s Ignaz Magnus Mayer
 

Münchner Wirtschaftsgeschichte

Wagenfabrikant und Sattlermeister aus München
geboren am 14. August 1859 in München – verstorben am 19. Dezember 1912 in München Im Anschluss an seine Schulzeit erlernt auch Ignaz Magnus Mayer im elterlichen Betrieb das „Sattelmachen und die Wagensattlerei“. 1873 verstirbt der Vater.

1877 geht Ignaz Magnus Mayer als Volontär nach Paris und setzt seine Ausbildung, bei den zu dieser Zeit wohl renommiertesten Pariser Wagenbauerfabriken fort. So ist er z. B. den Wagenfabrikanten Aigner „Fabriquant de voitures“ sowie Georges Kellnér „ Fabrique de voitures de luxe“ tätig. Am 31. Oktober 1878 verlässt er Paris und reist, wie schon vor ihm sein Vater, weiter nach London. Von dort führte ihn sein Weg weiter nach Leamington um seine Ausbildung bei der „Wagenbaufabrik Mulliner“ seinen Dienst anzutreten.

Nach dem Tod seines Bruders Julius im Juli 1882, ist Ignaz Magnus Mayer auf die Übernahme der Geschäftsleitung und seine Position im Betrieb bestens vorbereitet. Als seine Mutter Magdalena Mayer im Jahr 1888 verstirbt wird Ignaz Magnus Mayer auch alleiniger Geschäftsinhaber der Firma J. M. Mayer königl. bayerischen Hoflieferanten, Hofwagenfabrik und Hofsattlermeister. Die übrigen Geschwister werden ausbezahlt, der Hoftitel darf von Ignaz Magnus Mayer beibehalten werden.

Zwischen 1871 und 1873 erteilte König Ludwig II. von Bayern reichlich Aufträge zur Herstellung von ganz im Rokoko-Stil gehaltener Schlitten und Galawagen, nebst entsprechenden Pferdeprunkgeschirren. Diese Aufträge waren die Krönung des Lebenswerks von Johann Michael und Ignaz Magnus Mayer. Hierzu zählten u. A. der Groß- Galawagen (Schloss Herrenchiemsee), der Puttenschlitten (heute im Schloss Nymphenburg Marstall-Museum) sowie der Kleine Galawagen (Deutsches Museum)

1890 heiratet Ignaz Magnus Mayer der Tochter eines der ersten Bürgerhäuser Münchens, Therese Parcus. Aus dieser Ehe gingen 5 Kinder hervor, ein Sohn und vier Töchter. Die Firma befindet sich auf ihrem Höhepunkt. Auszeichnungen und Diplome werden bereits in den Jahren 1954, 1856 und 1873 an sie vergeben. In den Jahren 1893, 1895, 1896, 1905 und 1906 erneuern sich die Würdigungen.

Gedenkmünze
erhält Ignaz Magnus Mayer die Goldmedaille der Bayer. Landes-Industrie-Gewerbe-u. Kunstausstellung.
© 430ß´0ß´ßNachlass J. M. Maye

Mit dem Tod König Ludwig II. von Bayern endet auch die Zeit der großen Aufträge an bedeutende Vertreter des bayerischen Handwerks und an solche Künstler, die vor allen Dingen die Vorstellungen des Königs zu realisieren im Stande waren.

Auch der Firma J. M. Mayer unter der Führung und Leitung von Ignaz Magnus Mayer fällt ein wichtiger Auftraggeber weg. Dennoch hat Ignaz Magnus Mayer in den vergangenen Jahren nicht allein auf die Gunst des Königs vertraut. Neben den Aufträgen des Hauses Thurn und Taxis, kann die Kutschenfabrik auf ein eindrucksvoll großes Klientel aus dem bayerischen Adel und Bürgertum zurückgreifen und beliefert diese mit Wagen, Sattel- und Zaumzeug sowie Pferde-Prunk-Geschirren. Auch der Kgl. Marstall und dessen Sattelkammer sind unter den Auftraggebern, denn auch die Aufträge des Prinzregenten Luitpold an die Firma Mayer setzen sich weiter fort.

Seit der Firmenübernahme erwarb Ignaz Magnus Mayer mehrere Immobilien und Grundbesitz in München. Schon seit Ende der 90er Jahre hatte Ignaz Magnus Mayer das Vermögen der Firma durch Grundstückskäufe im Norden Münchens, am Luitpoldpark, in Neufreimann und in Freimann/Hart gesichert. Im Jahr 1888 bot sich die Gelegenheit zum Ankauf des Hauses Hofgraben 1. Im Jahr 1900 schloss sich die Gelegenheit zum Erwerb eines weiteren Hauses, direkt angrenzend an die beiden bereits bestehenden Objekte, in der Residenzstraße zu erwerben. Ignaz Magnus Mayer kauft die Immobilie mit dem Gedanken, nunmehr genügend Platz zur Errichtung eines großen neuen Geschäftshauses für die Wagenfabrikation an bevorzugtem Platz zu errichten. Er beauftragt den bekannten Architekt Drollinger, dieser entwirft mehrere Pläne und 1905/1906 wird ein vierstöckiges Geschäftshaus errichtet, das an die Stelle der bisherigen 3, mittlerweile abgerissenen Häuser tritt. Das neu erbaute Haus wird im Stil eines barocken Stadtpalais gehalten. Das Haus „Falken Eck“ befindet sich noch heute im Familienbesitz.

