Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Straße | von | Grund | bis | Grund |
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Max-Halbe-Weg | 1969 | Erstnennung | Kein Grund angegeben |
Sehr geehrte Herren,
ich erlaube mir, zugleich im Namen meiner Brüder Robert und Max Valdemar Halbe, als die Erebn des Dichters Dr. Max Halbe (fest.30.11.1944) einmal anzufragen, wie die Zukunft der MAx-Halbe-Straße (Moosach) sich gestalten wir.
HInsichtlich der vielen Bauprojekte bezüglich des Olympia-Jahres und auch sonst, möchten wir nicht versämen endlich mit dieser Anfragem die allein schon deshalb berechtigt sein dürtfte, da nichts in dem ausgedehnten ländlichen Terain darauf hinweist, dass in absehbarer Zeit eine Planung beabsichtigt ist, an Sie heranzutreten.
Dem Dichter Max Halbe der incl. seiner Studienjahre an der Universität Müchen mit dortiger erfolgter Promotion, gegen sechzig Jahre in München-Schwabing lebte, wurde zu seinem 60. Geburtstag 4.10.25 von der Stadt München unter Herrn Oberbürgermeister Dr. h.c. Scharnagl und Herrn Bürgermeiste Dr, Küfner mit der Verleihung einer nach ihm benannten Straße ausgezeichnet. Die Urkunde liegt in der Handschriftensammlung, Mathildenstr. deren Archiv den literarischen Nachlass von Max Halbe im Besitz hat.
Max Halbe der sich schon als Schwabinger betrachtete, da er bis dahin und bis zum Tode ausschließlich in Schwabing gelebt hat (Giselastr., Wilhelmstr., Martiusstr.) in diesen Wohnungen seine Werke geschrieben und auch sonst sowohl vom künstlerischen als auch vom gesellschaftlichen Standpunkt zum literarischen Renomeé Schwabings begetragen hatte, war erstaunt dass man ihm im fernen Moosach diese Ehrung zugedacht hat. Da er jedoch grossen Geistes war und langmütig genug dazu, wartete er dor in Aussicht gestellte Entwicklung des Moosacher Wiesenterrain in eine Max-Halbe-Straße, wie es die Urkunde besagt, ab. Er ist darüber gestorben.
Es sind in diesen Jahrzenten (1925-1968) von der Stadt München, die erstaunlichsten Ehrungen in Gestalt bestgelegenster Strassen, darüber hinaus Plätze und Brunnen an künstlerisch Tätige und nicht mehr Tätige verliehen worden.
Bezugnehmend auf dies alles, erlauben wir uns, Ihnen heute mit einem Vorschlag zu kommen sofern sie nicht selbt einen solchen in adäquater Form hätten, um diesen bisherigen Zustand ein Ende zu bereiten.
Könnte man nicht den Brunnen der sich vis a vis der Münchner Rückversicherung Ecke Thieme und Königinstr. (u. bisher namenlos) zu einem Max-Halbe-Brunnen benennen? Oder den Weg den der Dichter beinahe täglich im engl. Garten, parralel der Königinstr (Reitschule) über seine Dichtungen nachdenkend, spazieren ging, nach ihm benennen?
Wenn in den Gasteig-Anlagen ein Wilhelm-Hauenstein-Weg acceptiert wurde oder in Bogenhausen ein Gustav-Waldau-Steig, so könnte es doch zu ermöglichen sein, an vorgeschlagener Stelle eienen Weg nach Max-Halbe zu benennen.
Es dürfte erwähnenswert sein, dass auch der Sohn des Dichters, Direktor Max Valdemar Halbe als massgebender Mitbegründer der Internationalen Handwerksmesse einiges dazu beigetragen hat, Münchens Interessen auf kommerziell-industriellem Gebiet wahrzunehmen.
Sehr geehrte Herren, wir hoffen, trotz Ihrer olympischen Vorbereitungen und Inanspruchnahme unserer Vorschläge geprüft wird und zu einem annehmbaren Abschluß führen wird.
