obwohl die Straßen weit erlaufen, um sie dann wieder anders zu benennen*
OBM.Fiehler: Die Ungererstraße umzubenennen ist nicht wünschenswert. Es ist dort das Ungererbad, wir müßten wieder einen anderen Namen nehmen, und das wäre nicht zweckmäßig. Die jetzige Berliner Straße liegt ganz unmotiviert da. (Ratsherr Weber: Wie heißt die Straße hinaus?) Ingolstädter Landstraße. (Ratsherr Weber: Die hat keine Zukunft.) Ich habe die Berliner Straße nur als Besprechungsgegenstand aufgeworfen. Man könnte auch die Ingolstädter Straße umbenennen.
St.R.Harbers: Die Straße ist nicht mehr so wichtig. Die große Linie geht über die Reichsautobahn.
OBM. Fiehler: Die Herren sind dafür, dass man die Ungererstraße auch in ihrer Fortsetzung so benennt.
Ratsherr Diesenberger: Treitschke war ein sehr angesehener Gelehrter, die Aussprache des Namens ist aber für Münchner sehr schwer. Es gibt doch sicher eine Reihe von Gelehrten, deren Namen ebenso gut gewählt werden könnte.
Dann hätte ich noch eine Anregung, die ich bei dieser Gelegenheit geben möchte und die auf dem Gebiete liegt, das Herr Präsident Weber gestreift hat. Die Grünwalder Straße bis hinaus nach Grünwald gibt zu manchen Beanstandungen Anlaß. Zuerst heißt sle Grünwalder Straße, dam wird sie unterbrochen durch den Authariplatz; dann heißt sie wieder Grünwalder Straße, wird unterbrochen vom Südtirolerplatz und dann heisst sie auf einmal Geiselgasteig-Straße. Das ist aber nicht der Anschluß zur eigentlichen Geiselgasteigstraße, die am Isarhang liegt? Wer glaubt durch die Geiselgasteigstraße nach Grünwald kommen zu können, sieht sich getäuscht. Ausserhalb des Burgfriedens heißt dann die nach Grünwald führende Straße "Münchner Straße". Der Fremde kennt sich wirklich nicht mehr aus. Warum soll nicht die Straße durchgehend Grünwalder Straße heißen? (Ratsherr Weber: Geht die Trambahn noch nach Grünwald? Die würde ich einstellen, wenn Grünwald wirklich diese Stellung zur Eingemeindung einnimmt.)
OBM. Fiehler: Zur Frage der Eingmeindung hat Stsatesekretär Hofmann gesagt, dass er einen Ukas von Innenministerium bekommen habe, dass nun doch mit den Eingemeindungen Schluss gemacht werden müßte; wir könnten höchstens noch Grünwald und Pullach hereinnehmen, dann müßte Schluß sein. Ich habe vor einiger Zeit schon dem Führer gesagt, daß die Dörfer um München die Straßen so gebaut haben, wie sie sie für ihre Bedürfnisse brauchen und die Firmen hätten daran ihre Lagerplätze. Es müßten noch Neuaubing usw. eingemeindet werden. Der Führer sagte, selbstverständlich, worauf ich bemerkte, dass verschiedene Stellen große Schwierigkeiten bereiten. "Welche?" Der Reichsstattheiter und der Innenminister haben erst neulich gesagt oder wenigstens ihre Referenten, daß wir Ruhe geben müßten mit den Eingemeindungen, worauf der Führer sagte, wir sollten ihm einmal schreiben. Herr Bürgermeister Dr. Tempel wird des erledigen. Zur Zeit ist die Einstellung so, daß das Reichsinnenrministerium der Eingemeindung von Grünwald und Pullach zustimmt.
Ratsherr Weber: Der Grünwalder Söckel mag nicht.
St.R.Harbers: Ratsherr Deisenberger hat angeregt, die Straße nach Grünrald durchgehend als Grünwalder Straße zu bezeichnen.
