Münchner Sagen & Geschichten

Rings in der Altstadt

Der Spiegelbrunnen

Raff - So lang der alte Peter... (Seite 58)


Seitlich vom alten Polizeigebäude, das vor Zeiten das erste Heim der Englischen Fräulein gewesen ist, vom Kurfürsten Maximilian I. der Stifterin 1626 geschenkt, mündet die schmale Schrammerstraße. Die Ecke des „Schrammergäßchens" und der Theatinerstraße, gegenüber dem besagten alten Polizeigebäude, hieß ehemals „das Brunnen href='../../lexikon/d_lexikon.php?fw=SpiegelBrunnen'>SpiegelBrunneneck" und kommt unter diesem Namen schon in einer Urkunde vom Jahre 1543 vor. Der Name soll zu Recht von dem hier ansässigen ehrbaren Geschlecht der Spiegel herstammen, aber die Sage weiß es anders.

Bis vor etwa hundert Jahren war an dem Hause, das die Ecke bildet, ein altes Gemälde angebracht, das ein hahnenartiges Tier darstellte, so wie ehedem der fabelhafte Basilisk abgebildet und gedacht ward. Darüber geht folgende Sage:
An dieser Ecke, wo später ein SchöpfBrunnen sich befand, stand in uralten Zeiten ein Zieh- und KettenBrunnen. In selbigem Brunnen aber hauste ein Basilisk. Das ist gar ein greuliches giftiges Tier, denn kein lebendiges Wesen kann seinen Blick ertragen: wer immer ihn anschaut, muß alsbald sterben. Dadurch kam viel Unheil und Jammer, weil Jeder, der unversehentlich in die Tiefe des Brunnens hinabschaute, vom Blick des Basilisken getroffen und getötet wurde. Auf solche Art hatten schon Viele das Leben eingebüßt. Da riet ein weiser Mann, zur Abhilfe der Not einen Spiegel über dem Brunnen aufzustellen und zu befestigen, da nämlich der Basilisk selbst seinen Anblick ebensowenig als sonst eine Kreatur ertragen kann. Also ward ein großer Spiegel über dem Brunnen angebracht, und wie der Basilisk hinaufschaute und sich selber sah, war er sogleich tot. Da war die Stadt von solchem Verderben befreit; der Brunnen aber hieß seitdem der „Brunnen href='../../lexikon/d_lexikon.php?fw=SpiegelBrunnen'>SpiegelBrunnen".


Erinnerungszeichen & Stolpersteine