1879 Fernberg
HL.GEISTSTRASSE. So heißt die Straße um den Thurm der h l. G e i s t k i r c h e herum. Diese selbst wurde nebst dem Spitale, zu dem sie gehörte 1253 erbaut, 1327 ein Raub der Flammen und danach im gothischen Stile wieder aufgebaut; jedoch war sie bis 1722 ohne Thurm. Um diese Zeit wurde die Kirche leider ihres gothischen Charakters entkleidet und im Zopfstile restauriert. Das hl. Geistspital, eine der reichsten Stiftungen der Stadt (von Herzog Otto dem Erlauchten gegründet) wurde 1823 in die Räume des jetzigen Elisabethenspitals verlegt.
1880 Adressbuch
Sie führt an der Südostseite der Heiliggeistkirche vorüber, welche gleichzeitig mit dem Heiliggeistspitale entstand. In des letzteren Nähe erhob sich einst sie St. Katharinenkapelle, welche vielleicht in die Zeit der Gründung der Stadt hinaufreichte und 1261 von Papst Alexander IV. einen Ablaß erhielt. Neben dieser kapelle erbaute Herzog Ludwig der Kellheimer 1204 ein Pilgerhaus und übergab die Leitu ng desselben dem in jenem Jahre eben neu bestätigten Augustiner-Orden de Sassia, welcher zur Krankenpflege bestimmt war, aber nicht zu verwechseln ist mit jenem Augustinern, die 1294 das neu errichtete Augustinerkloster bezogen (s. Augustinerstraße). Bei der zunehmenden Bevölkerung der jungen Stadt legte wahrscheinlich noch Herzog Otto der Erlauchte 1253 den Grundstein zu einem neuen Spitale, das 1257 fast vollendet war, gleichzeitig mit einem Kirchlein, dessen Consecration jedoch erst am 2. März 1268 erfolgte und das seinen Namen entweder vom Spitale ableitete, weil der Patron desselben nur der Geist der Liebe, der hl. Geist sein konnte, oder weil er ursprünglich diesem zu Ehren die Weihe empfangen hatte. Das Gotteshaus wurde am 24. Nov. 1271 die dritte, aber auf die Spitalangehörigen beschränkte Pfarrkirche Münchens. Unter dem 29. Feb. 1273 ertheilte Papst Gregor X. der neu errichteten Pfarrei die Bestättigung; sie erlosch 1330 und lebte erst 1417 wieder auf, das Präsentationsrecht für dieselbe ist dem Magistrat bis zum heutigen Tage verblieben. Durch die am 14. Feb. 1327 ausgebrochene Feuersbrunst ward die Kirche sehr stark beschädigt, dann erweitert und schöner wieder hergestellt, von 1724–28 gelegentlich einer umfassenden Reparatur gründlich verzopft, der Thurm 1730 von Grund aus neu erbaut und das Gotteshaus am 15. Juli 1731 wiederholt eingeweiht. – Das Heiliggeistspital gehörte zu den großartigsten Stiftungen des mittelalterlichen Münchens. Am 2. Aug. 1286 verlieh der Herzog Ludwig der Strenge demselben eine Bräugerechtsame und bestand das „Bräuhaus zum hl. Geist“ bis zu Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts. Auch das Spital brannte 1327 ab, jedoch erhob es sich sogleich vergrößert wieder. Hiebei wurde vermuthlich die erwähnte uralte Katharinenkapelle in den Neubau eingeschlossen; der Isar-Hochwasser im Thale wegen, stand sie wahrscheinlich von jeher auf einem Gewölbe. Im dritten Jahrzent des 14. Jahrhunderts übernahm der Magistrat des 14. Jahrhunderts übernahm der Magistrat die Verwaltung des Spitals, welches die Nachfolger des Gründers seither immer reicher mit Gütern und Privilegien ausgestattet hatten. Die vielen Gebäude der Stiftung ersteckten sich im Laufe der Zeit fast über den ganzen dermaligen Viktualienmarkt und waren durch eigene Thore geschlossen. AN das Bräuhaus reihte sich eine große Oekonomie und später kamen dazu auch ein Gebär-, ein Findel- und ein Irrenhaus (s. Findlingstraße), die ersten Anstalten dieser Art in München. Von allen jenen weitschichtigen Spitalbesitzungen ist gegenwärtig nur mehr das an die Kirche anstoßende Gebäude übrig, das im Erdgeschosse eine langgestrackte gothische, schöne Halle (s. Fleischbankstr.), und dessen Gemälde auf der nördlichen Außenseite, die Werke der Barmherzigkeit darstellend, aus dem Jahre 1731 stammt. Die zu den Benefitzien der Pfarrei gehörenden Häuser waren schon 1807 abgebrochen worden, und es mußte daher ein neuer Pfarrhof der Kirche gegenüber auf dem Viktualienmarkte erbaut werden, der bis 1848, wo man das jetzige Pfarrhaus herstellte, bestand. Am 1. Okt. 1823 versetzte man die Pfründner des Spitals in das ehemalige Kloster der Elisabethinerinnen (s. Mathildenstraße). Ein Theil der einstigen Bräu- und Oekonomiegebäude wurde 1823 bis 29 hinweggeräumt und der Rest der anderen, vordem zum Spital gehörenden Häuser 1871 behufs der Vergrößerung des Viktualienmarktes abgebrochen. – Die uralte Heiliggeist-Pfarrei sah sich am 28. Sept. 1811 der Peterpfarrei untergeordnet, bis am 26. Aug. 1844, unter bedeutender Erweiterung ihres früheren Bezirks und Renovierung der Kirche, die Wiedererrichtung derselben, resp. deren Eröffnung am 1.Dez. letztgenannten Jahres erfolgte. – Einst hieß die Heiliggeiststraße „Fischergäßchen“, das heute fast ganz in ersterer aufgegangen ist; nur die jetzigen Verkaufsbuden der Fischer am nahen Markte, die enge Lokalität nördlich davon, sowie das unferne Gasthaus „zum Fischerwirth“ erinnern noch an jene Benennung. Von den ältesten Tagen an bis zum zweiten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts waren die Hausbesitzer der dermaligen Heiliggeiststraße meist Fischer, für deren Gewerbe auch der „Fischbach“ bis ca. 1820 unbedeckt hindurch floß.
