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Münchener Stadtbuch

XLVI. Münchener Sagen

1. Der große Christoph am Eiermarkt.

wilden Thiere als einem Menschen gleichend, es war Onuphrius. Beide bewohnten nun mitsammen die Wildniß, und wurden taglich auf wunderthätige Weise von Gott mit Brod gespeiset. Als endlich St. Onuphrius starb, flog seine Seele als weiße Taube, vom ganzen himmlischen Heere begleitet, gegen Himmel; seinen Leichnam aber begruben zwei Löwen. Paphnutius begab sich hierauf zurück in das Kloster Hereti, um das Leben des heil. Onuphrius zu offenbaren. Da erhoben die Mönche seinen heiligen Leib.

Im ganzen christlichen Oriente stand von nun an der heilige Onuphrius in großer Verehrung, und man malte häufig sein Bild, auf welchem er nackt, mit Zweigen umgürtet, von riesiger Größe und einen Knotenstock in der Hand abgebildet wurde.

Jahrhunderte waren verfloßen, da kam Herzog Heinrich der Löwe auf seiner Pilgerfahrt in's heilige Land auch nach Aegypten und besuchte die Einsiedeleien der Wüste. Hier vernahm er die wunderbaren Erzählungen von dem Leben des heil.Onuphrius, von seinen Wunderthaten und seiner Fürbitte bei Gott. Herzog Heinrich erwählte ihn daher zu seinen besonderen Schutzpatron und erbat sich von den Mönchen des Klosters, wo der Leichnam ruhte, eine Abbildung desselben und einen Theil seiner Hirnschale.

Dort im Walde traf der Herzog auf einen Löwen, der im Kampfe mit einem feuerspeienden Drachen war. Der Herzog erschlug mit seinem guten Schwerte den Drachen, worauf der gerettete Löwe ihm dankbar folgte auf der

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