Rambaldi(1894) - Seeaustraße

Rambaldi - 1894

Beschreibung: 607. Seeaustraße.Läuft nördlich der Prinzregentenstraße und parallel mit dieser und der Himbselstraße. Zur Ehrung des um die Theaterverhältnisse in München im vorigen Jahrhundert verdienten Theaterintendanten Josef Anton Grafen von Seeau *) An Stelle des Grafen Salern wurde laut Dekret vom 13. April 1753 der kurfürstliche Kämmerer und gentihomme der deutschen Jägerei: Josef Anton Graf von Seeau »in Anbetracht bisher zur gnädigsten Zufriedenheit geleisteter Dienste, dann sonstiger besitzender besonderer Eigenschaften in gnädigste Consideration gezogen« zum »Intendanten der Musik und Spektakeln« ernannt. Seeau dankte seine Charge der persönlichen Neigung des Kurfürsten Maximilian Ill. (sein Vater hatte in österreichischen Erbfolgekrieg das Salzkammergut samt allen Kassenvorräten den eindringenden Bayern übergeben und, nachdem die Oesterreicher zurückkehrten, von diesen als Hochverräter erklärt, sich geflüchtet; nach dem Frieden zog er mit seiner Familie nach München), aber mit den »besonderen Eigenschaften« hatte es so seine Bewandtnis. Die medisante Welt wollte wissen, »der Graf sei deswegen zum Musikintendanten ernannt worden, weil er damals der einzige Kavalier am Hofe war, der einen Steyrischen auf der Violine spielen konnte«; auch machte sich die Ansicht geltend, daß ein Theaterintendant keiner großen Talente bedürfe, da ein Kavalier, der solche besitze und dem schon seine Geburt Anspruch gebe, sich allzeit eine nützlichere und edlere Geschäftsart wählen werde. Seeau leitete 46 Jahre lang, das Jahr 1756 ausgenommen, in welchem er seiner Stelle enthoben und durch Salern ersetzt wurde, bis zum 13. März 1799 die Münchner Theaterintendantur, an welchem Tage dieselbe durch kurfürstliches Dekret an eine Kommission überging, an deren Spitze der Bücherzensurrat und geheime Sekretär Franz Babo (s. Babostraße) stand. Seeau starb am 25. März 1799 zu München. Ueber ihn urteilten seine Zeitgenossen verschieden; so schrieb einer: »das Graf Seeau’fche Leben sei — abgesehen von einer nicht zu unterschätzenden Geschicklichkeit im Bühnenwesen —- eigentlich nur eine Reihe von Abenteuern gewesenl Namentlich habe er viele Duelle gehabt, welche nicht gerade sehr ruhmreich waren, er sei bis in seine alten Tage ein Lebemann erster Qualität und ein großer Freund eines guten Tisches und Weines gewesen« Die Straße erhielt seinen Namen am 6. Oktober, resp. 8. Nov. 1890. An ihr befindet sich das Kulissenmagazin des kgl. Hoftheaters.

Cfr. Fra. M. Rudhart, Geschichte der Oper am Hofe zu München, Freising 1865; Fr. Grandauer, Chronik des k. Hof- und Nationaltheaters, München, Theod. Adermann 1878 S. 8, 9, 11, 15 ff., 52 u. 53; Pezzl, Reisebuch den bayer. Kreis S. 226; Regnet, München in guter Zeit S. 100; Franz Trautmann, im Münchener Hofgarten S. 41.


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Denkmal an Gerd Müller