Adressbuch(1880) - Falkenturmstraße

Adressbuch - 1880

Beschreibung:

An das einstige herzogliche Marstallgebäude (die jetzige K. Münze) mit geräumigem Buhurdirhof, noch bis in die Renaisssancezeit in Gebrauch, dessen interessante Säulenarkaden um den Hof, in ihrer Anordnung durch die früheren gothischen bedingt, das älteste Denkmal der Münchner Renaissance sind, stieß der Falkentthurm, aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhuderts, welcher der heutigen Straße den Namen gab und lange Zeit seine wirkliche Bedeutung hatte. In Verbindung mit dem Falkenhause stand die herzogliche Jägerei. Als die Jagd mit dem Falken mehr außer Gebrauch kam und die Zucht dieser Stoßvögel unnöthigerschien, wurde die Falknerei aufgehoben und der Thurm fortan als Kriminalgefängnis verwendet. Zu diesem Zwecke richtet man in einer seiner unterirdischen Räumlichkeiten die Folterkammer ein, mit allen Schrecknissen und Qualen der mittelalterlichen Tortur. Bis zur Vollendung der zwischen 1824 und 26 erbauten Fronfeste auf dem unteren Anger blieb der Falkenthurm ausschließlich das übel berüchtigte Krininalgefängniß, ward dann 1826 der k. Zeughaus-Hauptdirektion zugewiesen, 1865 aber, bei der Erweiterung des Weges vom Hofstalle zu dem behufs Anlage der Maximilianstraße beseitigten Zeughause abgebrochen, um neuen stattlichen Privatgebäuden Platz zu Machen, nachdem schon zwei Jahre vorher aus ähnlichen Grunde die Gebäulichkeiten der ehemaligen herzoglichen Jägerei hatten weichen müssen. An den Falkenthurm knüpfen sich, wahrscheinlich infolge seiner späteren Verwendung, unter dem Volke schauerliche Sagen, und zwar nicht nur über die Schrecknisse seiner tiefen unterirdischen Kerker und Verließe (von denen sich bei seiner Bemolisierung keine Spur zeigte), sondern auch unheimliche Geistergeschichten wurden über ihn erzählt. – Neben dem Falkenthurm standen der „Hexenthurm“ und die „Hexenbastei“, zur Bewahrung jener Unglücklichen bestimmt, welcher der unselige Irrthum jener Tage als Hexen beschuldigte. Ungefähr aus derselben Zeit wie der Falkenthurm stammend, wurde er 1682 durch eine Gallerie mit diesem verbunden, um die Unglücklichen zur Anwendung der jedesmaligen Folter dahin fühen zu können. Der Hexenthurm, das Ueberbleibsel einer trüben Zeit, verschwand 1803.

Verlauf: Zieht sich vom Café Maximilian am Beginne der Maximilianstraße, mit der sie parallel läuft, weg, gegen das Hotel Roth am ehemaligen Kostthor.


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Erinnerungszeichen & Stolpersteine