Werkstatt in der Schönfeldstraße Die Sattlerei indes verbleibt in der Schönfeldstraße und 1908 verkauft Ignaz Magnus Mayer die Sattlerei an seinen Vetter, Luitpold Seifers, der bereits schon vor 1886 als Sattler in die J. M. Mayer´sche, Königl. Bayerische Hofwagenfabrik und Hofsattlerei eingetreten war.

Nach dem Tod Luitpold Seifers im Jahr 1920 wird die Sattlerei in der Schönfeldstraße vom ehemaligen Mitarbeiter Georg Kieffer übernommen. Die Sattlerei übersiedelte nach Daglfing bei München, nachdem die Räume in der Schönfeldstraße gegen Ende des Zweiten Weltkrieges zu klein geworden waren. Die Sattlerei existiert noch heute unter „Fa. Georg Kieffer, Sattlerwarenfabrik Daglfing“. Das alte Geschäftshaus in der Maxvorstadt wurde in den letzten Kriegstagen Opfer der Bomben und vollkommen zerstört.

Ignaz Magnus Mayer war bewusst, dass er sein Leben nicht mehr auf die traditionellen handwerklichen Berufe seiner Vorfahren aufbauen kann. Sattler, Riemer und Wagenbauer in dem von Vater und Großvater geprägten anspruchsvollen Rahmen, waren ohne Zukunft.

Er hatte bereits andere Pläne und erwarb hierfür u. a. ein Grundstück in Nordfreimann. Der Bau einer Autofabrik ist angedacht. 1904 bot I. M. Mayer dem fürstlichen Marstall des Hauses Thurn und Taxis eine Automobilkarosse an. Ein aus dem Jahr 1911 erhaltener Briefbogen enthält folgende Adresse: Wagenbau für Automobile aller Art. J. M. Mayer, Kgl. Bayer. Hofwagenfabrikant, 14 Schönfeldstraße. Medaillen und Diplome 1854… Holzlager und Remisen, Neufreimann, Telegrammadresse MAYERWAGEN, Telephonruf No 527.

Dennoch wurden die Pläne, wohl aus gesundheitlichen Gründen verworfen. Im Jahre 1912 verkauft I. M. Mayer das traditionelle Unternehmen an Ludwig Kufner, der das Wagenbaugeschäft unter dem Namen J. M. Mayer Nachfolger Hofkarosserie- & Hofwagenfabrik bis Anfang der 30.-er Jahre weiterführt. Ignaz Magnus Mayer verstirbt im selben Jahr im Dezember. 1927 wurde im Auftrag des Sohnes von Ignaz Magnus Mayer, Magnus Mayer, im ehemals elterlichen Betrieb, der Karosseriebaufirma J. M. Mayer Nachfolger unter der Ägide von Ludwig Kufner der Aufbau eines Adler Standard 6 (FOTO Münchner Stadtanzeiger / Sammlung Storz) entworfen und erbaut.

Das Haus „Falken Eck“ in der Residenzstraße 3 wurde durch die Kriegsjahre zerstört und nach Kriegsende 1946-1958 neu aufgebaut. Im Jahre 1984 (?) erhielt das Haus den Münchener Fassadenpreis. Bis heute befindet sich das Geschäftshaus im Familienbesitz und wird, mittlerweile in 3. und 4. Generation der I. M. Mayer´schen Erbengemeinschaft verwaltet. Zu besichtigen sind einige der noch erhaltenen Prunkwagen, Kutschen und Prunkgeschirre in den bayerischen Museen ***.

Im Jahr 1941 wurde dem Firmenarchiv des Deutschen Museum in München ca. 10 Bände einer Dokumentation mit je etwa 150 photographischen Abbildungen von Gala- und Alltagswagen aus den Jahren 1880 bis 1920, überreicht. Das Überleben dieser Unterlagen wurde schon früh von Ignaz Magnus Mayer, später von Ludwig Kufner, gesichert und bietet damit auch heute noch Einblicke in die meisterhafte Handwerk- und Wagenbaukunst vergangener Jahrhunderte. *** Marstallmuseum Schloss Nymphenburg, Schloss Herren- Chiemsee, Marstallmuseum Thurn und Taxis zu Regensburg, Deutsches Museum in München u. w.

Ignaz Magnus Mayer
Ignaz Magnus Mayer
© Nachlass J. M. Mayer

Quelle:
- Nachlass J. M. Mayer - Privatbesitz,
- Bildband „Staats- und Galawagen der Wittelsbacher“ (Band 1 und 2) Biographien – Rudolf II Wackernagel (Hrsg.) / Arnoldsche Art Publishers
- Münchner Stadtanzeiger vom 28.11.97 (Interview mit Dr. Benno Mayer (verstorben), dem Urenkel des Johann Michael Mayer