Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Straße | von | Grund | bis | Grund |
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Friedhofstraße | 1903 | Erstnennung | 14.8.1930 | Eingemeindung (Umb.) |
Hieselschneiderweg | 14.8.1930 | Eingemeindung (Umb.) | Kein Grund angegeben | |
Ottweilerweg | 18.10.1934 | Umbenennung | 1938 | Umbenennung |
Ottweilerstraße | 1938 | Umbenennung | Kein Grund angegeben |
Die Hausbesitzer an der Friedhofstraße in Perlach
An den Stadtrat München
Betreff. Strassenbenennung in Perlach.
Gelegntlich der Zusammenstellung für das Münchner Adressbuch erhielten wir Kenntis von der Umbenennung der
F r i e d h o f s t r a ß e
in die Bezeichnung
H i e s e l s c h n e i d e r w e g
wogegen wir einstimmig protestieren.
Die Friedhofstraße hat ihre Bezeichnung seit dem Jahre 1903, zu welchem Zeitpunkt die ersten Häuser in dieser Straße gebaut worden sind, also seit 27 Jahren und ist in Perlach also seit einem halben Lebensalter so bekannt.
Da der Zweck einer Straßenbenneung in erster Line derjenige ist, eine Straße oder Adresse möglichst rasch ausfindig zu machern, ist der Name Friedhofstraße insofern günstig gewählt worden, als die straße tatsächlich zum Friedhof führt.
Sehr wesentlich bei der Umbennung der Strassen ist der Umstand, dass verschiedene Strassen erst vor etwa einem Jahre von der Gemeinde Perlch neu festgelegt oder umbezeichnet worden sind und der neue Strassenname vielfach bei meitem noch nicht so sehr in Fleisch und Blut übergangen ist, als bei unserer Freidhofstrasse, sodasss jede andere Strasse eher einen neuen Namen verträgt, als gerade die unsere.
Wenn sie also schon auf die Bezeichnung Hieselschneiderweg in Perlach nicht verzichten wollen, möchten wir sie hierdurch höflichst bitten irgend einen anderen Weg oder Strasse hiermit zu taufen und wir gestatten uns auch noch an dieser Stelle Ihnen anheim zu stellen, vielleicht eine Gasse in der Nähe des ehemaligen Hieselschneider-Hofes so zu bezeichnen und uns den Namen Friedhofstrasse zu belasen. Nicht unerwähnt möchten wir noch lassen, dass der einst vor langer Zeit bestandene Hieselschneiderhof in einem ganz anderen Viertel lag, sodass ein nach ihm benannter Weg auch deshalb bei uns nicht seinen Zweck so erfüllen könnte, als in entgegen gesetzter Richtung.
Wir bitten sie nach Lage der Sache umserm Wunsche wohlwollend gegenüber zu stehen und wenn schon vielleich der Name Friedhofstraße deshalb nicht bestehen bleiben könnte, weil er in vermutlich anderen eingemeindeten Vororten ebenfalls erscheint, oder mit dem neuen Friedhof bei Stadelheim verwechselt werden könnte, die Umbennung in Perlacher Friedhofstraße, oder Alte Perlacher Friedhofstraße vorzunehemen.
Wir geben der angenehmen Erwartung Ausdruck, dass Sie bei unseren berechtigtem Wunsche umgehend entsprechen werden, damit unsere Strasse im neuen Adressbuch unter der Bezeichnung Hieselschneiderweg nicht erscheinen wird, sondern Friedhofstrasse, eventl. mit einer Ergänzung wie oben erwähnt bestehen bleibt.
Hochachtungsvoll
(18 Unterschriften)
1.) Neubenennungen
b) Änderungen im Verlauf bestehender Straßen
1 b) Reichskleinsiedlung "Am Hart".
b) Änderungen im Verlauf bestehener Straßen
c) Aufzuhebende Straßen
Dez.VII/41.
