Alte Quellen

Die Theatiner-Hofkirche zum hl. Cajetan

Quelle Nagler - Acht Tage in München (184)
Jahr 1863
Straße Theatinerstraße

Die Theatiner-Hofkirche zum hl. Cajetan an der Theatinerstraße Nr. 21, entstand in Folge eines Gelübdes des Churfürsten Ferdinand Maria und seiner Gemahlin Adelheid, und am 29. April 1663 wurde der Grundstein gelegt. Agostino Barella fertigte den Plan nach dem Muster der St. Peterskirche in Rom, der Bau zog sich aber sehr in die Länge, indem die Facade erst 1767 durch Franz Couvillier vollendet wurde. Ueber die Bauperioden s. aber Geschichte von München S. 83 ff. An der Fayade sind in Nischen die kolossalen Figuren der Heiligen Ferdinand, Adelheid, Maximilian und Cajetan, von Roman Boos aus Kelheimer Marmor gefertiget. Die Kirche wurde aber schon 1677 zum Gottesdienste eingeweiht, und aus jener Zeit stammt der größte Theil der Stuccaturen, womit die Kirche überladen ist. Andreas und Dominicus Faistenberger fertigten die späteren Altäre und die Crucifixe derselben. Von ersterem ist auch die große Gruppe in Holz, welche den Abraham vorstellt, wie er im Begriffe steht, den Sohn zu opfern. Von Dominikus sind auch die Leuchter in Form von Engeln 1703. Andreas Faistenberger decorirte die Sakristei, und das Crucifix ist von 1697. Das aus Alabaster gearbeitete Bild der Madonna von Ettal auf dem Familienchristialtar ist von Balthasar Ableitner. Dieser Künstler fertigte auch die vier Evangelisten am Hauptaltare, dann die Figuren aus braunem Holz in der Sakristei.

Das große Gemälde oben an der Wand hinter diesem Altäre ist ein Werk des Anton Zanchi. Es stellt im Vorgrunde den Churfürsten Ferdinand Maria und dessen Gemahlin Adelheid im Portraite vor. Dazwischen kniet der Prinz Max Emanuel, das Pfand der Erhörung, und der Hofstab umgibt die Gruppe. Der junge Mann links in spanischer Tracht ist der piemontesische Arzt Baron Simoni, welchen die Churfürstin Adelheid aus Turin mitgebracht, und mit Ehren überhäuft hatte. Im oberen Theile ist die Apotheose der Heiligen Adelheid und Cajetan vorgestellt. Rechts vom Hochaltäre, im Seitenschiffe, ist ein großes Gemälde von Carlo Cignani, welches ursprünglich für den Hochaltar bestimmt war. Es stellt Maria mit dem Kinde auf dem Throne, und umher Joseph, Anna, Joachim, Elisabeth, Zacharias, den kleinen Johannes, und vorn David mit der Harfe vor. Gegenüber im linken Seitenarme stellt das große Gemälde die Pest von Neapel vor, welche auf Bitten des heil. Cajetan abgewendet wurde. Dieses Bild ist von Joachim Sandrart. — Rechts vom Altarbilde des C. Cignani nach dem Portale zu ist das Gemälde mit der hl. Margaretha von Savoyen vor Christus mit dem Kreuze von Antonio Triva gemalt. Das Altargemälde mit den heiligen Jungfrauen Ottilia, Agatha, Appolonia und Margaretha ist das Werk des Pietro Liberi, und der Schutzengel darunter jenes des A. Zanchi. Die heil. Cäcilia in der Kapelle gegen den Ausgang zu ist von dem Münchner G. Des Marses gemalt. — Links vom Hochaltäre, in der Thierarzneischule — Ludwigs-Maximilians-Universität. 185 Kapelle nach dem Pestbilde ist ein Gemälde von Carl Loth, das Hinscheiden des hl. Andreas Avellinus am Fuße des Altares vorstellend. Die folgende Kapelle enthält eine Krenzabnehmung von Tintoretto. Das Bild der Kapelle gegen den Ausgang zu stellt die hl. Jungfrau in der Verklärung, unten links Papst Tistus und rechts einen Diakon in Verehrung vor. Der Verfertiger dieses schönen Gemäldes ist unbekannt. Die Meister der kleinen Seiten- altarbilder sind ebenfalls unbekannt.

In der Mitte des linken Seitenschiffes gelangt man in eine Kapelle mit zwei kleinen Altären, in welcher die Grabhöhle in Jerusalem nachgeahmt ist. Rechts entspricht eine Loretto-Kapelle mit der heiligen Stiege und einem Kapellchen, Sancta sanctorum genannt.

In der ursprünglich kleinen, aber von König Ludwig bedeutend erweiterten Gruft ist die jüngste Begräbniß-Stätte der Wittelsbachischen Fürsten. Hier ruhen Ferdinand Maria sch1679), und seine Gemahlin Adelheid ('s 1679), Max Emanuel (†1726), Carl Albert, als Kaiser Carl VII. (f 1743), Max Joseph HI. († 1777), König Maximilian I. († 1825), die Königin Karolina sch 1841). Im Ganzen sind 32 Särge vorhanden.

Beachtung verdient rechts vorn in der Kirche noch das schöne Monument der 1821 in ihrem zehnten Jahre verstorbenen k. Prinzessin Josephine Maximilian«, welches nach der Idee der Königin Karoline von Conrad Eberhard in Marmor ausgeführt ist. Daneben befindet sich ein anderes rührendes Denkmal trauernder Elternliebe für den im Jahre 1803 im dritten Lebensjahre verstorbenen k. Prinzen Maximilian.


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