Alte Quellen

Die St. Peterskirche

Quelle Nagler - Acht Tage in München (123)
Jahr 1863
Straße Petersplatz

Die St. Peterskirche stammt im Schiffe und mit dem Thurme bis zur Uhr aus dem 14. Jahrhundert. Die ursprüngliche romanische Kirche von 1170 wurde schon 1292 durch einen gothischen Bau ersetzt, dieser hatte aber 1327 durch Brand gelitten. Doch schritt mau erst nach hundert Jahren zu einem Neubau mit zwei Thürmen, welcher im Jahre 1363 eingeweiht wurde, und bis 1607 vollkommen bestand. In diesem Jahre zerstörte der Blitz die Thürme, und sie wurden durch den gegenwärtigen Thurm ersetzt. Zu jener Zeit erfolgte auch der östliche ovale Anbau mit dem Chore und der Sakristei, und das alte gothische Gepräge des Schiffes erlag der Restauration im Roccocostyl. Aus der Zeit des Kirchenbaues von 1365 stammt noch der Schrenk'sche Altar links vorn in der Seitenkapelle beim Ausgange nach dem Rathhause zu. Er stellt in erhobener Arbeit von Stein Christus als Erlöser und Weltrichter vor. Dieses Werk wurde 1841 hinter einem Altäre von Holz wieder entdeckt. Vor der Restauration sah man die Jahrzahl 1372, sie wurde aber übermalt, obgleich an der Aechtheit nicht zu zweifeln war. Der alte, aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts stammende Hauptaltar mußte um 1730 weichen. Zu diesem gehörten wahrscheinlich die sechs Tafeln mit Scenen aus dem Leben des hl. Petrus, wovon jetzt zwei im Chore, und die anderen auf dem ausbewahrt werden. Sie sind auf Goldgrund gemalt, und verdienen als Werke der Münchner Schule des 15. Jahrhunderts volle Beachtung. In neuester Zeit wollte man diese Bilder dem Ulrich Füterer zuschreiben, sie sind aber ebensowenig von diesem Meister, als von Haus von Olmdorf. Rechts vom Chore in der Kapelle bei dem südlichen Pottale ist ein Gemälde der Grablegung im Charakter der Wohlgemuth-Dürer'schen Schule, eines der schönsten alten Werke dieser Art, wahrscheinlich von Sigmund Hafner ausgeführt (um 1510). Im Stiegenhause hängt ein Gemälde, welches die 1515 grassirende Pest zum Gegenstände hat, und aus der Kapelle unsers Herrn auf der Wiese (dem Widen) stammt. In einer der nördlichen Seitenkapellen ist die bemalte Holzfigur des leidenden Heilandes an der Säule, welche in derselben Kapelle verehrt wurde. Sie ist ein Werk des Bildschnitzers Andreas Wunhart aus der Zeit um 1415. Besondere Beachtung verdient auch der prächtige Grabstein des 1505 verstorbenen Bürgermeisters Balthasar Pötschner von Riedersheim in einer noch erhaltenen Kapelle unter dem Thurme, und jenes des Dr. Untermayr mit den Bildern des hl. Petrus und der hl. Katharina, ein Werk des Erasmus Grasser von 1482. Der älteste Grabstein ist jener des Heinrich Barth von 1362. Der gegenwärtige Hochaltar von Marmor wurde 1733 nach der Zeichnung von Nikolaus Stuber ausgeführt. Die siitzende Statue des hl. Petrus ist ein rohes Werk des Egidius Asam, und die vier Kirchenväter sind von Andreas Faistenberger gefertiget. Die Statuen der zwölf Apostel an den Pfeilern sind von Balthasar Ableitner und Andreas Faistenberger, aus einer etwas frühern Zeit, als der Hochaltar. Die beiden Statuen der Apostel Petrus und Paulus an den äußern Seiten des Hauptportals unter dem Thurme sind in neuerer Zeit von J. M. Entres gefertiget worden.

Die Altargemälde der Kirche stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Das Abendmahl Christi links vorn ist das Probestück des Ulrich Loth. Carl Loth malte die Marter des hl. Erasmus, das ausdrucksvolle Bild des hl. Gallus darüber ist aber von Nikolaus Prucker. Das Gemälde mit Joachim und Joseph, und dann jenes mit dem Täufer Johannes sind von I. von Sandrart. H. Schönfeld malte das Altarblatt mit St. Rochus und St. Sebastian, und jenes mit den armen Seelen, St. Ulrich und St. Martin rührt von Johann Georg Winter her. Das Gemälde mit dem Leichnam Christi, Maria, Johannes, Magdalena, St. Quirin und St. Barbara ist Copie nach A. van Dyck von Johann de Pee. An der Decke der Kirche malten Johann und Franz Zimmermann das Leiden und die Verherrlichung des heil. Petrus. F. Zimmermann starb 1764. Seine finsteren Gemälde sind nicht ansprechend. Die Malereien des westlichen Portales sind von Franz Osterried, einem Schüler des Conrad Eberhard.

Die Orgel der St. Peterskirche ist die erste, welche nach dem System des Abbe Vogler in München gebaut wurde. Die allerhöchste Genehmigung erfolgte den 13. December 1803 und nun ging Franz Frosch unter Leitung Vogler's an die Arbeit. Die neue Orgel hat fünf Claviere über einander succesive zurücktretend. Jedes derselben bestand aus 61 Tasten, und dazu kam noch ein Pedalclavier von 32 Tasten, so daß die Orgel im Ganzen 337 Tasten enthielt. Alle Stimmen wurden durch 66 Registerzüge beherrscht, welche eine endlose Veränderung und Combination der Orgelstimmen möglich machten. Im Oktober 1809 war die Orgel vollendet, und damit hatte Vogler ein Werk gegeben, wie sich kein zweites in der Welt befand. Allein er konnte den Organisten nicht geben, der diese gewaltige Orgel zu behandeln verstand, und sie wurde daher nach Vogler's Tod (1814) als unbrauchbar verschrien, weil sie sich nicht nach dem Organisten richten konnte. Im Jahre 1823 wurde die Orgel wirklich umgeformt, der Kapellmeister Ett, Voglers Freund, behielt aber alles Eigenthümliche bei, und so ist sie auch jetzt noch ein einzig dastehendes Werk, obgleich 1834 das lange Pedal entfernt wurde. Der gegenwärtige Chordirektor Bode ließ die Orgel vom 20jährigen Staube reinigen, und somit sind jetzt wieder sämmtliche Manuale spielbar gemacht.


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