Rambaldi(1894) - Deroystraße

Rambaldi - 1894

Beschreibung: 127.Deroystraße. Liegt auf dem ehemaligen Marsfelde und zieht von der südwestlichen Ecke des Marsplatzes südlich zur Frundsbergstraße. Zu Ehren des berühmten bayerischen Generals der Infanterie Bernhard Erasmus Grafen von Deroy *), aus einem in der Piecardie seßhaften Geschlechte, Sohn eines kurpfälzischen Generals, geb. zu Mannheim am 11.Dez.1743. Als Kommandant von Mannheim verteidigte er 1794 den dortigen Brückenkopf, die sogenannte Rheinschanze, am linken Ufer, vom 15. Okt. bis 25. Dez., wo er das Werk den Franzosen einräumen mußte, am 3. Dezember 1800 geriet er in der Schlacht bei Hohenlinden als verwundet in Gefangenschaft desgleichen wurde er im Jahre 1805 bei Verteidigung der Strubpässe bei Lofer verwundet. Später finden wir ihn nach weiteren ruhmreichen Thaten als General der Infanterie, als er im Kriege gegen Rußland die 1. bayerische Division führte· Es war am 18. Aug. 1812 in der Nachmittagsstunde, heiß tobte der Kampf um Polotzk, die Russen wehrten sich um den alten Edelsitz Prismanitza und das Dorf Spaß. Aber es war kein Spaß hier, es war blutiger Ernst. Die bayerischen Regimenter fingen zu wanken an, die französische Division Legrand, welche helfend hätte eingreifen sollen, kommt nicht, da erscheint ein greiser Held im vollen Kriegerschmuck, ein edler, antiker Krieger ; ein Blick, ein Wort: die Regimenter halten, ordnen sich, die Besinnung kehrt wieder, Vater Deroy ist da, Vater Deroy hoch! Vorwärts! Das brave Regiment Hildburghausen (4.) empfängt die anstürmenden Russen, Oberst Zoller wirft sich mit Löwenmut dem Feind entgegen, der jetzt flieht und im nahen Walde Schutz sucht. An die Spitze der Brigade Raglovich, Allen voraus, setzt sich nun der General mit den silberweißen Haaren, um den Gegner vollends zu vernichten. Doch, plötzlich wankt er, fällt, in den Unterleib von einer Kugel getroffen, der Degen entsinkt seiner Hand und sein Blut färbt den Boden. Aber noch feuert der greise Held seine erstarrten Truppen mit Zurufen und Zeichen an, während er nach Polotzk zurück- gebracht wird- umsonst, die Bayern wanken jetzt, die endlich erschienene Division Legrand geht in Unordnung zurück, teilweise sogar durch die Reihen der mutig kämpfenden Bayern. Es ist ein kritischer Moment. Da erscheint, einem Schlachtengott ähnlich, General Wrede. Es lebe der König, es lebe Wrede! rufen mit gewohntem Enthusiasmus die Bayern, vorwärts gehts wieder, bald ist auch Prismanitza in den Händen der bayerischen Helden, blutig erkauft. Doch entschieden ist die scharfe Schlacht, die Bayern sind Sieger in Polotzk aber starb am 23. August der tapfere General, der Vater Deroy: »Ich sterbe in meinem Berufe, ergeben in den Willen des Allmächtigen, Gott erhalte den König!« waren seine letzten Worte. Fern vom Vaterlande, auf dem Kirchhofe zu St. Xaver zwischen Polotzk und Spaß schläft Vater Deroy den ewigen Schlaf. Mit ihm wurden sein alter Freund, der General Siebeln, die Obristen Wrede, Graf Prehsing und andere begraben. Von den Soldaten seiner Gerechtigkeit, Humanität und Fürsorge wegen nur .,Vater Deroy« genannt, lebt sein Name zum Teil heute noch im Soldatenliede fort. Er war der Reformator der bayer. Infanterie und für das bayer. Heer das, was Fürst Leopold von Anhalt-Dessau für das preußische gewesen. In einem Handschreiben Napoleons vom 27. August 1812, welches Deroy nicht mehr erlebte, wurde er mit einer Dotation zum Grafen ernannt. Sein ihm vom »bayerischen Heere« errichtetes, von Halbig modelliertes Standbild befindet sich in der Maximiliansstraße und wurde am 18. August 1856 enthüllt. Die Straße trägt ihren Namen seit 9. Oktober 1889, resp. 4. Febr. 1890.

*) Vgl. Sammler, Jahrg. 1892 Nr. 97 S. 7. Stumpf, Denkwürdige Bayern, S. 268.


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