Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Unerwünschte Straßen im Dritten Reich
Hauptverwaltungsamt Dezernat 7
Hinzugefügt wurde noch eine Begründung für die (Sankt) Florianstraße, Hier wie bei der (Sankt) Emmeramstraße erfordert die neue Begründung die Streichung des Zusatzes "Sankt",
Im Adreßbuch selbst, wie auch in dem vom Adreßbuchverlag heraus gegebenen Straßenverzeichnis, erscheinen alle nach Heiligen benannten Straßen unter dem betreffenden Namen, nicht unter "Sankt". Eine Weglassung des Wortes "Sankt" bringt daher bei der Einreihung des Straßennamens im Adreßbuch keine Änderung hervor, die mit besonderen drucktechnischen Schwierigkeiten verbunden ist.
Eine weitere Folge ist jedoch, daß beim Wegfall der Bezeichnung "Sankt" bei sämtlichen über das ganze Abc verteilten Eigennamen der Straßeninwohner das "Sankt" vor Florian bzw. Emmeram ausgemerzt werden müßte. Vielleicht könnte im Hinblick auf die Runderlasse vom 30.8.1939 und 1.9.1939 ("Der Gemeindetag, 33. Jahrgang, Nr,18, S.599 dd.") diese umfangreiche Arbeit zurückgestellt werden, sodaß nur bei der Straße selbst und ihrer Begründung die vorgeschlagene Veränderung durchzuführen wäre.
Dezernat 7 Stadtarchiv München
Die Streichung des Zusatzes "Sankt" bei allen Straßen und Plätzen, die nach Heiligen der Kirche benannt sind, erscheint mir nicht vordringlich, solange noch Städte und Orte des Reiches diesen Zusatz tragen. Ich erinnere an St.Quirin, St. Ingbert, St. Johann u.dgl. Es ist jetzt auch nicht die Zeit eine gewisse Unruhe in immerhin weite Kreise der Bevölkerung zu tragen. Ich werde aber veranlassen, daß die Erklärung aller Straßen und Plätze, die diesen Zusatz tragen, einheitlich "Name aus der Kirchengeschichte" ohne jede weitere Schilderung lautet.
Dem Adreßbuchverlag als einem privatwirtschaftlichen Unternehmen ist es aus geschäftlichen Gründen auch nicht möglich den Hinweis auf die zuständigen Pfarreien wegzulassen, weil ein großer Teil der Bevölkerung, den im allgemeinen die kirchlichen Zuständigkeiten wenig berühren, hiernach bei Geburten, Sterbefällen und dergl. fragt. Einen Zwang in dieser Richtung könnte die Stadtverwaltung auf den Adreßbuchverlag auch gar nicht ausüben.
Es ist mir aber im Benehmen mit der Kreisleitung der NSDAP, noch möglich gewesen, schon für die bevorstehende Neuauflage des Adreßbuches bei jeder Straße den Hinweis auf die zuständige Ortsgruppe der NSDAP, zu bringen.
Kulturamt der Hauptstadt der Bewegung Dezernat 7
Anliegend übermittle ich einen Antrag der Ortsgrupper Harlaching der NSDAP auf Umbenennung des an der Reichszeugmeisterei liegenden Sankt Quirinsplatzes und der Quirinstraße Zweifellos sind diese Straßenbenennungen gerade in der Umgebung des Horst-Wessel- und Schlageterplatzes nicht gerade entsprechend.
Ich würde ebenfalls befürworten, Straßen und Plätze, die lediglich nach Heiligen benannt sind ohne nähere Beziehungen zur Stadt zu haben, umzubenennen; nur solche Namen, die auf historische Kirchen Bezug haben, sollten belassen werden.
Dezernat VII/1 Staatssekretär Köglmaier
Außerdem ist aber das Stadtarchiv mit Schreiben vom Juli 1939 beauftragt worden, die Straßennamen in München einer allgemeinen Prüfung zu unterziehen zum Zwecke einer Angleichung an die politischen und kulturpolitischen Anforderungen im Dritten Reich.
Auch das Adreßbuch wurde vor seiner Neuauflage 1940 einer Durchsicht im Hinblick auf die dort gegebenen Erläuterungen der Straßennamen usw. hin geprüft und es wurden zahlreiche redaktionelle Korrekturen vorgenommen. Diese Arbeiten werden indessen laufend und nach Bedarf weitergeführt.
Die Frage, ob grundsätzliche oder durchgreifende Änderungen von Strassennamen nach Heiligen u.ä. stattfinden sollen, wurde im Hinblick auf die Auswirkungen (stark ausgebaute Straßenzüge usw.) schon vor dem Krieg noch in Schwebe gelassen. Ergibt sich im einzelnen die Gelegenheit, wird diese natürlich ergriffen, um Worte wie "Sankt” u.ä. verschwinden zu lassen.
Aus Vorgesagtem erhellt, daß zwar nach außen hin die Umbenennungen von Straßennamen ruht, daß aber dienstlich doch in der Sache, solange es der geringe Personalstand und die vordringlichen Kriegsaufgaben es erlauben, stets weitergearbeitet wird. Deshalb wäre es auch durchaus erwünscht, entsprechende Anregungen, vor allem wenn sie vom Herrn Gauleiter selbst ausgehen, stets möglichst frühzeitig zu erfahren.