Stadtportal zur Münchner Stadtgeschichte
Name | Karlstor |
Architekt | Zenetti Arnold |
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Stadtbezirk | 1. Altstadt-Lehel |
Stadtbezirksteil | Kreuzviertel |
Straße | Karlsplatz |
Jahr Baubeginn | 1300 |
Jahr Fertigstellung | 1300 |
Baustil | neugotisch |
Kategorie | Tor |
Suchbegriffe | Karlstor |
Karlstor. Errichtet 1315 bei der Erbauung der Stadtmauer, 1791 umgestaltet, 1857 durch eine Pulverexplosion des Turmes beraubt, 1861 von Zenetti umgebaut. Alt sind nur die beiden flankierenden Türme- und diese nur in ihrem Kern. Name: Früher das „Obere Tor“, später das „Neuhauser Tor“ (Fortsetzung der „Neuhauserstraße“), seit 1792 „Karlstor“ zu Ehren des Kurfürsten Karl Theodor (s. oben unter „Karlsplatz“).
1861 wurden am großen mittleren Torbogen, 3 kleine Büsten angebracht (jetzt nicht mehr vorhanden), die sogen. „Münchner Originale“.
1. Auf der Seite gegen die Neuhauserstraße die Figur des am 26. April 1860 verstorbenen Lohnkutschers Xaver Krenkl; Krenkl, berüchtigt durch seinen derben Humor, nahm sich sogar bei Gesprächen mit König Ludwig I. kein Blatt vor den Mund; ein geborner Landshuter (1780) verbrachte er den größten Teil seines Lebens in München.
2. Kapellmeister Sulzbeck mit der unvermeidlichen Baßgeige; er lebte anfangs, des 19. Jahrh., hatte sein Standquartier unter den Bögen des damaligen Hofbräuhauses und war als Aufschneider berühmt; bei seiner Kapelle befand sich der Violinspieler Canape, der einzig und allein das noch heute gern gesungene Bocklied vom „Kanapee“ vortrug.
3. Links unterm Torbogen grüßt das „Münchner Kindl“ und daneben, gegen den Karlsplatz zu, guckte das ulkige Gesicht des „Finessensepperls“ herab. Dieses kleine magere Männlein war der Freund der Kocherin und Wäscherinnen;. mit einem grauen, zuckerhutförmigen Hütchen und einem gelblichen Röck- lein bekleidet, durcheilte er die Stadt und beförderte (es gab damals noch keine „Post“) die Briefe; jedes schöne Mädchen grüßte er mit den Worten: „Grüß Gott, schöne Nanny!“, und wenn er besonders gut aufgelegt war, setzte er einen Vers hinzu, der begann: „Grad komm ich vom Elysium — und trage meine Brief herum; — es ist vorbei schon manches Jahr — daß ich zuerst in München war; — jetzt tut mir s’ Laafa wieder not, — drum, schöne Nanny, „b’hüt dich Gott!“ [B 91, KB, MNN 11/426].
Das Karlsthor am Ausgange der Neuhausergasse, wurde bei der Erweiterung der Stadt unter Kaiser Ludwig dem Bayer erbaut, und kommt schon 1315 als vollendet vor) Die Straße war damals schon vorhanden, indem sie bereits 1293 als solche genannt wird. Der Name Karlsthor und Karlsstraße wurde erst 1792 nach der durch den Churfürsten Karl Theodor angeordneten Verschönerung des Thores geschöpft. In der frühesten Zeit kannte man nur eine Neuhausergasse und ein Neuhauserthor, und diese Benennung ist seit 1828 wieder die offizielle, obgleich Karlsthor die gewöhnliche ist. Der Neuhauser-Thorthurm, ein ehedem hoher schmuckloser Bau mit Zinnen, stand mit dem inneren Ring in Verbindung, und wurde nach der mittelalterlichen Barbakan- Anlage durch die beiden kleineren noch vorhandenen Thürme und die Brücke über den Stadtgraben gedeckt. In der Nacht vom 18. Septbr. 1887 wurde der Hauptthurm durch eine Pulverexplosion so sehr beschädiget, daß man am 10. Oktober desselben Jahres mit dem Abbruch beginnen mußte.
Im Jahre 1861 wurden die beiden Seitenthürme von dem städtischen Ingenieur A. Zenetti restaurirt und mit einem Durchgänge in Spitzbogenform versehen, um die Passage zu erweitern. Der zwischen den Thürmen eingebaute Bogen datirt aus demselben Jahre, und somit haben wir nach langer Debatte wenigstens wieder ein Muster des modernen gothischen Thorbaues. Das anstossende neue gothische Haus ist im Privatbesitz, und wird gegenüber einen ähnlichen Nachbar bekommen. Das Haus Nr. 42 rechts vom Thore, das beliebte Gasthaus zum „Oberpollinger", ziert ein restaurirtes Frescobild, welches eine Sage versinnlichet. Ein Wagner in Lechhausen bei Augsburg verfertigte an demselben Tage ein Rad und trieb es nach München, kam aber nur bis zu jenem Hause, wo er aus Erschöpfung starb. Ein Drechsler aus Freifing machte vor etlichen Jahren dasselbe Kunststück. An einem Hause der Theresien- Straße ist auch dieses Ereigniß durch ein Gemälde verewiget.
Karlstor (München), bis 1791 Neuhauser Tor, im Kern um 1300, nach Abtragung des Hauptturmes von Arnold Zenetti neugotisch 1861/62 umgestaltet; in der mittleren Durchfahrt rechts jetzt drei Bronzefiguren vom ehem. Fischbrunnen am Marienplatz, 1866 (vgl. dort).