Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Datum | 28.02.1946 | Signatur | DE-1992-STRA-40-65-15 |
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Absender | Bibliotheksdirektor Hans Ludwig Held | Empfänger | Referat 12 |
Art | Brief | Status | Namensfindung |
Suchen | Personen |
Biblithekdirektor
Hans Ludwig Held.
München, den 28.2.1946
Zum Referat 12
Betreff : Umbenennung von Strassen
Ich bin mit Stadtschulrat Br. lingerie und Archivdirektor Br. Schaffer der selben Meinung, dass man alteingewurzelte Straseen- nämeh, die ihre Berechtigung aus der historischen Entwicklung der Stadt herleiten, nicht ändern und damit den gleichen Fehler machen soll, wie dies in der Hitlerzeit geschehen ist. Zeine der damaligen Umbenennungen ist im übrigen populär geworden, aber jede hat doch wohl irgendwie zum Widerstand herausgefordert. Ich halte die Namen der Opfer des Faschismus für zu wertvoll, als dass man sie eben diesem gleichen Widerstand aussetzt. Bagegen scheint mir eine würdige und der Entwicklungsgeschichte gemasse Ehrung.darin zu liegen, dass man kommende Strassenzüge und Plätze mit ihren Namen auszeichnet. Sie haben für eine neue Zeit gelitten und deshalb sollen auch die ersten sichtbaren Zeugen dieser Zeit ihre Namen tragen. Damit wachsen sie organisch in das Volksbewusstsein ein und werden ein wirkliches Gedächtnis. Selbstverständlich ist es aber aus Gründen der Bankbarkeit gegenüber den Betroffenen und ihren Angehörigen wie auch aus erzieherischen Gründen unbedingt notwendig, schon jetzt auf die Opfer des Naziregimes hinzuweisen und zwar in einer viel 'eindringlicheren Weise als dies mit Strassenumbenennun- gen zu erreichen ist, deren Sinn doch alsbald häufig wieder verflachen dürfte. Ich schlage deshalb vor, an verkehrsmässig geeigneten und viel begangenen Punkten der Stadt künstlerische Gedenksäulen oder Ifrramiden' aufzustellen, welchejiie Namen der Gefallenen der einzelnen Stadtviertel trägen, lausende müssen täglich an diesen Stellen vorübergehen und werden damit zum Nachdenken gezwungen. Biese Art der Ehrung könnte für ständig oder wenigstens so lange beibehalten werden, bis die Benennung voh neuen Strassen und Plätzen im Sinne meiner Ausführungen möglich ist. Wenn aber ~ doch Strassen heute schon umbenannt werden sollen, schlage ich die Änderung von bereits in den vergangenen Jahren umbenannten Strassen, besonders aber der vielen militärischen Strassennamen vor, die in den Kasernenvierteln (z.B. Marsfeldgegend) vorherrschen. Besonders mit den letzteren Strassennamen verbinden sich keine für die Entwicklungsgeschichte der Stadt besonders wichtige Namen.
(Prof. Hans Ludwig Held)