Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Quelle | Reber - Bautechnischer Führer durch München (167) |
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Jahr | 1876 |
Straße | Theresienhöhe |
Dieses grossartige nach Klenze’s Entwurf errichtete Monument von imposantester Gesammtwirkung erhebt sich im Südwesten von München auf dem Isarhochufer, das die Theresienwiese auf der Westseite begränzt. Der Platz ist glücklich gewählt und empfahl sich in mehrfacher Beziehung. Einmal wurde durch die erhöhte Stellung eine bedeutendere Wirkung erzielt und ausserdem ist die Theresienwiese der Schauplatz für das alljährlich im Oktober gefeierte landwirtschaftliche Volksfest, wobei gegenwärtig weit über 100,000 Menschen zusammenzustruömen pflegen. Zu beklagen ist nur, dass Wettrennen und Preisevertheilung, welche dabei stattzufinden pflegen, mit dem Monument nicht mehr in Zusammenhang gebracht werden können, da die Wirkung erst recht bedeutend wäre , wenn sich das Fest buchstäblich zu den Füssen der Bavaria vollziehen würde.
Die Gesammtanlage besteht aus 2 Haupttheilen, aus dem Standbilde der Bavaria selbst und aus der Ruhmeshalle, welche jenes hufeisenförmig umschliesst. Eine grossartige Treppenanlage stellt die Verbindung mit der Theresienwiese her und rückwärts schliesst sich eine Parkanlage an. Der Bau begann im Jahre 1843 und im Jahre 1853 wurde das Ganze vollendet.
Der Koloss der Bavaria ist nach Schwanthaler’s Modell von Ferd. v. Miller in Erz gegossen und aufgestellt. Das circa 9 M. hohe Postament ist aus Granitmarmor (einem granitähnlichen Kalkstein) hergestellt. Die Figur selbst ist 16,4 M.. bis zur Spitze des erhobenen Kranzes 19,3 hoch. Sie ist gedacht als des Landes Schutzgottheit, den Löwen als Sinnbild von Adel und Kraft an der Seite. Im Inneren des Piedestals und der Figur selbst ist eine
Treppe angelegt, die bis zum Kopf hinaufführt. In diesem sind 2 Ruhebänke angebracht, worauf 6 Personen Platz haben. Durch mehrere kleine Oeffnungen hat man eine weite Aussicht auf die Stadt und das bayerische Hochgebirge. Im Ganzen wurden 1560 Centner Metall zum Guss verwendet. Die Gesammtkosten der Statue (ohne Piedestal) belaufen sich auf 233,000 fl.
Die Ruhmeshalle bildet ein auf einer Seite — gegen die Bavaria — offenes Rechteck dorischen Styles. Dio l ngere Rückseite hat eine Ausdehnung von circa 67 M. und bildet nach vorn eine Halle von 20 Säulen. Die beiden Flügel sind nach aussen 30.C M. lang und bilden hier eine Halle von 9 Säulen. Gegen den Hof haben die Flügel 3 Säulen und schliessen auf der Schmalseite mit einer 4 säuligen Tempelfronte ab. Der offene Hof ist 35 M. lang und 19 M. tief. Der Säulenbau steht auf einem 4,30 hohen nach rückwärts niedriger werdenden Unterbau. Die Säulen sind circa 7 M. hoch bei 1,65 M. unterem Durchmesser. Die Giebelfelder sind mit den allegorischen Gesalten von Bayern, Pfalz, Schwaben und Franken geschmückt. Der Fries hat 94 Metopen, von denen 44 mit Victorien und 50 mit Momenten aus der Kulturgeschichte Bayerns ausgestattet sind, sämmtliche aus dem Atelier Schwanthalers hervorgegangen. — Auf der Rückwand der Säulenhalle stehen in mehreren Reihen auf Consolen die Büsten hervorragender Bayern, angefangen von Agricola, Schongauer, Beheim, Kraff't etc. bis auf Platen, Jean Paul, Gärtner, Schwanthaler, Rottmann, Schelling etc. Der gesammte Bau ist aus weissem Untersberger Kalkstein in sorgfältigster Ausführung hergestellt.