Münchner Straßenverzeichnis


Unterer Anger: Anger, ehem. Flurbezeichnung für die im Süden Münchens unmittelbar vor der ersten Stadtmauer gelegenen Wiesen und Felder. Nach der 1204 erbauten Kirche „St. Jakob auf dem Anger" nannte man den späteren Stadtteil Angerviertel. *13. Jhdt.

Baureferat 1965

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Straßenname Unterer Anger
Benennung vor 1856 Erstnennung
Plz 80331
Stadtbezirk 1. Altstadt-Lehel | Angerviertel
Lat/Lng 48.1328745 - 11.5708266   
Straßenlänge 0.057 km
1879 Fernberg  
ANGER, oberer und unterer, ANGERTHORSTRASSE. Der Stadttheil, welcher diese Straßen durchziehen, steht auf einem Platze oder A n g e r, der vor der Zeit Ludwig des Bayern noch außerhalb der eigentlichen Altstadt und deren Wällen gelegen war, aber bei Umgürtung der Stadt mit Mauern unter der Regierung des genannten Fürsten größtentheils innerhalb der selben zu liegen kam. Auf diesem Platze, damals schon A n g e r genannt, hatten in den ersten Jahrhunderten der Stadtgeschichte die Färber, Tuchmacher, Lederer und Weber ihre Werkstätten, wurden Dulten ( s. Dultstraße ) und Viehmärkte abgehalten, und belustigten sich die Ritter und Bürger mit Armbrustschießen.
1880 Adressbuch  

Anger, unterer.