Mit dem Ausdruck vorzüglicher Hochachtung
Aneliese Halbe
Max Halbe
4.10.1865
Schriftsteller, Dramatiker
verstorben am 30.11.1944
Reichskulturkammer und Verschiedenes:
Dr. phil. HALBE, Max
geb. 4.10.1865 in Guettland b. Danzig
Beruf: Schriftsteller, Dramatiker
Anschriften: Berlin-Charlottenburg 2, Mommsenstr. 70 (1938);
München 23, Martiusstr. 6 (-1944);
Burg bei Neuoetting/Obb. (1944).
Dr. H. war eig. Angaben im Jahre 1938 zufolge kein NSDAP-Mitglied. Die hier vorhandenen Unterlagen ueber ihn lassen nicht erkennen, dass er im nationalsozialistischen Sinne hervorgetreten ist. Er war lediglich Mitglied der Reichsschrifttumskammer, Mitglieds-Nr. 1432, Eintrittsdatum ist nicht angegeben. Ferner ist er Mitglied der Preuss. Akademie der Kuenste, Sektion für Dichtkunst und der Deutschen Schillerstiftung sowie Vorsitzender der Zweigschillerstiftung Muenchen und Ehrenbürger der Staedte Danzig und Marienburg gewesen.
Dr. H.erhielt aus der Spende "Künstlerdank" des Reichsministeriums fuer Volksaufklaerung und Proaganda seit 1938 monatliche Unterstuetungen in Hoehe vom RM 500.- sowie in den Jahren 1938 und 1939 drei Geldzuwendungen in der Gesamthoehe vom RM 16 000.-.
Eigener Angab zufolge die er in einem vom ihm am 18.10.1038 ausgefuellten und unterschriebenen "Fragebogen betreffs Spende Kuenstlerdank" machte, sind doe Zahlungen aus der genennaten Spende aufgrund "persoenlicher Darlegung seiner Verhaeltnisse von Reichsminister Dr. Goebbels aus eigener Initiative erfolgt".
Er erhielt ausserdem eine Pension aus der Deutschen Schillerstiftung in Hoehe vom RM 200.- monatlich und als Ehrensenator der Stadt Danzig seit 1940 einen Ehrensol von RM 300.- monatlich sowie - in den letzten Jahren bis zu seinem Tode - einen Ehrensold aus Mitteln des NSDAP-Gauleiters in Muenchen in Hoehe vom RM 200.- monatlich.
H. ist am 30.11.1944 verstorben.
Die im 28. Stadtbezirk seit 1925 nach Max Halbe benennte Straße mußte 1965 wegen ihrer Nichtwiederherstellung eingezogen werden. Der Name wurde seither zur Wiederverwendung vorgemerkt.
Frau Anneliese Halbe wandte sich mit Schreiben vom 18. Juni 1968 (s. Analge 1) an das Baureferat und brachte die Bennung einer Verkehrsfläche nach dem Schriftsteller erneut in Erinnerung.
Die inzwischen beim Document Center in Berlin angestellten Erhebungen (s. Anlage 2) ergaben, das Max Halbe zwar kein nominelles Mitgleid der NSDAP war, aber solche Beziehungen zu ihr unterhielt, daß unter Umständen aus unterrichteten Kreisen der Bevölkerung Einwände gegen eine solche Straßenbenennung erhoben werden könnten.
Das Baureferat bittet deshalb um Stellungsnahme, ob die Verwendung des Namens des Schriftstellers für eine Straßenbenennung weiterhin in Erwägung gezogen werden kann.
Dem Schriftsteller Max Halbe wurde bereits 1925 anlässlich seines 60. Geburtstages als Ehrung eine Straßenbenennung nach seinen Namen in Aussicht gestellt,
Max Halbe war nie Mitglied der NSDAP.
Die Max Halbe 1938 - 1944 gewährten Geldzuwendungen aus Miteln des Reichspropagandaministers und des Münchner NSDAP-Gauleiters können politisch höchstens dahingehend interpretiert werden, daß Max Halbe in den Augen des NS-Regiems nicht als "politisch unzuverlässig" galt.
Dies erscheint dem Stadtarchiv jedoch nicht als Hinderungsgrund, die Verwendung des Namens des Schriftstellers Max Halbe für eine Straßenbezeichnung weiterhin in Erwägung zu ziehen.
Dr. Vogel
Oberarchivrats