Straßenbenennungen

Umbennung der restlichen Judenstraßen

Datum28.02.1938SignaturDE-1992-STRA-35 
Nr.1
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ArtBriefStatusEinwände
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KategorieJuden
Bemerkung

An sämtliche Mitglieder der Beiräte für Verwaltungs-, Finanz- und Baufragen.

 

Der Oberbürgermeister der Hauptstadt der Bewegung
Dezernat 7/41. München, den 28.Februar 1938.

An sämtliche Mitglieder der Beiräte für Verwaltungs-, Finanz-- und Baufragen.

Betrifft: Straßenbenennungen.

Mit 2 Beilagen.

Ich gestatte mir anbei einen Beschluß-Entwurf für die Umbenennung der noch nach Juden benannten Straßen in München sowie einen Entwurf für die Straßenbenennung 1938/1.Teil mit der Bitte um gefl. Durchsicht zu übermitteln. Ich beabsichtige beide Angelegenheiten in einer der nächsten Sitzungen der Entscheidung des Herrn Oberbürgermeisters zu unterstellen und bitte um baldgefl. Stellungnahme zu den Vorschlägen.

Dezernat 7: Stadtrat.


Dez.7/41. 

Betrifft:
Straßenumbenennungen.

Beratungssache für die Beiräte für Verwaltungs-, Finanz-» und Baufragen. (Ohne Presse.)

 

I . Vortrag des Dezernenten: Der Herr Oberbürgermeister hat mit Verfügung vom 21.Dezember 1936 angeordnet, die Münchener Straßennamen daraufhin zu prüfen, ob nicht Straßen vorhanden sind, die nach Juden benannt wurden, und deren Umbenennung in Erwägung zu ziehen. Im Benehmen mit dem Stadtarchiv wurde diese Prüfung vorgenommen und festgestellt, daß außer den bereits umbenannten Straßen noch 5 Straßen nach Juden benannt sind und zwar die Eichtalstraße, Meyerbeerstraße, Beerstraße, Trautmannstraße und Hermann-Levi-Straße, ferner die nach der Schriftstellerin Klara Viebig (Pseudonym für Klara Cohn) benannte Straße. Viebig ist mit einem Juden verheiratet und lebt in Berlin-Zehlendorf.

Herr Oberbürgermeister hat nun die Stellungnahme des Stellvertreters des Führers eingeholt. Stabsleiter Bormann schreibt unterm 25.10.1937, daß der otellvertreter des Führers die Umbenennung der Straßen für notwendig hält. Es würde keinesfalls verstanden werden, wenn ausgerechnet in München eine Straße "Hermann-LeviStraße" heißt. Die vorgenannten Straßen müssen daher umbenannt werden mit Ausnahme der Trautmannstraße, da es in diesem Falle genügen würde, die nach "dem Heimatdichter und -Schriftsteller Franz Trautmann" im Adreßbuch der Öffentlichkeit bekanntgegebene Begründung abzuändern und auf den gleichnamigen Münchener Heimatforscher Professor Karl Trautmann abzustellen.

Ferner hat der Verein der Offiziere des ehemaligen l.ochweren Reiter-Regimentes Prinz h.arl von Bayern sowie die Kameradschaft ehemaliger Kürassiere und Schwerer Reiter des gleichen Regiments gemeinschaftlich um Benennung einer "Schwere-Reiter-Straße" ersucht. Die Gutachterkommission hat sich in der letzten Besprechung damit einverstanden erklärt, daß der östliche Teil der Leonrodstraße, zwischen Jachauer und Winzererstraße, unbenannt wird, da an dieser Straße die ehemalige Schwere-Reiter-Kaserne liegt.

Die Heeresstandortsverwaltung sowie die Kommandantur haben sich mit einer Umbenennung dieses Teiles in "Schwere-ReiterStraße" einverstanden erklärt.

Um Umbenennung der Unteren Grasstraße in Obergiesing hat die Bezirksvereinigung München-Giesing der Stadtvereinigung München-Süd ersucht mit folgender Begründung;:

"Die Ortsgruppe der NSDAP, mit ihren gesamten Gliederungen hat nun in dieser Straße die ehemalige Gaststätte "Zum Kriegerheim" völlig neu umgebaut und das Außere des Hauses dem Zveck entsprechend würdig gestaltet. Dieses Ortsgruppenheim gibt nun diesem Straßenzug ein neues Gepräge und sein Name "Anton-Heigl-Heim" erinnert an einen der ältesten Kämpfer des Führers. Wir möchten nun anregen, daß die Untere Grasstraße einen der Namen der beiden alten verstorbenen Kämpfer des Führers, "Anton Heigl" oder "Alois Jegg" erhält.