Herzog Ludwig der kehlheimer hatte bereits 1204 auf einem außerhalb er damaligen alten Stadt befindlichen Anger (in prato) ein Kirchlein zu Ehren des hl. Jakob sammt einem geringen Hause erbautm das nun „St. Jakob auf dem Anger“ hieß und von welchem dieser Stadttheil seinen Namen schöpfte. 1222 sandte der hl. Franziskus Seraphikus, der Gründer des nach ihm genannten Ordens, einen Pater nach München ab, um auch daselbst die Franziskaner einzuführen, und man räumze ihm und seinen Genossen sofort das St. Jakobskirchle in mit dem dazu gehörigenden Hause ein. Die Franziskaner säumten nun nicht, auf dieser Stelle ein Kloster und eine größere Kirche zu erbauen; dieß mag zur Mitte des 13. Jahrhunderts geschehen gewesen sein. 1280 erscheint urkundlich ein Qurdian der „Minderbrüder“ oder „Minoriten“, wie an dei Franziskaner gewöhnlich nannte. Ein Theil jenes ersten, ursprünglichen Buaes der St. Jakobskirche hat sich noch bis auf unsere Tage erhalten, und er ist daher der noch gegenwärtig bestehende älteste Kirchenbau in München. Die Jakobskirche war bei mäßiger Ausdehnung in der Uebergangsform vom romanischen zum gothischen Style erbaut. Sie ist jedoch durch Veränderungen im Laufe der Zeit den Augen der gegenwärtigen Besucher der „späteren“ Angerkirche gänzlich entzogen. Nur von der Schrannenhalle oder vom (ehemaligen) Heumarkte her, ist die Außenseite dieses uralten Kirchleins, das für München einen höchst interessanten baulichen Ueberrest bildet, zu erblicken. Als die Franziskaner auf dem heutigen Max-Joseph-Platze (s. denselben) ein neues Kloster und eine Kirche erhalten hatten, bezogen sie 1284 diese und verkauften alsdann das Kloster am Anger an Sighard den Sentlinger, der es schenkungsweise dem Clarissen-Orden einräumte, welcher noch am 16. Okt. desselben Jahres davon Besitz ergriff. Von nun an hatten die Clarissinnen dieses Kloster, das von jetzt ab auch das „St.-Clara-Kloster an dem Anger“ hieß, bis zu ihrer Aufhebung inne. Die wachsende Bevölkerung des Angers, insbesondere als dieser Bezirk gegen Ende des 13. Jahrhunderts der Stadt einverleibt wurde und in den inneren Bereich der neuen Stadtmauer kam, machte bald den Anbau einer größeren Kirche nothwendig, wogegen die bisherige alte als Hauskapelle den Nonnen in der Clausur verblieb. Doch diese neue Kirche, wahrscheinlich sehr schlecht gebaut, stürzte am 5. Okt. 1403 gänzlich zusammen, wurde aber sogleich wieder vom Grund aus in einem Zeitraum von fünf Jahren errichtet. Dieser Bau, wahrscheinlich zwischen 1404 und 10 eingeweiht, ist die gegenwärtige „äußere“ Angerkirche, welche jedoch im Verlaufe der Jahrhunderte vielfache Restaurierungen und sogenannte Verschönerungen erlitt, so daß sie ihres gothischen Styles ganz entkleidet ist. Die letzte Verunstaltung, wo sie ihre dermalige unpassende Fasade erhielt, traf sie 1810. Das Clarissinnen-Kloster verfiel am 2. Dez. 1803 der Säkularisation und wurden die Nonnen nach Dietramszell versetzt, worauf man die Gebäude zu einem Schulhause und 1836 zu einer Armenbeschäftigungs-Anstalt benutze. Am 28. Jul. 1841 aber ist es seiner früheren Bestimmung als Kloster wieder zurückgegeben worden, indem man das Mutterhaus der armen Schulschwestern hinein verlegte. Die zu diesem Zwecke nöthigen Neubauten wurden von 1842-43 hergestellt und am 16. Okt. letzgenannten Jahres — also genau nach 559 Jahren seit die ersten Nonnen dort gewirkt hatten — zog wieder ein neuer weiblicher Orden ein. — Die noch bestehnde, aber längst vom Anger entfernte Jakobidult (Messe) trägt ihren Namen von der Oertlichkeit vor dem Jakobskloster. Mit dem Portiunkula-Ablaß (indulgentia), den Papst Bonifatius IX. der Kirche am Anger 1392 verlieh, bei Gelehenheit der zeitweiligen Verbringung der 1388 am Berge Andechs aufgefundenen Reliquien nach München, hat das Wort „Dult“ nichts gemein, indem es keine Abkürzung von indultum, sondern das gothische „Dulth“ und althochdeutsche „tult“ ist, das so viel heißt wie „Fest“ oder „Feier“ (patrocinium), wie auch aus Urkunden von 1402 und 1431 erhellt. Ebenso unrichtig ist die Angabe, daß der erste Jahrmarkt mit dem 1392 verliehenen Ablaß zusammenfiel; am Anger wurden schon Jahrmärkte abgehalten, als der Platz noch wirklich eine Wiese war. — 1436 sah sich der Magistrat durch die eingerissene Sittenlosigkeit veranlaßt, in der jetzt in der Blumenstraße aufgegangenen „Mühlgasse“ in der Nähe des Angerthores der Stadtmauer gegenüber, sohin bei der einstigen Schleifmühle, ein „gemeines Frauenhaus“ erbauen zu lassen. Dieses Haus wurde aber nach vorhergegangenen scharfen Befehlen der religiösen und sittlich strengen Herzoge Albecht V. und Wilhelm V. 1579 geschlossen und dasselbe dann zur Wohnung dem damals neu aufgestellten städtischen Wasenmeister (Schinder genannt) angewiesen. Die bei der nun demolierten Schleifmühle über den Angerbach führende Brücke hieß aber ab da von Jahrhunderte lang im Volke die „H....brücke„, eine Bezeichnung, welche der Bericht der k. Baukommission vom 9. Dez. 1811 als noch immer üblich beklagt. — Der untere Anger trug einst die Namen: „Mühlgasse„, „Angerbachgasse„ und schließlich „untere Angerbachgasse„, zur Unterscheidung von der „oberen„, wobei die früher zwischen beiden kenntlichere Nieveaudifferenzierung als heute bestimmend gewesen sein wird.

Beginnt am Heumarkt nächst des städtischen Feuerhauses, läuft mit dem oberen Anger fast parallel und endet an der Blumenstraße ungefähr beim südwestlichen Pavillon der Schrannenhalle.

1894 Rambaldi  

26. Anger, unteren Beginnt am St. Jakobsplatz nächst des städtischen Feuerhauses, läuft mit dem oberen Anger fast parallel und endet an der Blumenstraße, ungefähr beim siidwestlichen Pavillon der Schrannenhalle.

