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Ein Jahrhundert München

Der Regierungswechsel 1825

im bürgerlichen Leben gelte, das Staatsrecht aber heidnisch sek. Was soll's, wenn dem Volke von Religion, Tugend und Sittlichkeit gepredigt wird, der Staat aber vor seinen Augen dem Baal auf allen Höhen Altäre baut und Opferfeuer zündet! Soll nur der Bürger noch Christenpflicht, Gerechtigkeit und Milde üben, der Staat aber wie ein reißend Tier alles niederschlagen, was seine Tatze erreicht? Soll der Gott des Himmels und der Erde nur ein Hausgott sein, das gemeine Wesen aber sich seinem Dienste entziehen? Nicht also! In Mitte Deines Volkes herrsche sein Gesetz und Du sei nur seiner Diener erster! . . . Wem viel anvertraut ist, von dem wird auch viel gefordert."

Johann Joseph Görres (1776 — 1848), geboren zu Coblenz, gestorben zu München, wo er seit 1827 als Professor der Literaturgeschichte wirkte, war einer der einflußreichsten Publizisten seiner Zeit,- seinen „Rheinischen Merkur" nannte man eine Großmacht. Görres hatte sich, wie Ringseis, Lasaulx und Sepp, in den Dienst der kirchlichen Partei gestellt. Das erklärt Inhalt und Ton dieser historisch ein- gekleideten Apostrophe des neuen Königs. 

Gegend bey München

Gegend bey München

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