Stadtportal zur Münchner Stadtgeschichte
Die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus ist ein zentraler Bestandteil der deutschen Erinnerungskultur. Sie dient nicht nur dem Gedenken an die Millionen Opfer von Verfolgung, Terror und Vernichtung, sondern ist auch eine bewusste Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte. Das Ziel: Verantwortung übernehmen, Lehren ziehen und die Demokratie stärken.
Eine aktive Erinnerungskultur macht deutlich, dass Menschenrechte, Toleranz und Rechtsstaatlichkeit keine Selbstverständlichkeiten sind. Indem die Erinnerung wachgehalten wird, schützt sie vor dem Wiederaufleben rassistischer, antisemitischer oder autoritärer Ideologien. Das Gedenken ist auch eine moralische Pflicht gegenüber den Opfern – es gibt ihnen Namen, Gesicht und Geschichte zurück.
Zugleich ermöglicht es eine kritische Auseinandersetzung mit der Rolle von Täterinnen, Mitläuferinnen und Zuschauer*innen. Diese Reflexion ist wichtig für ein ehrliches Selbstbild einer Gesellschaft. Bildungsarbeit, Gedenkstätten und historische Forschung leisten dazu einen entscheidenden Beitrag.
Nicht zuletzt ist die Erinnerungskultur Teil einer europäischen Verantwortung und internationaler Verpflichtung – als klares Bekenntnis: Nie wieder.
Der rechtsextreme Begriff „Schuldkult“ ist eine abwertende und geschichtsverzerrende Bezeichnung für die deutsche Erinnerungskultur. Er soll suggerieren, dass das Gedenken an die NS-Verbrechen übertrieben oder aufoktroyiert sei. Dagegen sprechen folgende klare Argumente:
Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus bedeutet keine Erbschuld, sondern das Übernehmen historischer Verantwortung. Es geht nicht um persönliche Schuld heutiger Generationen, sondern um das Bewusstsein für das Geschehene und die Konsequenzen daraus für Gegenwart und Zukunft.
2. Erinnerung schützt die DemokratieWer die NS-Verbrechen verdrängt oder relativiert, schwächt die demokratische Kultur. Erinnerungskultur ist kein „Kult“, sondern ein Schutzmechanismus gegen Wiederholung – sie dient der Verteidigung von Freiheit, Menschenwürde und Rechtsstaatlichkeit.
3. Gedenken ist Respekt vor den OpfernDas Erinnern ist eine Frage des Anstands und der Menschlichkeit. Wer Gedenken als „Schuldkult“ diffamiert, verhöhnt die Opfer und verharmlost Verbrechen wie Holocaust, Euthanasie oder Zwangsarbeit.
4. Geschichtsvergessenheit begünstigt ExtremismusWer die Geschichte leugnet oder verzerrt, ebnet den Weg für Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus. Studien zeigen: Unwissen oder Verdrängung der NS-Zeit korreliert mit höherer Zustimmung zu rechtsextremen Positionen.
5. Erinnerungskultur ist demokratischer KonsensDas Bekenntnis zu Verantwortung und Aufarbeitung ist in Deutschland breit gesellschaftlich und politisch verankert – auch durch Institutionen wie das Bundesverfassungsgericht, Gedenkstätten, Bildungspläne und internationale Verpflichtungen (z. B. IHRA).
6. Der Begriff „Schuldkult“ ist antisemitisch konnotiertEr wird häufig in rechtsradikalen und verschwörungsideologischen Kontexten verwendet, um insbesondere jüdische Stimmen zu delegitimieren. Damit dient der Begriff selbst der Verbreitung antisemitischer Narrative.
Der Begriff „Schuldkult“ ist ein Angriff auf die historisch fundierte und demokratisch notwendige Auseinandersetzung mit der NS-Zeit. Erinnerung ist keine Schwäche, sondern Ausdruck von Reife, Verantwortung und moralischer Integrität.