1894 Rambaldi
248. Heiliggeiststraße.Verbindet an der Ostseite der Heiliggeist-Pfarrkirche sich entlang ziehend, das Thal mit der Nordostecke
des Viktualienmarktes und dem Dreifaltigkeitsplatze. Die Heiliggeistkirche * entstand gleichzeitig mit dein Heiliggeistspitale. In des letzteren Nähe erhob sich einst die St. Katharinenkapelle, welche vielleicht
in die Zeit der Gründung der Stadt hinaufreichte und 1261 vom
Papst Alexander IV. einen Ablaß erhielt.**) eben dieser Kapelle
erbaute Herzog Ludwig der Kelheimer 1204 ein Pilgerhaus und
übergab die Leitung desselben dem Orden des hl. Geistes, welcher
zur Krankenpflege bestimmt war. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts gab es in Deutschland überhaupt kaum eine nennenswerte Stadt,
welche nicht ein hl. Geistspital besaß. Bei der zunehmenden Bevölkerung der jungen Stadt legte wahrscheinlich noch Herzog Otto der
Erlauchte 1253 den Grundstein zu einem neuen Spitale, das 1257
fast vollendet war, gleichzeitig mit einem Kirchlein, dessen Konsekration
jedoch erst am 2. März 1258 erfolgte und das seinen Namen entweder vom Spitale ableitete, weil der Patron desselben nur der Geist
der Liebe, der hl. Geist sein konnte, oder weil es ursprünglich diesem
zu Ehre die Weihe empfangen hatte. Das Gotteshaus wurde am
25. November 1271 die dritte, aber auf die Spitalangehörigen beschränkte Pfarrkirche Münchens.***) Unter dem 29. Februar 1273
erteilte Papst Gregor X. der neu errichteten Pfarrei die Bestätigung;
sie erlosch 1330 und lebte erst 1417 wieder auf, das Präsentationsrecht
für dieselbe ist dem Magistrat bis zum heutigen Tag verblieben.
Durch« die am 14. Februar 1327 ausgebrochene Feuersbrunst ward
die Kirche sehr stark beschädigt, dann erweitert und schöner wieder
hergestellt, von 1724—30 gelegentlich einer umfassenden Reparatur
gründlich verzopft, der Turm 1729 von Grund ans neu erbaut und
1727 wiederholt eingeweiht. Nach weiteren im Jahre 1755 und
1839—44 vorgenommenen Restaurierungen, wurde dieselbe im Mai 1885
nach dem Plane des Baumannes Löwel erweitert, nachdem am
5. Februar 1885 das auf der Westseite der Kirche angebaute Spitalgebäude abgebrochen worden war. Da eine eigentliche neue Weihe
der Kirche nicht notwendig war, erfolgte die Benediktion am 1116.Okt. 1886,
doch konnte die Vollendung erst am 21. Oktober 1888 als fertig
angesehen werden. Durch den Abbruch des Spitalgebäudes verschwand
das sogenannte Metzgergäßchen, das sich an der Westseite der Kirche
befand und wurde der gewonnene Platz dem Viktualienmarkte einverleibt. — Das Heiliggeistspital gehörte zu den großartigsten Stiftungen
des mittelalterlichen Münchens. Am 2. August 1286 verlieh der
Herzog Ludwig der Strenge demselben eine Bräugerechtsame und
bestand das »Bräuhaus zum hl. Geist« bis zu Anfang des gegen-
wärtigetn Jahrhunderts. Das Spital brannte 1327 ab, jedoch
erhob es sich sogleich vergrößert wieder. Hiebei wurde vermutlich
die erwähnte uralte Katharinenkapelle, welche den letzten Trakt gegen
das Thal hin bildete, in den Neubau eingeschlossen ****) der Isar-Hochwasser im Thale wegen, stand sie wahrscheinlich von jeher auf
einem Gewölbe und hieß hievon «Porkirche« (Emporkirche) *** **) Im
3. Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts übernahm der Magistrat die
Verwaltung des Spitals, welches die Nachfolger des Gründers seither immer reicher mit Gütern und Privilegien ausgestattet hatten.
