Alte Quellen

Karlstor

Quelle Zauner - München in Kunst und Geschichte (158)
Jahr 1914

Karlstor. Errichtet 1315 bei der Erbauung der Stadtmauer, 1791 umgestaltet, 1857 durch eine Pulverexplosion des Turmes beraubt, 1861 von Zenetti umgebaut. Alt sind nur die beiden flankierenden Türme- und diese nur in ihrem Kern. Name: Früher das „Obere Tor“, später das „Neuhauser Tor“ (Fortsetzung der „Neuhauserstraße“), seit 1792 „Karlstor“ zu Ehren des Kurfürsten Karl Theodor (s. oben unter „Karlsplatz“).

1861 wurden am großen mittleren Torbogen, 3 kleine Büsten angebracht (jetzt nicht mehr vorhanden), die sogen. „Münchner Originale“.

1. Auf der Seite gegen die Neuhauserstraße die Figur des am 26. April 1860 verstorbenen Lohnkutschers Xaver Krenkl; Krenkl, berüchtigt durch seinen derben Humor, nahm sich sogar bei Gesprächen mit König Ludwig I. kein Blatt vor den Mund; ein geborner Landshuter (1780) verbrachte er den größten Teil seines Lebens in München.

2. Kapellmeister Sulzbeck mit der unvermeidlichen Baßgeige; er lebte anfangs, des 19. Jahrh., hatte sein Standquartier unter den Bögen des damaligen Hofbräuhauses und war als Aufschneider berühmt; bei seiner Kapelle befand sich der Violinspieler Canape, der einzig und allein das noch heute gern gesungene Bocklied vom „Kanapee“ vortrug.

3. Links unterm Torbogen grüßt das „Münchner Kindl“ und daneben, gegen den Karlsplatz zu, guckte das ulkige Gesicht des „Finessensepperls“ herab. Dieses kleine magere Männlein war der Freund der Kocherin und Wäscherinnen;. mit einem grauen, zuckerhutförmigen Hütchen und einem gelblichen Röck- lein bekleidet, durcheilte er die Stadt und beförderte (es gab damals noch keine „Post“) die Briefe; jedes schöne Mädchen grüßte er mit den Worten: „Grüß Gott, schöne Nanny!“, und wenn er besonders gut aufgelegt war, setzte er einen Vers hinzu, der begann: „Grad komm ich vom Elysium — und trage meine Brief herum; — es ist vorbei schon manches Jahr — daß ich zuerst in München war; — jetzt tut mir s’ Laafa wieder not, — drum, schöne Nanny, „b’hüt dich Gott!“ [B 91, KB, MNN 11/426].


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