Auch Alois Jegg gehörte zu den ersten Getreuen Adolf Hitlers und half ohne Rücksicht auf seine eigene Person den 3oden für den Nationalsozialismus in Giesing und Au vorzubereiten und auszubauen."

Ich habe keine Bedenken, die Untere Grasstraße in "Alois-JeggStraße" umzubenennen. Allerdings hat die Straße 29 Hausnummern, die in die neue Straße einzunumerieren wären.

Eine weitere Umbenennung wurde beantragt von den sämtlichen Bewohnern des "Hieselschneiderweges" in Perlach. Es handelt sich hier um eine alte Wegbezeichnung. Die Straße wurde seinerzeit bei der Eingemeindung Perlachs im Jahre 1930 so bezeichnet. Als Begründung der Umbenennung wird angeführt:

"Der Name Hieselschneiderweg ist ohne jeden Zweifel eine nicht nur lächerliche, sondern auch wertmindernde Bezeichnung. Diese Straßenbezeichnung ist kaum richtig auszusprechen und wird noch viel häufiger unrichtig geschrieben.

Die Bezeichnung "Hieselschneiderweg" dient auch keinesfalls dazu, die Wohngegend leicht zu finden; denn selbst die Großväter Perlachs kennen den Hieselschneiderhof nicht mehr, aus dem die Wegbezeichnung hergeleitet wurde.

Außer diesen angeführten stichhaltigen Gründen wären noch manche aufzuzählen, um die Umbenennung zu rechtfertigen."

Wenn auch diese Begründung an sich nicht gerade für eine Umbenennung spricht, so habe ich doch keine Einwendungen gegen eine Umbenennung.

 

II. Vorschlag des Dezernenten:

Ich bitte folgende Umbenennungen zu genehmigen.

Eichtalstraße im 18.Stadtbezirk in "Faistenhaarer Straße".
Faistenhaar, Ort zwischen Tegernsee und Bad Tölz.

Hermann-Levi-Straße im 22.Stadtbez. in "Schikanederstraße".
Emanuel Schikaneder, Schauspieler und Dichter der Zauberflöte, die von Mozart vertont wurde. Geb. am 3.1.1748 zu Regensburg, gest. am 21.9.1812 zu Wien.

Meyerbeerstraße im 28.Stadtbez. in "Johann-Fez-Straße".
Johann Christoph Fez, Musiker und Komponist, kurkölnischer Kapellmeister zu Bonn und Oberkapellmeister zu Stuttgart. Geb. 9.9.1604 zu München, gest. 25.9.1716 zu Stuttgart.

Beerstraße im 29.Stadtbezirk in "Ennemoserstraße".
Sepp Ennemoser, Arzt und Universitätsprofessor, als Medizinstudent Geheimsekretär Aindreas Hofers und später Hauptmann des Lützow'schen Freikorps. Geb. 15.11.1787 zu Schönau in Tirol, gest.19.9.1854 zu Rottach-Egern.

Klara-Viebig-Straße im 25-Stadtbez. in "Leibnizstraße".
Gottfried lilhelm Ireiherr von Leibniz, Philosoph und Folyhistoriker. Geb.1.7.1646 zu Leipzig, gest.14.11.1716 zu Hannover. Die Leibnizstraße und -platz wurden infolge Baulinienänderung 1937 aufgehoben.

Hieselschneiderweg im 30. Stadtbez. in "Ottweilerstraße".
Ottweiler, Dorf im Saargebiet. Die Straße wurde im gleichen Gebiet 1935 aufgehoben.

Östl.Teil der Leonrodstraße zwischen Dachauer und Winzererstraße im 21.Stadtbezirk in "Schwere-Reiter-Straße" Zur Erinnerung an das ehemalige l. SchwereReiter-Regiment "Prinz Carl von Bayern", das mehr als 100 Jahre das einzige Kavallerie-Regt. des Münchener Standorts war.

Untere Grasstraße im 17.Stadtbez. in "Alois-Jegg-Straße".
Alois Jegg, Schreiner, Träger des Goldenen Ehrenzeichens der Partei und einer der ersten Getreuen des Führers, der den Boden für den Nationalsozialismus in Giesing und Au vorbereiten half. Geb. 19.6.1852 zu Burglengenfeld, gest. 21.11.1935 zu München.

Für die "Trautmannstraße" schlage ich folgende Begründung vor:
"Dr. Karl Trautmann, Münchener Geschichtsforscher und Schriftsteller, Verfasser der "Kulturbilder aus Alt-München" . Geboren 4.11.1857 zu Müncnen, gestorben 22.3.1936 zu München."

 

III. Entscheidung des Oberbürgermeisters.

IV. Zum Dezernat 7 zum Vollzug zurück.

Der Oberbürgermeister. Dezernent