1894 Rambaldi
464. Oberwiesenfeld.Liegt zwischen Dachauner- und Schleißheimerstraße. Üeber diese Benennung schreibt Burgholzer im Jahre
1796 (S. 449): »Unter den neuern mit einem sonderheitlichen Namen ausgezeichneten Kulturanlagen ist vorerst ,,Wiesenfeld« begriffen,
ein außer dem Karlsthor an den Gränzen des Burgfriedens eine
Viertelstunde an der Dachauerstraße entlegenes Anwesen des kurfürstlichen Hofkammer- und Kommerzienrates Dominikus von Schwaiger.
Selbes liegt auf einer Anhöhe des Neuhauserberges, welche östlich die
schönste Aussicht der Stadt gewährt, war ehemal ein durchgehends
unfruchtbarer öder Sandhügel, worauf eine Ziege nicht für 3 Tage
Futter gefunden hätte, besteht in 25 Tagwerk Gründen, die sämtlich
von dem Neuhauser Gemeindegrnud an in den Burgfrieden stoßen,
von denen 3 Tagwerke zu einem Garten bestimmt sind, darin sich
ein Okonomiegebälld mit dem zuerst im Jahr 1790 daran geballten
Stadel nebst einem Pferd- und Kühestall, dann ein Glas- und Treib-
haus in Verbindung mit einer Gärtnerswohnung nebst Waschhause,
auch einer Bienenhütte und einer Wagenschupfe befinden. Der Garten
selbst ist mit 1500 Obstbäumen der besten Gattung aller Art, deren
die meisten schon Früchte tragen, dann mit mehreren Spargelbeeten
und Melouenkästen besetzt, wovon jährlich mehr denn 400 Stück, und
zwar der erhabenen Lage wegen um 3 Wochen früher, denn anderwärts, reifen. Um die Früchte vor den rauhen Nordwinden zu
schützen, legte der Eigentümer wohlbedächtlich zur nördlichen Seite
ein Tannenwäldchen an. Die Feld- und Wiesgründe voll den übrigen
22 Tagwerken liegell gut kultiviert um den Garten herum und lohnen
dem Eigentümer sein mit vielen Beschwerlichkeiten und Hohn der
Kulturfeinde, aber nichts desto weniger ausgesführtes Unternehmen
. Schon von dem Jahre 1780 hat auf eben dieser Gegend der verstorbene Weingastgeb Albert durch Anlegung neuer Acker den ehemaligen öden Platz, in Volmers Plan 1613 der »Rennweg« genannt,
ganz verschwinden gemacht. «
Aus dem ,,Maßmanuplatze«, der vorher »Wiesenfeldplatz« hieß, steht
ein, wie die Inschrist besagt, im Jahre 1892 renovierter Obelisk, aus
welchem folgende Worte zu finden sind, die über den Kulturzustand und
die Entstehung des Namens Aufschluß geben, und zwar auf der einen Seite:
»Hier siehst Du, was ehemals Isar-Rinnsal war«,
auf der anderen Seite befinden sich nachstehende Verse:
»Hier wuchs einst keine schöne Blume
Hier blühte nie ein Apfelbaum
Es war durchaus ringsumher
Ein öder fichtenloser Raum,
Er wagte sich mit Muth daran
Bald wurden Sand und Stein zu Feld
Bald wuchs ein Garten auch herum
Und so entstunde ,,Wiesenfeld.