1894 Rambaldi
518. Pütrichstraße.Führt durch den ehemaligen Militärholzgarten (Haidhausen) von der Keller- zur Preysingstraße.
Zur Erinnerung an das hochangesehene Patriziergeschlecht der
Pütriche, welche wahrscheinlich aus Regensburg stammen. In München erscheinen sie erst urkundlich im Jahre 1239, wo Hermann
Pütrich im Rate saß, ebenso Heinrich Pütrich in den Jahren 1300
und 1302. Dieses Geschlecht war stets im Besitze der angesehensten
Ämter und Würden in München, namentlich als Räte und Bürgermeister. Von großem Reichtume war es in und um München sehr
begütert. Am heutigen Max-Josef-Platze, dem damaligen Franziskanerkloster ( jetzt k. Hoftheater) gegenüber, befand sich schon in früher
Zeit eine dem hl. Christoph geweihte Kapelle, und zwar auf einen
der Familie Pütrich gehörigen Grunde. Dahin bauten die Pütrich
mit reicher Dotierung ein Kloster für die büßenden Schwestern des
dritten Ordens des hl. Franziskus, genannt das Pütrich- auch Bittrich-
Regelhaus, welches von Herzog Ludwig dem Strengen bestätigt wurde.
Die folgenden Nachkommen der Pütriche waren stets freigebige Wohlthäter dieses Klosters und insbesondere erweiterten sie das alte Konvent, indem sie um 1385 das Eckhaus dazu erwarben und mit dem
alten Hause verbanden. Noch heutzutage ist ein Teil des alten
Klosters vorhanden, welches auf dem Areale der Häuser Nr. 11 und
12 der Residenzstraße, Nr. 1, 2 und 3 an der Perusastraße und Nr. 44 an der Theatinerstraße stand. Ein Jakob Pütrich, welcher
von Augsburg nach Reichertshausen übersiedelte, war ein rauf- und
händelsüchtiger Mann. In dieser Zeit des Faustrechtes kam Jakob
Pütrich am St. Barbarabend 1370 gewaffnet nach Augsburg,
lagerte sich bei einem Turme am Göggingerthore und lauerte auf
einige junge Bürger. Wirklich gelang es ihm, deren zwei, den Jakob
Konzelmannn und Thomas Rappolt zu fangen, aber indem er sie aus
der Stadt Augsburg wegführen wollte, wurde er von den herbeigeeilten Bürgern Peter Langenmantel und Hans Groß ergriffen und in Eisen
und Bande in das städtische Gefängnis auf de, Rathause abgeführt.
Er fand jedoch Mittel zu entkommen, indem von seinem Verwandten
die Wächter mit dreihundert Gulden bestochen wurden. Aber im Jahre
1375 kam dieser Jakob Pütrich abermals nach Augsburg, um an
dieser ihm verhaßten Stadt Rache zu nehmen· Am Auffahrtstage
fing er zwei Bürger und verstümmelte sie, indem er ihre Hände und
Füße abhieb. Entrüstet ob dieser Frevelthat erklärte ihn der Magistrat dieser Reichsstadt für vogelfrei und setzte eine Prämie von
1500 Gulden für jenen fest, der ihn lebend, und 1000 Gulden für
jenen, welcher ihn tot einliefern würde. Allein Jakob Pütrich ließ
sich hierdurch nicht schrecken, sondern wagte eine neue Unthat, indem
er am St. Bartholomäussabend in die Vorstadt ritt und daselbst
vier arme Männer erstach. Solch düsteren Vorfällen jenes rohen
Zeitalters gegenüber sehen wir bei andern Gliedern dieser Familie
ein desto erfreulicheres und erhebenderes Wirken. Im Jahre 1371
ließ der Stadtkämmerer Pütrich das Rathaus sowohl im Inneren als
von außen renovieren, jedoch auf Kosten der Gemeinde, und im Jahre
1393 wurden auf seine Veranstaltung wiederholt die Ratsgebäude
mit Malereien verziert, der Ratturm neu mit Blei eingedeckt und
oben darauf ein ,,Bändl« mit dein Münchenerkindl angebracht.
Ludwig Pütrich erbaute i. J. 1870 in der Pfarrkirche zu U. L-
Frau in München einen Altar zur Ehre der Dornenkrone Christi und
des hl. Erasmus, wozu er ein Meßbenefizium stiftete, das heutigen
Tages noch besteht.
Eine Linie der Pütrich hatte das Schloß und Gut Reichertshausen erworben, und diese nannten sich nun die Pütriche von Reichertshausen. Diese stifteten i. J. 1349 das hl. Geistspital zu St.Pölten
bei Weilheim, welches Herzog Albrecht i. J. 1440 neuerdings bestätigte.
Johann Pütrich war nebst Georg von Waldeck, Schweickher von
Glindelsingen, und Konrad von Preysing Unterhändler und Vermittler
des zwischen Herzog Ernst von Bayern und Elisabeth, des Herzogs
Barnabas von Mailand Tochter, i. J. 1395 abgeschlossenen Heiratsvertrages. In diesem Vertrage werden obige vier Abgeordnete »die
edlen und ansehnlichen Ritter und Herrn« genannt, woraus hervorgeht, daß das Geschlecht der Pütriche damals unter die edlen und
rittermäßigen gezählt wurde.
Barbara Pütrich war in denl Jahren 1408 bis 1415 Abtissin
im Kloster der Klarissinnen am Anger.
Wilhelm Pütrich und dessen Mutter Sabilla stifteten 1402 in
der St. Peter-Pfarrkirche hinter dem Hochaltar eine Kapelle nebst
Altar, unsers Herrn Leichnam geweiht, welche noch heutzutage den
Namen Pütrichkapelle führt. Jakob Pütrich von Reichertshausen (Pi-
lotybild 24) hat uns ein größeres deutsches Gedicht hinterlassen, das
er im Auftrage der Pfalzgräfin Mathilde von Osterreich i. J. 1452
verfaßte. Dieses Gedicht ist namentlich dadurch von höchsten Interesse,
weil er uns darin erzählt, wie er eigens eine Reise nach Eschenbach
in Franken machte, um die Grabstätte des Minnesängers Wolfram
voll Eschenbach zu besuchen, wobei er genau den seitdem verschwundenen Grabstein dieses großen Dichters beschreibt. Die Reichertshauser
Linie starb zu Ende des 15. Jhdts. aus. Jakob Pütrich, gest.1594,
war gefürsteter Probst von Berchtesgaden. Mit diesem starb das
ganze Geschlecht der Pütriche aus. *) Die Straße trägt ihren Namen
seit 20. Nov. 1881.
*) Jos. Mayer, ,,Münchner Stadtbuch« S. 34; Oberb. Arch. XI. 98.1943 Adressbuch
Nach dem hochangesehenen, durch Stiftungen verdienten Patrizergeschlecht der Pütrich, die unter anderen das ehemalige Bittrichkloster am heutigen Max-Joseph-Platz erbaut und von denen einer der ältesten Stadttore Münchens, das Sendlinger-Tor an der Kreuzung der Sendlinger Straße, des Färbergrabens und Rosentals, auch den Namen „Pütrichturm“ getragen hat.
Führt von der Keller- zur Preysingstraße (Haidhausen).
1965 Baureferat
Pütrichstraße: Pütrich, reiche und wohltätige Münchner Patrizierfamilie des 13.-15. Jhdts. , das mehrere Stadträte, Stadtkämmerer und Bürgermeister stellte. Bedeutsam u. a. auch: Jakob III. Pütrich von Reichershausen, im 14. Jhdt. Münchner Minnesänger und herzogl. Rat. *1881