Die vielen Gebäude der Stiftung erstreckten sich im Laufe der Zeit
fast über den ganzen dermaligen Viltualienmarkt und waren durch
eigene Thore geschlossen, wie dies am Stadt-Modell des K. Nationalmuseums in München vom Jahre 1572 noch zu ersehen ist. Zu
dieser Zeit hatte auch die Kirche keinen Turm.
An das Bräuhaus reihte sich eine große Oekonomie und später
kamen dazu auch ein Gebär-, ein Findel- und ein Irrenhaus (s.
Findlingstraße), die ersten Anstalten dieser Art in München. Von
allen jenen weitschichtigen Spitalbesitzungen wurde das letzte an die
Kirche anstoßende Gebäude, das im Erdgeschosse eine langgestreckte
gotische schöne Halle besaß *** ***), im Jahre 1885, wie bereits erwähnt,
demoliert. Dasselbe war seit dein Jahre 1824, wo seine Räume
nicht mehr für Spitalzwecke ausreichten, zuerst Fruchthalle, dann am
6. Oktober 1870 wurde in dieselbe, nachdem am 14. Dezember 1870
die Fleischbank im Thal abgebrochen wurde, die Fleischhalle
verlegt. Die zu den Benefizien der Pfarrei gehörenden Häuser
waren schon 1807 abgebrochen worden, und es mußte daher
ein neuer Pfarrhof der Kirche gegenüber auf dem Viktualienmarkte
erbaut werden, der bis 1848, wo man das jetzige Pfarrhaus herstellte, bestand. Am 1. Okt. 1823 versetzte man die Pfründner des
Spitals in das ehemalige Kloster der Elisabethinerinnen (s. Mathildenstraße). Ein Teil der einstigen Bräu- und Oekonomiegebäude wurde
1823 bis 29 hinweggeräumt und der Rest der anderen, vordem zum
Spital gehörenden Häuser 1871 behufs der Vergrößerung des Viktualienmarktes abgebrochen. Die uralte Heiliggeist-Pfarrei sah sich
am 28. September 1811 der Peterspfarrei untergeordnet, bis am
26. August 1844, unter bedeutender Erweiterung ihres früheren Bezirkes und Renovierung der Kirche, die Wiedererrichtung derselben,
resp. deren Eröffnung am 1. Dezember letztgenannten Jahres er-
folgte *** ****). Einst hieß die Heiliggeiststraße ,,Fischergäßchen« , das
heute fast ganz in ersterer aufgegangen ist; nur die jetzigen Verkaufs-
läden der Fischer am nahen Markte, die enge Lokalität nördlich davon,
sowie das unferne Gasthaus »zum Fischerwirt« erinnern noch an jene
Benennung, Von den ältesten Tagen an bis zum zweiten Jahrzehnt
dieses Jahrhunderts waren die Hausbesitzer der dermaligen Heiliggeists
straße meist Fischer, für deren Gewerbe auch der ,,Fischbach« bis circa
1820 unbedeckt hindurchfloß.
*) Vgl. Geschichte des Spitals, der Kirche und der Pfarrei z. hl. Geist
von Adalbert Hahn, München 1891.
**) A. Mayer, die Domkirche z. U. L. Frau in München S. 4 nennt die
Wieskapelle und die Marienkapelle ,,wohl die ersten«; drunten im Thal jedoch,
ehe man an das erste Berglein kam, stand noch eine dritte Kapelle. In der
Anmerkung sagt er: ,,Nachweislich ist die älteste Kapelle zu Ehren der hl. Katharina, aus welcher später die Kirche und Spital zum hl. Geist wurden.
***) Huhn, S. 51 und 57.
****) Huhn, S. 37.
*** **) Burgholzer, S. 169 (Nach demselben befand sich zu ebener Erde auch
ein privilegierter Altar, während die eigentliche Kapelle sich im ersten Stock befand.)
*** ***) Regnet S 3·5.
*** ****) Huhn, S. 428, 429.1943 Adressbuch
Die sehr alte Heiliggeistkirche war 1271 schon Pfarrkirche des angrenzenden Heiliggeistspital, wurde 1327 durch Feuer arg beschädigt, dann umgebaut und erweitert und 1730 mit neuem Tum versehen; 1885-1888 erfolgte abermale Erweiterung.
Verbindet das Tal mit dem Viktualienmarkt und dem Dreifaltigkeitsplatz.
1965 Baureferat
Heiliggeiststraße: Noch der Heiliggeist-Kirche, die um 1250 gleichze itig mit einem Spital vor dem alten Rathaustor errichtet, 1271 zur 3. Münchner Pfarrkirche erhoben und 1392 vollendet wurde. *um 1820