Wenn man schon für die Paul-Heyse-Straße einen anderen Namen als "Treltschkestraße" wählen will, so käme vor allem der Name eines Musikers in Betracht, denn in der Nähe ist die Beethovenstraße und die Richard-Wagner-Straße. Es wäre die Frage, ob man sie nicht nach Johann Strauß benennen könnte. lch weiss nicht, ob wir nicht noch einen anderen bedeutenden Musiker haben.
Ratsherr Pfahler: Auch die Häberlstraße sollte umbenannt werden. Norddeutsche sprechen den Namen schwer aus.
Ratsherr Beck: sollen sich auch umstellen!
OBM.Fiehler: Haben wir eine Sebastian-Bach-Straße? Fine Gluck-Straße haben wir. Wenn man die jetzige Paul-Heyee-Straße nach einem Musiker benennt, hätten wir in der Gegend Namen von Musikern beieinander. Ich würde aber trotzden eine Treitschkestraße in Aussicht nehmen, vielleicht draussen in Schwabing bei der Rancke-Straße. Sie ist doch nach dem Historiker benannt. (StR. Harbers: lch nehme das an.) "Leopold von Rancke berühmter Geschichtsschreiber".De würde die Treitechkeetraße hinpassen. Es muß ober nicht gerade eine sein, die sehr viele Hausnummern hat. Ich würde die ganzen großen deutschen Musiker durchgehen and den bedeutendsten heraus suchen; allenfalls könnte ich mir vorstellen, dass Johann Strauss als Wiener in Frage käme, wenn wir schon nach dem großen Musiker Bach usw. eine Straße benannt haben.
Es würde über Punkt 1 nochmal vorgetragen werden und nach Möglichkeit Johann Strauß oder sonst ein bedeutender Musiker auszuwählen sein.
Bei den Umbenennungen der Heckscher Straße in Artus Straße und der Kruppstr. in Ungererstr. soll es verbleiben, außerdem auch bei allen schon vergetragenen Vorschlägen.
OBM.Fiehler: So einverstanden.
Abschrift
Dezernat 7/13.
München, den 20,Juli 1939,
Gegenstand:
Jüdische Straßennamen.
I, Vormerkung: Nach einem neueren Werke (’’Schlag nach”, Bibliographisches Institut Leipzig) ist der Dichter Hugo von Hofmannsthal jüdischer Abkömmling. Nach ihm ist in München eine Straße benannt. Wie die Durchsicht früherer Verhandlungen ergeben hat, wird Hofmannsthal auch vom Stadtarchiv München als jüdischer Abkömmling, jedoch nicht als Volljude bezeichnet. Die Umbenennung der Hofmannsthalstraße ließe sich daher nur im Zusammenhang mit dem gleichgelagerten Fall der Paul-Heyse-Straße klären (Mitteilung vom 20.1.1938 Nr. 1296).
Für die Paul-Heyse-Straße liegt der Auftrag zur Umbenennung bereits vor. Es wird daher auch die Hofmannsthalstraße umbenannt werden müssen.
Die Hofmannsthalstraße ist eine kurze Verbindungsstraße zwischen der Gilmstraße und der Friedrich-List-Straße gegenüber der Kuranstalt Neufriedenheim (25.Stadtbezirk). Sie ist noch nicht bebaut.
Die nächstgelegenen Straßen sind nach zwei Dichtern (Gilm, Sudermann), einem Bildhauer (Friedrich Brugger) und einem Nationalökonomen (Friedrich List) benannt. Der Lage der Straße nach empfiehlt es sich, sie wieder nach einem Dichter zu benennen.
Es werden vorgeschlagen:
Georg-Seherer-Straße (Professor Georg Scherer, Lyriker, Erforscher und Herausgeber volkstümlicher Dichtung, Geb.16.3.1828, gest. 21.9.1909. Scherer liegt in München begraben).
Hofnaßstraße (Franziska Hoffnaß, Dichterin, Gattin des Komponisten Rheinberger, nach dem ebenfalls eine Straße benannt ist. Bekanntestes Werk: "Dichtungen" - München 1882 - .Geb.18.10.1832, gest. 31.12.1892. Hoffnaß liegt in München begraben).
