1879 Fernberg
Riedlerstraße. Die "Riedler" waren ein angesehenes Patriziergeschlecht, dessen Mitglieder sich durch große Freigebigkeit auszeichneten. Martin Riedler, Ratsherr in München, stiftete 1449 das sogenannte reiche Almosen, das heut zu Tage noch besteht. Mit demselben war eine Zeit lang eine Ausspeisung armer Leute verbunden. (S. Kostthor.)
1880 Adressbuch
Sie wird nach einem der ältesten Geschlechter Münchens benannt; vornehm und reich hat es sich noch das dankbare Andenken der Nachwelt erhalten. Die „Ridler“ (Riedlaer) spielten im Stadtmagistrat stets eine bedeutende Rolle und machten bis in die Neuzeit dauernde Stiftungen für das allgemeine Wohl Münchens. In den Adelsstand erhoben, schrieb sich die Familie später „Ridler auf Johanneskirchen“; sie erlosch um 1780. Die Straße trägt deren Namen seit 28. Sept. 1877, resp. 1. Jan. 1878. – Bereits 1295 schenkte der Patrizier Heinrich Ridler (gest. 1314) einem kleinen Convente frommer Frauen und Jungfrauen, welche sich dem Diente der Kranken und Sterbenden verbunden hatten, ein Häußchen an der hinteren Schwabingergasse (heute Theatinerstraße). Als das Wirken des Convents sich vergrößerte, und die Zahl der Frauen sich auf zwölf vermehrte, versetzte genau hundert Jahre später Gabriel Ridler letztere in ein geräumigere Haus unfern der vorderen Schwabingergasse (jetzt Residenzstraße), stattete dieses mit Kapitalien aus und erbaute neben ihm eine den beiden Heiligen JOhannes dem Täufer und Johannes den Evangelisten gewidmete Kirche, welche, 1409 eingeweiht wurde. Diese Kirche befand sich über einer Stiege hoch angebracht, wovon der Convent der Schwestern des dritten Ordens des hl. Franziskus nachmals gewöhnlich das Kloster „auf der Stiegen“ hieß (s. Max-Joseph-Platz). So war das erste Ridler'sche Seelhaus allmählich in ein Kloster übergegangen, wiewohl die Schwestern erst 1483 auf höheren Befehl förmliche Ordensgelübde leisteten. 1494 wurde das Kloster durch Ankauf des Hauses und der Hofstatt des Christoph v. Pienzenauer abermals vergrößert, nahm 1583 die Klausur an, verfiel aber 1782 der Auflösung. Man brach die Klostergebäude bis auf die äußeren Mauern ab, welche man zur Erweiterung der Residenz verwendete, theils in ein neu gebautes Haus bei den Elisabethinerinen (s. Mathildenstraße) und wies die Einkünfte der Stiftung der vom Kurfürsten Karl Theodor am 14. Dez. 1781 gegründeten Maltheser-Zunge zu. 1803 wurden die noch lebenden Nonnen förmlich säkularisiert, erhielten eine Wohnung im sogenannten „Gejaidamtshause“ in der Sendlingergasse (gegenwärtig Nro 61 dortselbst, erbaut von den Brüdern Asam- s. Asamstraße – jetzt der Stadtgemeinde gehörend) und mußten weltliche Kleidung anlegen. – Die Brüder Gabriel und Vinzenz Ridler bewerkstelligten aus ihrem Vermögen 1380-85 den Wiederaufbau der abgebrannten Franziskanerkirche (s. Max-Joseph-Platz). – Vor allen Geschlechtsgenossen aber zeichnete sich Martin Ridler, innerer Stadtrath, aus, durch die Stiftung des sogenannten „reichen“ oder „goldenen Almosens“ 1449 (s. Kostthoe, am), das heutigen Tages noch in der Art besteht, daß 1805 und resp. 1819 das Vermögen dieser Gründung, welches vor einigen Jahren schon mehr als 80,000 Gulden angewachsen war, mit dem allgemeinen Krankenhause vereint worden ist. – Das zweite Ridler'sche Seelhaus „am oberen Elend“ (s. Altheimereck) gehört vermutlich erst dem 15. oder 16. Jahrhundert an und lag neben dem Sendlinger'schen. Seine Verwaltung war um die Mitte des vorigen Jahrhunderts in den Händen einer Wittwe M. A. v. Golling, geb. Ridler, gegen Ende desselben hob man es auf und verkaufte es an einen Strumpfwirker. Näher Aufschlüsse fehlen.
1894 Rambaldi
524. Ridlerstraße. Beginnt beider Theresienhöhe, kreuzt die
Ganghoferstraße und zieht sich längs der Simbach-Braunaner-Bahn
über die Westendstraße hinaus bis zur Landsbergerstraße. Sie wird
nach einem der ältesten Geschlechter Münchens benannt; vornehm und
reich hat es sich noch jetzt das dankbare Andenken der Nachwelt erhalten.
