Alte Quellen

St. Peterspfarrkirche

Quelle Reber - Bautechnischer Führer durch München (96)
Jahr 1876
Straße Petersplatz

Die St. Peterspfarrkirche ist, wie in der Baugeschichte Münchens (S. 15) erörtert worden ist, die alteste Pfarrkirche Münchens. Ursprünglich dreiscliiffige, flachgedeckte, romanische Basilika von betr chtlich kürzerer Erstreckung scheint sie bis zum Ende des 13. Jahrhunderts etwa nur den Raum der ersten fünf Gewölbejoche von der Thürmseite angefangen eingenommen zu haben, so wie diess der beifolgende Plan (Fig. 4 a) anschaulich macht*). Ob schon der Neubau von 1281—92 oder erst der Wiederaufbau von 1327 der Kirche die ganz veränderte Gestalt gab, welche die zweite Phase der baulichen Entwicklung derselben (Fig. 4 b) bezeichnet, muss dahin gestellt bleiben. Es war dabei das drei- schiffige Langhaus bis auf sieben Traveen verlängert worden, die Pfeilerarkaden blieben und das Mittelschiff behielt, da man damals wenigstens in diesem Theile Deutschlands den Hallenbau noch nicht anwandte, die Ueberhöhung behufs selbständiger Beleuchtung, wie sie die Basilika eingeführt hatte. Vielleicht war 1281 noch von der Wölbung Abstand genommen worden, welche wohl erst nach dem Brande von 1327 hinzukam, wenigstens scheinen die Pfeiler noch eines Brandes in Folge eines zündenden Blitzstrahles, welcher wohl auch sonst nicht ohne Spuren gehlieben ist. Indem man sich aber nun auf die Herstellung eines Mittelthurmes zwischen den Besten der beiden alten beschränkte, sah man sich veranlasst, die Kirche um 1630 abermals zu vergrössern und zwar zunächst dadurch, dass man die Streben nach innen zog, d. h. die Fensterwände zwischen denselben weiter auswärts legte, (so dass sich nun eine Reihe von Kapellen entwickelte, in welchen die Streben nach Art der Frauenkirche die Bückwand der Altäre bildeten), dann durch eine Verlängerung des Langschiffs um zwei weitere Gewölbjoche, endlich durch Einfügung eines Querschiffes zwischen Langschiff und Chor (Fig. 4c). Es ist nicht zu leugnen, dass der Erbauer sich an den gothischen Typus anzulehnen verstand, allein die Querschifferweiterung ist nichtsdestoweniger ganz worthlos geblieben, da der Chor zu kurz war, um die Querfügel dem Volke öffnen zu können, wodurch es zu einer Verbauung der Flügel wenigstens im Erdgeschosse kommen musste, die dann auch die darüber entstehende Empore den Andächtigen so ziemlich unzugänglich machte. Der Chor überhaupt steht nicht im richtigen Verhältnisse zum Langschiffe, es scheinen aber in dem zu Gebot stehenden Areal Hindernisse gelegen zu haben, welche zu dessen Gedrängtheit zwangen. Natürlich blieb es aber 1630 nicht bei dieser Erweiterung allein, indem die Zeit eine stylistische Umgestaltung mindestens ebenso gebieterisch erheischte. Daran hat das 18. Jahrhundert leider fortgearbeitet. Hatte man nemlich bei der Umgestaltung unter Churfürst Maximilian I. den stattlichen gothischen Hochaltar aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts noch geschont, so musste er 1745 weichen, um einem ebenso sumtuosen als hässlichen (übrigens ganz aus Marmor hergestellten) Barockwerke von N. Stüber mit einer thronenden Petrusstatue von J. Greif Platz zu machen. Doch sind die Flügeltafeln mit Darstellungen aus dem Leben des h. Petrus erhalten und im Chor und Quorschiff untergebracht.

Jetzt haben sich aus der gothischen Periode nur mehr die zwei Thurmpfürtchen unter dem Orgelchor, einige schöne Grabsteine daselbst, ausser dem Bartlh'schen (1362) sämmtlich aus der Spätzeit von 1482—1505, und besonders ein Altar von 1372 erhalten, welcher in einer Kapelle des linken Seitenschiffes befindlich hinter einem Barockaltar gefunden und wieder blosgelegt worden ist. Es ist ein Steinwerk mit Giebelbekrönung und einem Hochrelief, die Fürbitte der Apostel beim jüngsten Gericht darstellend. Aus guter Zeit ist das Bronzeepitaph der Lassus’schen Familie mit einem schönen die Beweinung des Leichnams Christi darstellenden Relief in der mittleren Kapelle des rechten Seitenschiffs. Von Gemälden sind nur einige von Sandrart (Joachim und Joseph wie Johannes der Täufer), von Carl Loth (St. Erasmus) und Ulr. Loth (Abendmahl) nennenswerth.

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