Münchner Sagen & Geschichten

Geschichtliches und Sagenhaftes vom Münchner Dom

Der hl. Benno, Münchens Schutzpatron

Raff - So lang der alte Peter... (Seite 14)


Der heilige Benno, seit 1624 Schutzpatron des Landes und der Stadt, war, was die Münchner einem Andern nicht immer gerne nachsehen, kein Hiesiger, sondern ein Norddeutscher von Geburt, aus dem sächsischen Geschlecht der Grafen von Waldenburg. Hat gelebt im elften Jahrhundert nach unseres Herren Kunst und war ein Neffe des hl. Bischofs Bernward sowie ein Zögling des gelehrten Abtes Wiger in der Stadt Hildesheim. Dort im Benediktinerkloster St. Michael tat er als Jüngling Profeß und ward mit dreißig Jahren zum Priester geweiht, vier Jahre später aber, trotz seines demütigen Sträubens, zum Abt seines Klosters gekürt.

Darnach, von Anno 1051 an, ist der fromme Mann, auf Wunsch des Kaisers und des Papstes, Kanonikus und Vorsteher des Stiftes zu Goslar gewesen. Unter ihm gedieh besagtes Stift zu so großem Rufe der Frömmigkeit und Gelehrsamkeit, daß aus demselben in kurzer Zeit eine ganze Reihe hoher geistlicher Würdenträger hervorging.
Anno 1066 ward Benno auf den Bischofsstuhl von Meißen erhoben und hat dies Bistum 39 Jahre inne gehabt, zeitweise beschwert und behindert durch die Kriegsläufte, die zwischen Kaiser Heinrich IV. und Papst Gregor VII. ausgebrochen waren. Zuvor aber und darnach waltete er mit Kraft und Liebe seines Amtes, zog auch von Meißen aus den Elbstrand entlang zu den heidnischen Wenden, die hüben und drüben noch angesiedelt waren und bekehrte ihrer Viele, daß sie sich taufen ließen.

Bei alledem liebte der heilige Mann die Einsamkeit mehr als die Unruhe, die seine Würden mit sich brachten. Er erging sich darum gern an Feldern, Wiesen und Weihern, um in der Stille dem Gebet und der Betrachtung obzuliegen. Einmal wandelte er unweit eines Sumpfes — da erhoben die Frösche in selbigem ein großes Quaken und Lärmen, wodurch St. Benno in seinen frommen Gedanken gestört wurde. Alsbald gebot er ihnen zu schweigen, und sie schwiegen augenblicklich. Indem er aber weiter ging, kamen ihm zu Gemüte die Worte der heiligen Schrift: „Lobet Gott den Herren auf Erden, ihr Walfische und alle Tiefen, lobet Gott, alle Tiere." Da überfiel ihn eine seltsame heilige Furcht, ob nicht vielleicht dieser Tierlein Geschrei Gott angenehmer sei als sein Gebet. Es gereute ihn daher sein Verbot, und er sprach zu den Fröschen: „Fahret fort, meine Tierlein und lobet euren Gott, ich will euch solches nicht wehren." Worauf sogleich die Frösche wieder begannen, luftig zu quaken.

Einmal hatte Bischof Benno sich draußen verspätet, sodaß er die Stadt nicht mehr vor der Torsperre erreichen konnte. Er wendete sich daher geradeswegs der Elbe zu, bezeichnete sich mit dem heiligen Kreuz und schritt trockenen Fußes über den Strom. Das ersah ein Bauer, der eben mit einem Fuder Heu desselben Weges fuhr, und weil er seinen Bischof für einen heiligen Mann und seinen liebsten Vater hielt, deuchte es seiner Einfalt nicht unbillig, solches nachzutun. Er fuhr also getrost dem Heiligen nach und kam mit Roß und Wagen trocken über den Fluß hinüber, nicht ohne Verwunderung des heiligen Benno, der ihm verwies, daß er sich in solche Gefahr begeben hatte, und ihm Schweigen über den Vorfall gebot.

