Alte Bücher

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Münchener Stadtbuch

II. Die alten Geschlechter Münchens.

Bürger wurden die Vertreter deutscher Kultur und Sitte. Aus diesen Gewerben und dem Handel ging bald großer Wohlstand und selbst Reichthum der Bürger hervor. Der Handel war es besonders, der damals in hohem Grad blühte. Dieser nahm in dieser Zeit ganz andere Wege, als in den neueren Jahrhunderten; der Landweg über Deutschland war es, welcher den Norden Europa´s mit dem Süden verband. Und eben an diesem Handelswege lag die junge Stadt München, wie wir in dem vorhergehenden Abschnitte gezeigt haben. Mit diesem Handel aber waren auch nothwendigerweise Geldgeschäfte verbunden, die in großer Ausdehnung betrieben wurden.

Natürlich war es, daß einzelne Männer und Familien dadurch zu größeren Reichthume gelanten, und dadurch ein größeres Ansehen von ihren anderen Mitbürgern erlangten. Allein eben ihre Strebsamkeit mußte es mit sich bringen, daß sie nicht allein durch ihren Wohlstand hervorragten, sondern auch durch Kenntnisse und Bildung vor ihren Mitbürgern sich hervorthaten, und daher auch in geistiger Beziehung einen Vorrang und eine Uebergewicht vor Anderen erhielten. Es war daher nothwendige Folge, daß solchen ausgezeichneten Männer vorzugswise die Verwaltung der städtischen Aemter, die als Ehren-Aemter keine Besoldung mit sich brachten, übertragen wurden, ja daß, - da auch ihre Söhne eine bessere Erziehung und Bildung genossen als die der gemeinen Bürger, - sich die hervorragenden Befähigung der Väter auch auf die Söhne, welche sogar häufig nach Italien gesendet wurden, um auf der Universität zu Bologna die Rechte zu studieren, fortpflanzte. Daher hatten diese Familien

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