Alte Quellen

​Die bayerische Ruhmeshalle

Quelle Nagler - Acht Tage in München (171)
Jahr 1863
Straße Theresienhöhe

Die bayerische Ruhmeshalle mit der Bavaria auf der Sendlinger Anhöhe wurde im Auftrage des Königs Ludwig I. von L. v. Klenze im dorischen Style erbaut. Der Grundstein wurde am 15. Oktober 1843 gelegt, und am 9. Oktober 1850 die Bavaria enthüllt. Die auf einem 15' hohen Sockel aufgeführte offene Säulenhalle aus Untersberger Marmor ist 230' lang, während jeder Flügel nur 105' hat. Die Höhe (ohne Sockel) beträgt 45', und jede der 48 Säulen ist 24' hoch. Auf den Giebeln stehen Akroterien, am Dache Stirn- und Firstziegel. In den Giebelfeldern sind je zwei liegende weibliche Gestalten von L. v. Schwanthaler, welche durch ihre Attribute die vier Hauptstämme Bayerns verstellen. Der Fries hat 92 Metopen, wovon 44.mit Mktorien, 48 mit Darstellungen aus der Kulturgeschichte Bayerns nach Schwauthaler's Reliefs in Marmor geschmückt sind. In der Halle stehen auf Sockeln und auf Consolen über lebensgroße Marmorbüsten von berühmten Mannern, welche innerhalb des heutigen Bayerns gelebt haben. lieber der Bronze-Thüre auf der Rückseite des Piedestals der Bavaria gibt eine Inschrift die Intention des Königs u. die Zeit der Entstehung an:

Als Anerkennung bayerischen Verdienstes und Ruhmes ward diese Halle errichtet von Ludwig I. König von Bayern. Ihr Erfinder und Erbauer war L. v. Klenze. Begonnen den 15. Oktober 1843, vollendet den 15. Oktobcr 1853.

In der Mitte des von der Halle eingeschlosseuen Hofraumes steht der Coloß der Bavaria auf einem Sockel von 30 Fuß Höhe. Er ist mit der Plinthe 56 Fuß hoch, bis zur Spitze des erhobenen Kranzes zählt man aber 66 Fuß. Im Inneren des Kopfes ist die Inschrift:

Dieser Koloß, von Ludwig I. von Bayern errichtet, ist erfunden und modellirt von Ludwig von Schwanthaler, und wurde in den Jahren von 1844 bis 1850 in Erz gegossen und ausgestellt von Ferdinand Miller.

Am 11. September 1844 wurde der Kopf in Erz gegossen, und am 11. Oktober 1845 schlug Miller zum Guße des Bruststückes den Zapfen ein. Zu diesem wurden 380 Centner Erz in den Ofen geworfen. Im Ganzen sind aber 1560 Centner Erz verwendet. Die Statue ist unten % Zoll und oben Zoll stark. Trotz der kolossalen Größe verschwindet aber von unten auf die Größe des Kopfes. Ehe er am 7. August 1850 aufgezogen wurde, stiegen vor aller Augen 31 Personen, darunter zwei Knaben, aus demselben hervor. Durch das Piedestal führen 66 Stufen in die Figur, und in letzterer reicht eine gußeiserne Treppe von 48 Fuß Höhe in den Kopf, wo zwei Ruhebänke angebracht sind, und Oeffnungen im Kranze und im Haare, durch die man eine herrliche Aussicht genießt. Die Gesammtkosten für die Herstellung der Bavaria (ohne Piedestal) beliefen sich auf 233,000 fl. Schwanthaler erhielt davon 23,300 fl. Das Metall kostete 93,600 fl. Zur Herstellung des Gußes war ein Anbau an die Erzgießerei nothwendig, wie aus der Vignette an der betreffenden Stelle zu ersehen ist. jBei G. Franz erschienen: Bavaria, Riesenstandbild aus Erz vor der Ruhmeshalle, von Pangkofer, mit Lebensbeschreibung der in Büste ausgestellten Bayern, 1834. 2. Ausl. 36 kr. Ansichten der Bavaria und der Ruhmeshalle in verschiedener Größe zu 12 und 24 kr. Lebensbeschreibungen der berühmten Männer (72), von vr. Rudhart. 1834, 8. Die ausführlichsten Daten gibt jedoch das Taschenbuch für vaterländische Geschichte, gegründet von Hormayr, fortgesetzt von Rudhart.


 Bauwerke in München
Ruhmeshalle Bavaria

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