Die »Ridler« *) (Riedlner) spielten im Stadtmagistrat stets eine bedeutende Rolle und machten bis in die Neuzeit dauernde Stiftungen
für das allgemeine Wohl Münchens. In den Adelsstand erhoben,
schrieb sich die Familie später nach dem Landgut Johanneskirchen, das sie
seit dem 15. Jhdt. besaß, ,,Ridler aus Johanneskirchen«; sie erlosch um 1780. Die Straße trägt deren Namen seit 28. September
1877, resp. 1. Januar 1878, resp. 6. Oktober 1890, resp. 8. November 1890. —- Bereits 1295 schenkte der Patrizier Heinrich
Ridler (gest. 1314) [Pilotybild 107] einem kleinen Konvente frommer
Frauen und Jungfrauen, welche sich zum Dienste der Kranken
und Sterbenden verbundenl hatten, ein Häuschen an der hinteren
Schwabingergasse (heute Theatinerstraße). Als das Wirken des Konvents sich vergrößerte. und die Zahl der Frauen sich auf zwölf vermehrte, versetzte genau hundert Jahre später Gabriel Ridler (Pilotybild 108) letztere in ein geräumigeres Haus unfern der vorderen
Schwabingergasse (jetzt Residenzstraße), stattete dieses niit Kapitalien aus
und erbaute neben ihm eine den beiden Heiligen Johannes dem Täufer
und Johannes dem Evangelisten gewidmete Kirche, welche 1409 eingeweiht wurde. Diese Kirche befand sich über einer Stiege hoch angebracht, wovon der Konvent der Schwestern des dritten Ordens des
hl. Franziskus nachmals gewöhnlich das Kloster »auf der Stiegen«
hieß (s. Max-Joses-Platz). So war das erste Ridler’sche Seelhaus
allmählich in ein Kloster übergegangen, wiewohl die Schwestern erst
1483 auf höheren Befehl förmliche Ordensgelübde leisteten. 1494
wurde das Kloster durch Ankauf des Hauses und der Hofstatt des
Christoph v. Pienzenauer abermals vergrößert, nahm 1583 die
Klausur an, verfiel aber 1782 der Auflösung. Man brach die Klostergebäude bis auf die äußeren Mauern ab, welche man zur Erweiterung der Residenz verwendete, versetzte die Nonnen teils in das
nahe Pütrichkloster, teils in ein neugebantes Haus bei den Elisabethinerinnen (s. Mathildenstraße) und wies die Einkünfte der Stiftung
der vom Kurfürsten Karl Theodor am 14. Dez. 1781 gegründeten
Maltheser-Zunge zu. 1803 wurden die noch lebenden Nonnen förmlich säkularisiert, erhielten eine Wohnung im sogenannten »Gejaidamtshause« in der Sendlingergasse (gegenwärtig Nr. 61 dortselbst,
erbaut von den Brüdern Asam [s. Asamstraße], jetzt der Stadtgemeinde
gehörend) und mußten weltliche Kleidung anlegen. — Die Brüder
Gabriel und Vincenz Ridler bewerkstelligten aus ihrem Vermögen
1380—85 dem Wiederanfbau der abgebrannten Franziskanerkirche (s.
Max-Josef-Platz). — Vor allen Geschlechtsgenossen aber zeichnete sich
Martin Ridler (Pilotybild 88), innerer Stadtrat, aus, durch die
Stiftung des »reichen« oder »goldenen Almosens« 1449 (s.Kostthor,
aiu), das heutigen Tages noch in der Art besteht, daß 1805 resp.
1819 das Vermögen dieser Gründung, welches einige Jahre zuvor
schon auf mehr als 80000 Gulden angewachsen war, mit dem allgemeinen Krankenhause vereinigt worden ist. —- Daszweite Ridler’sche
Seelhaus ,,am oberen Elend« (s. Altheimereck) gehört vermutlich erst
dem 15. oder 16. Jhdt. an und lag neben dem Seiitlinger’schen.
Seine Verwaltung lag um die Mitte des vorigen Jahrhunderts in
den Händen einer Witwe M. A· v. Golling, geb. v. Ridler, gegen
Ende desselben hob man es auf und verkaufte es an einen Strumpfwirker. Nähere Aufschlüsse fehlen.
*) Vgl. C. Freiherr von Leoprechtiug Stammbuch vom Possenhofen, der
Insel Wörth und Garatshausen am Würmsee, München 1854, Druck und Verlag von Dr. C. Wolf & Sohn S.95.
1965 Baureferat
Ridlerstraße: Ridler, reiches Münchner Potriziergeschlecht (1295-1790), fromme Stifter, darunter besonders Martin R., der Mitglied des Inneren Rates der Stadt war, er stiftete 1449 das „goldene Almosen", das zuletzt noch im 19. Jhdt . dem Krankenhaus l. d . I. zugute kam; mehrere Mitglieder der Familie sind auf dem Pilotybild im Neuen Rathaus dargestellt. *1878