Wensauerstraße (Dr.Josef Wensauer, der Dichter der "Ballade vom Arbersee"* Geb. 20.10.1809 zu Holzhof bei Amschwang, gest. 22. 7.1878 zu Schrobenhausen).
Breuerstraße (Dr. Hans Breuer, der Verfasser des bekannten "Zupfgeigenhansls").
II. Zum Stadtarchiv München mit 1 Unterakt und dem Ersuchen um nochmalige Prüfung, ob Hofmannsthal Jüdischer Mischling I.Grades ist und um Stellungnahme zu vorstehenden Vorschlägen. Gleichzeitig ersuche ich um Prüfung und Ergänzung der Personalien für die neuen Vorschläge.
Am 20.Juli 1939.
Dezernat 7:
Unterschr. unl.
zurück zum Dezernat 7:
Hugo von von-Hofmannsthal ist 1874 zu Wien geboren und entstammt einer geadelten Jüdischen Familie Löw, ist also nicht Volljude. Über sein Schaffen äußert sich eingehend Adolf Bartels, Geschichte der Deutschen Literatur, 3.Bd.,1928, S.554 ff.
Hofmannsthal ist besonders bekannt als Dichter des Textes für den "Rosenkavalier" von Richard Strauß, ebenso des Textes zu dessen "Elektra" sowie des Operntextes zu "Ariadne auf Naxos" gleichfalls von Richard Strauß.
Die Benennung einer Straße nach Georg Scherer ist wohl deshalb vorgeschlagen, weil Scherer in München begraben liegt. Bedeutender als Georg Scherer ist Wilhelm Scherer, Germanist und bekannt als Herausgeber der "Geschichte der deutschen Literatur". Er ist geboren am 24.4.1841 zu Schönborn Niederösterreich und gest. 16.8.1886 zu Berlin.
Über Wensauer ließen sieb mit den im Stadtarchiv zur Verfügung stehenden Hilfsmitteln nähere Einzelheiten nicht ermitteln.
Das gleiche gilt für Dr. Hans Breuer, dem Verfasser des bekannten Zupfgeigenhansls. Vermutlich ist Breuer noch am Leben, da er ja der jüngeren Generation angehört. Name und Bedeutung der Dichterin Hofnaß sprechen gegen die vorgeschlagene Straßenbenennung.
München, den 4.August 1939.
Stadtarchiv
I.V.
gez. Dr. Hornschuch.
München., den 27.Juli 1940.
Betreff:
Umbenennung von Straßen.
I. Vormerkung:
Nach dem Runderlaß des Reichsarbeitsministers d.I. über die Vereinfachung, der Verwaltung im gemeindlichen Bereich vom 30.8.39 (RMBliV. Nr.36) sind die Arbeiten betreffend Straßenumbenennungen völlig einzusteilen.
Die Vorverhandlungen betreffend
Umbenennung der Königswarter Straße,
Paul-Heyse-Straße, und
Possartstraße und des Possartplatzes
liegen beim Dezernat GA.13
II. Herrn Stadtrat Harbers
zur.gefl. Kenntnisnahme in Vorlage.
Dezernat VII/GA.13:
München, den 5. August 1940
Dezernat VII/4,d.
Betrifft:
Umbenennung der nach Juden benannten Straßen.
An den Herrn Dezernenten Stadtrat Harbers.
Zum Auftrag vom 3. August 1940.
Es wäre sehr erwünscht zu erfahren, ob die maßgebenden Stellen noch im letzten Stadium des Krieges die Umbenennung betrieben haben wollen, zumal gleich nach dem Kriege Straßenbenennungen im großen Maßstab (Neuerschließungen - Eingemeindungen etc.) erfolgen werden, wobei bestimmt Weisungen von höchster Stelle wegen der Festhaltung der Daten, Personen und Örtlichkeiten dieses Krieges kommen werden.
lch selbst war seit der Rückkehr des Herrn Oberbaurats mit den Straßenbenennungen nicht mehr befaßt und bitte deshalb um Weisung, was außer den unter 2) angeführten Erhebungen aur Zelt geschehen soll.
Dezernat VII/40:
Amtmannt