Herzog Ludwig der Kelheimer hatte bereits 1204 auf einem außerhalb der damaligen alten Stadt befindlichen Anger (in prato) ein Kirchlein zu Ehren des hl. Jakob samt einem geringen Hause erbaut, das nun »St. Jakob auf dem Anger« hieß und von welchem dieser Stadtteil seinen Namen schöpfte. 1222 sandte der hl. Franziskus Seraphikus, der Gründer des nach ihm genannten Ordens, einen Pater nach München ab, um auch daselbst die Franziskaner einzuführen, und man räumte ihm und seinen Genossen sofort das St. Jakobskirchlein mit dem dazugehörenden Hause ein. Die Franziskaner säumten nun nicht, auf dieser Stelle ein Kloster und eine größere Kirche zu erbauen; dies mag bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts gewesen sein. 1280 erscheint urkundlich ein Guardian der »Minderbrüder« oder »Minoriten«, wie man die Franziskaner gewöhnlich nannte. Ein Teil jenes ersten, ursprünglichen Baues der St. Jakobskikche hat sich noch bis auf unsere Tage erhalten, und er ist daher der noch gegenwärtig bestehende älteste Kirchenbau in München. *) Die Jakobskirche war bei mäßiger Ausdehnung in der Uebergangsform vom romanischen zum gotischen Stile erbaut. Sie ist jedoch durch Veränderungen im Laufe der Zeit den Augen der gegenwärtigen Besucher der »späteren« Angerkirche gänzlich entzogen. Nur von der Schrannenhalle oder vom St. Jakobsplatz her, ist die Außenseite dieses uralten Kirchleins, das für München einen höchst interessanten baulichen Ueberrest bildet, zu erblicken. Als die Franziskaner auf dem heutigen Max-Josef-Platz (s. dens) ein neues Kloster und eine Kirche erhalten hatten, bezogen sie 1284 dieselbe und verkauften alsdann das Kloster am Anger ati Sighard den Sentlinger, der es schenkungstveise dem Elarissen-Orden einräumte, welcher noch am 16. Oktober desselben Jahres davon Besitz ergriff. Von nun an hatten die Clarissinnen dieses Kloster, das von jetzt ab auch das »St. Etwa-Kloster an dem Anger« hieß, bis zu ihrer Aufhebung inne. Die wachsende Bevölkerung des Angers, insbesondere als dieser Bezirk gegen Ende des 13. Jahrhunderts der Stadt einverleibt wurde und in den innern Bereich der neuen Stadtmauer kam, machte bald den Anbau einer größeren Kirche notwendig, wogegen die bisherige alte den Nonnen der Clausur verblieb. Doch diese neue Kirche, wahrscheinlich sehr schlecht gebaut, stürzte am 5. Oktober 1403 gänzlich zusammen, wurde aber sogleich wieder vom Grund aus in einem Zeitraum von fünf Jahren errichtet. Dieser Bau, wahrscheinlich zwischen 1404 und 1410 eingeweiht, ist die gegenwärtige »äußere« Angerkirche, welche jedoch im Verlaufe der Jahrhunderte vielfache Restaurieriingen und sogenannte Verschönerungen erlitt, so daß sie ihres gotischen Stiles ganz entkleidet ist. Die letzte Verunstaltung, wo sie ihre dermalige unpassende Facade erhielt, traf sie 1810. Das Elarissinnen-Kloster verfiel am 2. Dezember 1803 der Säkularisation und wurden die Nonnen nach Dietramszell versetzt, worauf man die Gebäude zu einem Schulhause und 1836 zu einer Armenbeschäftigungs-Anstalt benutzt. Am 28. Juli 1841 aber ist es seiner früheren Bestimmung als Kloster wieder zurückgegeben worden, indem man das Mutterhaus der armen Schulschwestern hinein verlegte. Die zu diesem Zwecke nötigen Neubauten wurden 1842—43 hergestellt und und am 16. Oktober letztgenannten Jahres — also genau nach 559 Jahren seit die ersten Nonnen dort gewirkt hatten — zog wieder ein neuer weiblicher Orden ein. — Die nach Haidhausen verlegte  und längst vom Anger entfernte Jakobidult (Messe) trägt ihren Namen von der Oertlichkeit vor dem Jakobskloster. Mit dem Portiunkulas-Ablaß (indulgentia), den Papst Bonifazius IX. der Kirche am Anger 1392 verlieh, bei Gelegenheit der zeitweiligen Verbringung der 1388 am Berge Andechs aufgefundenen Reliquien nach München, hat das Wort »Dult« nichts gemein, indem es keine Abkürzung von indultum, sondern das gotische »dulth« und althochdentsche »tult« ist, das fo viel heißt wie »Fest« oder »Feier« (patroejnium), wie auch aus Urkunden von 1402 und 1431 erhellt. Ebenso unrichtig ist die Angabe, daß der erste Jahrmarkt mit dem 1392 verliehenen Ablaß zusammenfiel; am Anger wurden schon Jahrmärkte abgehalten, als der Platz noch wirklich eine Wiese war. **) Der untere Anger trug noch im Jahre 1820 vor der Kirche die Benennung «Angerplatz« und schließlich »untere Angergasse« zur Unterscheidung von dem «oberen«, wobei die früher zwischen beiden kenntlichere Niveaudifferenz als heute bestimmend gewesen sein wird.

