Rambaldi(1894) - Barthstraße

Rambaldi - 1894

Beschreibung: 60. Barthstraße Verbindet im äußersten Westen der Stadt in der Nähe-der Bahnkurve die Laudsberger- mit der Westendstraße.
Zur Erinnerung an die Patrizier-Familie der Freiherrn von Barth auf Harmating *) (Parth, Part, Barba), welche im 13. Jahrhundert in München erscheint. Sie nahm frühzeitig an den Geschäften des Magistrats teil und machte sowohl zur Ehre Gottes als zum Besten der leidenden Menschheit reiche Stiftungen Ursprünglich stammen die Barth vom Rhein, woselbst sie die Burg Straß bei Boppart besaßen. Im Jahre 955 sollen sie in der Schlacht bei Verdun. gegen die Wenden gefochten haben. Auch in Meminingen sollen die Barth begütert gewesen sein, sicher ist es aber, daß sie zu den Augsburger Bürgergeschlechtern zählten und infolge Unruhen nach München übersiedelten. **)
Der älteste Besitz der Barth in Oberbahern war Kempfenhausen, Gerichts Starnberg; 1272 besaß das Gut Peter Barth zu Kempfenhausen und seine Nachfolger, dieselben waren zugleich Bürger von München und saßen im innern und äußern Rat. Jm Jahre 1465 kaufte Hans Barth von München vom letzten Ritter von Egling das Schloß Harmating, Gerichts Wolfratshausen (nach Urkunden in den Mon. Boic. Hademarjnga, Hadmaringa benannt. Allem Anscheine nach dürfte Harmating eine alte, von den Kelten erbaute, befestigte und bewohnte Burg gewesen sein). Von nun an teilte sich die Familie in zwei Linien, nämlich in die von Kempfenhausen und von Harmating. Erstere starb 1601 mit Arsatius Barth zu Kempfenhausen aus, letztere floriert noch fort und ist gegenwärtiger Besitzer von Harmating Anton Freiherr von Barth zu Harmating, k. Kämmerer und Gutsbesitzer, welcher es i. J. 1860 käuflich von seinem Bruder Jgnaz, k. Kämmerer und Oberamtsrichter a. D. zu Berchtesgaden, erwarb mit der Verpflichtung der Bildung eines Fideikommisses. Harmating und Pasen- oder Posenbach Gerichts Dachau waren die beiden Seniorats-Fideikommißguter der Familie, letzteres wurde von den Schweden zerstört. Eine Abzweigung der Familie ließ sich im Laufe des 16. oder 17. Jahrhunderts in Tirol nieder und gründete die Linie der Barth vom Ampaßoegg bei Meran, ist aber ausgestorben. Ein Sprosse derselben Johann Barth begab sich nach Ensisheim in Ober-Elsaß und wurde der Stammvater des Geschlechtes der Grafen Barth-Barthenheim in Oetterreich Das bayerische Geschlecht wurde am 17. September 1585 in den Reichsadel erhoben, doch erst bei der Jmmatrikulation im Jahre 1808 bei der Klasse »Edle von« eingetragen und am 29. Juni 1861 in den Freiherrnstand übergetragen. Der alte Henricus Barba starb 1362 und liegt in der Peterskirche dahier begraben. Weitere Grabsteine und Todtenschilde von Mitgliedern dieser Familie sind in der Frauenkirche in der von der Familie gestifteten hl. Dreikönigskapelle zu sehen. Ein Hans Barth (Pilotybild 82) belagerte als Viertelshauptmann der Münchener Bürgerwehr über drei Monate Friedberg, das er um Jakobi 1422 stürmte, denselben finden wir auch als Bannerträger in der Schlacht bei Alling (s. Allingstraße). Ein Ludwig Barth war Unterrichter von München und an Andräs Barth, Ratsmitglied zu München, sowie an seine Gattin Senftlin, Schwester des berühmten Bürgers-Genossen von München, des großen Musikers Ludwig Senftl, der 1528 für Abt Maurits zu Tegernsee eine Messe komponierte, die nur an den höchsten Feiertagen gesungen werden durfte, erinnert eine Denkmünze von 1558; Heinrich Barth (Pilotybild 80) (1460—1500) erbaute die alte Straße über den Kesselberg nach Jtalien (welche nach nunmehr gerade 400jährigem Bestehen verlegt wird) und eine Bastei zunächst dem heutigen Karlsthore; der Kanonikus Gabriel Barth von Harniating und Pösenbach machte durch Testament vom. 10. April 1597 eine Stiftung einer Anstalt, in welcher im kleinen, wie in der Fuggerei in Augsburg, arme Leute um billigen Mietzins Wohnung fanden. Das Gebäude dieser Stiftung an der Röhrlspeckergasse (jetzt Herzogspitalgasse Nr. 6), unter dem Namen Barth’sches Seelhaus bekannt, wurde unterm 13· November 1809 der k. besonderen Administration der Wohlthätigkeitsstiftungen überwiesen, verfiel 1855 dem Abbruch, worauf dann an dessen Stelle für Schulzwecke aus Gemeindenmitteln ein Neubau entstand, in welchem eine Seelnonne bis zu dem 1878 erfolgten Verkauf des Hauses eine Wohnung im Erdgeschosse behielt.
Der am 7. Dezember 1876 in Säo Paolo da Loanda verstorbene Herinann Freiherr von Barth, welcher sich als Geologe und Afrikaforscher einen Namen machte, war Mitglied dieser Familie und wurde am 15. Mai 1845 auf dem Schlosse Eurasburg, das sich auch in deren Besitz befand, geboren.
Die Straße hieß früher nach dem Erbauer der ersten Häuser an derselben »Krahshstraße« und hat ihre jetzige Benennung seit 28. September 1877, resp. 1. Januar 1878.

*) S. Oberbayer. Arch. X, 192 und XI, lis« Lipowski Urgeschichte 222.- **) Paul von Stetten, lieber das Patriziat von Augsburg .


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