München, den 21. April 1938
Gegstd.:
Straßenumbenennungen
Beratungssache für die Beiräte für Verwaltungs-, Finanz- und Baufragen (Ohne Presse)
I. Vortrag des Dezernenten:
Der Herr Oberbürgermeister hat mit Verfügung vom 21.Dezember 1936 angeordnet, die Münchener Straßennamen daraufhin zu prüfen, ob nicht Straßen vorhanden sind, die nach Juden benannt wurden, und deren Umbenennung in Erwägung zu ziehen. Im Benehmen mit dem Stadtarchiv wurde diese Prüfung vorgenommen und festgestellt, daß außer den bereits umbenannten Straßen noch 5 Straßen nach Juden benannt sind und zwar die Eichtalstraße, Meyerbeerstraße, Beerstraße, Trautmannstraße und Hermann-Levi-Straße, ferner die nach der Schriftstellerin Klara Viebig (Pseudonym für Klara Cohn) benannte Straße. Viebig ist mit einem Juden verheiratet und lebt in Berlin-Zehlendorf.
Herr Oberbürgermeister hat nun die Stellungnahme des Stellvertreters des Führers eingeholt. Stabsleiter Bormann schreibt unterm 25.10.1937, daß der Stellvertreter des Führers die Umbenennung der Straßen für notwendig hält. Es würde keinesfalls verstanden werden, wenn ausgerechnet in München eine Straße "Hermann-Levi-Straße" heißt. Die vorgenannten Straßen müssen daher umbenannt werden mit Ausnahme der Trautmannstraße, da es in diesem Falle genügen würde, die nach dem Heimatdichter und -schriftsteller Franz Trautmann im Adreßbuch der Öffentlichkeit bekanntgegebene Begründung abzuändern und auf den gleichnamigen Münchener Heimatforscher Professor Karl Trautmann abzustellen.
Ferner hat der Verein der Offiziere des ehemaligen 1.Schweren Reiter-Regimentes Prinz Karl von Bayern sowie die Kameradschaft ehemaliger Kürassiere und Schwerer Reiter des gleichen Regiments gemeinschaftlich um Benennung einer "Schwere-Reiter-Straße" ersucht. Die Gutaehterkommission hat sich in der letzten Besprechung damit einverstanden erklärt, daß der östliche Teil der Leonrodstraße, zwischen Dachauer und Winzererstraße, umbenannt wird, da an dieser Straße die ehemalige Schwere-Reiter-Kaserne liegt.
Die Heeresstandortsverwaltung sowie die Kommandantur haben sich mit einer Umbenennung dieses Teiles in "Schwere - Reiter-Straße" einverstanden erklärt.
Um Umbenennung der Unteren Grasstraße in Obergiesing hat die Bezirks Vereinigung München-Giesing der Stadtvereinigung München-Süd ersucht mit folgender Begründung:
"Die Ortsgruppe der N.S.D.A.P. mit ihren gesamten Gliederungen hat nun in dieser Straße die ehemalige Gaststätte "Zum Kriegerheim" völlig neu umgebaut und das Äußere des Hauses dem Zweck entsprechend würdig gestaltet. Dieses Ortsgruppenheim gibt nun diesem Straßenzug ein neues Gepräge und sein Name "Anton-Hei'gl-Heim" erinnert an einen der ältesten Kämpfer des Führers.
Wir möchten nun anregen, daß die Untere Grasstraße einen der Namen der beiden alten Kämpf er des Führers "Antön Heigl" oder "Alois Jegg" erhält.
Auch Alois Jegg gehörte zu den ersten Getreuen Adolf Hitlers und half ohne Rücksicht auf seine eigene Person den Boden für den Nationalsozialismus in Giesing und Au vorzubereiten und auszubauen."
Ich habe keine Bedenken, die Untere Grasstraße in "Alois- Jegg-Straße" umzubenennen. Allerdings hat die Straße 29 Hausnummern, die in die neue Straße einzunumerieren wären.
Eine weitere Umbenennung wurde beantragt von den sämtlichen Bewohnern des "Hieselschneiderweges" in Perlach. Es handelt sich hier um eine alte Wegbezeichnung. Die Straße wurde seinerzeit bei der Eingemeindung Perlachs im Jahre 1930 so bezeichnet. Als Begründung der Umbenennung wird angeführt*
"Der Name Hieselschneiderweg ist ohne jeden Zweifel eine nicht nur lächerliche, sondern auch wertmindemde Bezeichnung.
Diese Straßenbezeichnung ist kaum richtig auszusprechen und wird noch viel häufiger unrichtig geschrieben.