Der bedeutendste Bau auf dem unteren Anger nach dem Kloster war das früher dein Kloster Tegernsee gehörige Haus-, welches nunmehr der Privatier Mangold besitzt und die Nr. 16 hat. Dasselbe verkaufte im Jahre 1300 Kunigunde des Wichnard von Jringsburg Witwe an das Kloster Tegernsee (Ob. Archiv. XLVIIL 17). Von dem- selben vor feiner Umbauung schreibt Wolf in der Münchener Chronik: »Dieses Haus, Eckhaus und offenbar in seiner dermaligen Form und eklatanten hinfälligen Alterung ausgezeichnet, wäre wert, als Muster uralter Baukunst erhalten zu werden.  Die Fronfeste, Hausnummer 3, wurde in den Jahren 1820—1826 nach dem Plane des Oberbaurats Pertsch erbaut. 

*) B. Riehl, Denkmale frühmittelalterlicher Baukunst in Bayern ic. München 1888 S. 46.
**) Mayer, Münchener Stadtbuch S. 131.

1943 Adressbuch  
Herzog Ludwig der kelheier hatte bereits 1204 auf einer außerhalb der damaligen alten Stadt befindlichen Anger ein Kirchlein zu Ehren des hl. Jakob samt einem kleinen Haus erbaut, das nun St. Jakob auf dem Anger hieß und nach dem dieser Stadtteil benannt wurde.

Beginnt am St. Jakobs-Platz, läuft mit dem Oberen Anger fast parallel und endet an der Blumenstraße.

1965 Baureferat  
Unterer Anger: Anger, ehem. Flurbezeichnung für die im Süden Münchens unmittelbar vor der ersten Stadtmauer gelegenen Wiesen und Felder. Nach der 1204 erbauten Kirche „St. Jakob auf dem Anger" nannte man den späteren Stadtteil Angerviertel. *13. Jhdt.

Opfer des Nationalsozialismus

Erinnerungszeichen Stöhr Oskar 

Straßenbenennungen

Straße von Grund bis Grund
Vordere Angermühlgasseum 1397ErstnennungKein Grund angegeben
Lange Angergasseum 1490ErstnennungKein Grund angegeben
Angerbachgasseum 1806ErstnennungKein Grund angegeben
Angergassevor 1815ErstnennungKein Grund angegeben
Untere Angerstraße1818Erstnennungnach 1852Kein Grund angegeben
Angermühlgasseum 1894ErstnennungKein Grund angegeben
Unterer Angervor 1856Erstnennung
StraßeNameArchitektBaustilJahr
Unterer AngerFronvestePertsch Johann Nepomuk1824
Unterer Anger 1Kloster der Armen Schulschwestern
Unterer Anger 1Kloster- und Institutskirche St. JakobHaindl Friedrich
Unterer Anger 1St. Jakob am AngerHaindl Friedrich
Unterer Anger 3Städtische GaswerkeRehlen Robert neuklassizistisch1913
Unterer Anger 8Nebengebäude des HauptfeuerhausesRehlen Robert Historismus1906
Unterer Anger 15Mietshaus1902
Unterer Anger 16Mietshausspätklassizistisch1860
TitelStraßeStandortKünstlerJahrBild
Mutter TheresiaUnterer Anger 2AngerklosterStadler Christine1990Stadler Christine - Mutter Theresia
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Straßen sind das Gedächtnis der Stadt



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