Noch vieles Wundersame und Erbauliche ist uns aus dem Leben des heiligen Bischofs, das er auf beinahe 96 Jahre gebracht, ausgezeichnet und berichtet. Im Jahre 1106 schied er selig von hinnen, und im Jahre 1523 ward er in Rom durch Papst Hadrian VI. heilig gesprochen.

Zur Zeit der Reformation hielt der damalige Bischof Johann von Meißen (ein Freiherr von Maltitz) die Gebeine des Heiligen, die in der Domkirche unter einem Grabmal von schwarzem Marmor beigesetzt waren, nicht für ungefährdet, ließ sie heimlich erheben und in die fürstliche Hofkapelle zu Stulpen bringen. Da erbat sich Herzog Albrecht V. von Bayern die Reliquien des heiligen Benno; und der Bischof willfahrte dem Gesuch und sandte am Lätaresonntag 1576 die heiligen Gebeine nach München, wo sie zunächst vier Jahre lang in der herzoglichen Residenz, der Neuen Veste, aufbewahrt wurden. Darnach, im Jahre 1580, erfolgte ihre feierliche Überführung in die Frauenkirche; dort wurden sie auf dem Hochaltar ausgestellt, bis sie einen eigenen Altar erhielten. Unter Maximilian dem ersten Kurfürsten wurde eine Reliquienbüste des Hl. Benno gefertigt, aus getriebenem Silber, mit Gold und Edelsteinen reich verziert; sie gehört heute zu den Kleinodien der Domschatzkammer. Auch ließ Maximilian I. 1604 einen neuen Bennoaltar herstellen, der jetzt in einer besonderen Kapelle steht, ihm gegenüber ein Glasschrein, der Stab, Mitra und Meßkleid des Heiligen enthält, dabei die gleichfalls von Maximilian I. gestifteten Bildfiguren seiner beiden Prinzen Ferdinand Maria und Max Philipp, deren Geburt der zuvor kinderlose Kurfürst der Fürbitte des Heiligen zuschrieb.

Als anno 1632 die Schweden München besetzten, wurden die Reliquien und das silberne Brustbild St. Bennos mit den übrigen Kirchenschätzen nach Salzburg geflüchtet und erst im Pestjahr 1634 — 1635 wieder in großer Prozession durch das Isartor eingebracht. Diesen Vorgang zeigt ein Gemälde an der nördlichen Mauer der Frauenkirche, über dem Bennobrünnlein, das ebendort fließt und dessen Wasser lange Zeit als besonders heilsam galt. So besagt auch die Inschrift in der Nische mit dem Bilde und Brünnlein: „Wer gsund will sein an Leib und Seel — Der flücht zu dieser Brunnen-Quell." 

Der Andacht zu St. Benno verdankt die Frauenkirche noch ein Wahrzeichen: den Kardinalshut in der Dreikönigskapelle beim Bäckeraltar. Im Jahre 1607 kam nämlich der Kardinal Melchior Klefl, Bischof von Wien und „vertrauter Rat der Römisch kaiserlichen Majestät" nach München, um einem Gelübde zufolge die Reliquien des heiligen Benno zu verehren. So wie er zuvor in Altötting, wohin er gleichfalls gepilgert war, den grünen Pilgerhut zurückgelassen hatte, stiftete er nun der Frauenkirche, wo er an St. Bennos Altar das Meßopfer darbrachte, seinen Kardinalshut, der zuerst im Chor aufgehängt war. Kardinal Klefl stand bei den Münchnern lange in Ehren, einmal, weil er — eines Bäckers Sohn - aus einer Münchner Bürgersfamilie stammte, aber auch wegen der von ihm betriebenen Verständigungspolitik vor Ausbruch des dreißigjährigen Krieges. Alte Leute sollen öfter gesagt haben: „Wäre man dem Klesl gefolgt, so hätte es keinen Schwedcnkrieg gegeben."

 

 


 Hl. Benno

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