Die Bezeichnung "Hieselschneiderweg" dient auch keinesfalls dazu, die Wohngegend leicht zu finden; denn selbst die Grossväter Perlachs kennen den Hieselschneiderhof nicht mehr, aus dem die Wegbezeichnung hergeleitet wurde.
Ausser diesen angeführten stichhaltigen Gründen wären noch manohe aufzuzählen, um die Umbenennung zu rechtfertigen."
Wenn auch diese Begründung an sich nicht gerade für eine Umbenennung spricht, so habe ich doch keine Einwendungen gegen eine Umbenennung.
Der Herr Verw. Rat Ratsherr Neumaier ist einverstanden, wie auch die Vorschläge der Gutachterkommission berücksichtigt wurden. Abzuändern bitte ich "Faistenhaarer Straße" in "Bruckenfischerstraße".
II. Vorschlag des Dezernenten:
Ich bitte folgende .Umbenennungen zu genehmigen:
Eichtalstraße im 18. Stadtbezirk in "Bruckenfischerstraße",
Bruckenfischer, bekanntes Gasthaus an der. Isar bei Schäftlarn.
Hermann-Levi-Straße im 22.Stadtbez. in "Schikanederstraße".
Emanuel Schikaneder,Schauspieler und Textdichter der durch Mozarts Vertonung unsterblich gewordenen Zauberflöte.
Geb. 3.1.1748 zu Regensburg,gest. 21.9.1812 zu Wien.
Meyerbeerstraße im 28. Stadtbezirk in "Johann-Pez-Straße".
Johann Christoph Pez, Sohn des gleichnamigen Münchener Stadttürmers bei St.Peter, Musiker und Komponist, zunächst in München, seit 1695 Kurkölnischer Kapellmeister zu Bonn, seit 1706 Oberkapellmeister zu Stuttgart.
Beerstraße im 29.Stadtbezirk in "Ennemoserstraße".
Sepp Ennemoser, Arzt und Universitätsprofessor, als Medizinstudent Geheimsekretär Andreas Hofers und später Hauptmann des lützow'schen Freikorps. Geb.15.11.1787 zu Schönau in Tirol, gest. 19.9.1854 zu Rottach-Egern.
Klara-Viebig-Straße im 25.Stadtbez. in "Leibnitzstraße".
Gottfried Wilhelm Freiherr von Leibniz, Philosoph und Polyhistorüeer. Geb. 1.7.1646 zu Leipzig, gest. 14.11.1716 f zu Hannover.
Die Leibnizstraße und -platz wurden infolge Baulinienänderung 1937 aufgehoben.
Hieselschneiderweg im 30.Stadtbez. in "Ottweilerstraße".
Ottweiler, Stadt im Saargebiet.
Die Straße wurde im gleichen Gebiet 1935 aufgehoben. :
Östl. Teil der Leonrodstraße zwischen Dachauer und Winzererstraße im 21. Stadtbezirk in "Schwere-Reiter-Straße".
Zur Erinnerung an das ehemalige 1. Schwere-Reiter-Regt. "Prinz Carl von Bayern", das mehr als 100 Jahre das einzige Kavallerie-Regt. des Münchener Standorts war.
Untere Grasstraße iin 17.Stadtbezirk in ."Alois-Jegg-Straße".
Alois Jegg, Schreiner, Träger des Goldenen Ehrenzeichens der Partei u. einer der ersten Getreuen des Führers, der den Boden für den Nationalsozialismus in Giesing und Au vorbereiten half. Geb.19.6.1852 zu Burglengenfeld, gest.: 21.11.1935 zu München.
Für die "Trautmannstraße" schlage ich folgende Begründung vor
Dr. Karl Trautmann, Münchener Geschichtsfors.cher und Schriftsteller, Verfasser der "Kulturbilder aus Alt-München".
Geboren 4.11.1857 zu München, gestorben 22.3.1936 zu München".
III. Entscheidung des Oberbürgermeisters:
Nach Antrag unter Vorbehalt der Benennung der "Schikanederstraße" und der "Alois-Jegg-Straße".
IV. Zum Dezernat VII zum Vollzug zurück.
Am 21. April 1938
Der Oberbürgermeister
Fiehler
Dezernent: