Kunst & Kultur

Gedenkstele für Ernst Lörcher

Name Gedenkstele für Ernst Lörcher
Stadtbezirk 9. Neuhausen-Nymphenburg
Stadtbezirksteil Dom Petro
Straße Platz der Freiheit
Objekt Platz der Freiheit
Art Gedenkstele
Jahr 2016
Personen Lörcher Ernst  
Künstler:innen Kastner WolfranReuther IngridGrube ErnstMühldorfer FriedbertStrauß EvaWagemann-Laquai Judi
Infotafel 

Inschrift

Ernst Lörcher
(1907-1991)

Am 1. Mai 1933 fanden sich einige Dutzend Menschen am Münchner Stadtrand auf einer Wiese im Perlacher Forst zu einer geheimen Kundgebung zusammen. Sie kamen aus Gewerkschafts- und Arbeiterjugend-Kreisen. Der Redner trug eine Maske. Er versuchte, die Ereignisse zu analysieren, Mut zu machen und appellierte, den Widerstand nicht aufzugeben. Er selbst stand schon auf den Fahndungslisten der Gestapo, der 26jährige gelernte Mützenmacher und Student der Volkswirtschaft Ernst Lörcher.

Mit 14 Jahren trat Ernst Lörcher 1921 in die Sozialistische Arbeiterjugend ein. 15 Jahre war er alt, als sein Vater und politisches Vorbild 1922 starb. Dessen Mützen-Geschäft im Stadtteil Lehel, das Ernst übernehmen sollte, gab es nicht mehr. Den Laden, vor dem der Vater wenige Jahre zuvor noch ein Schild hochgehalten hatte, auf dem stand: „Wählt die USPD, wählt die Partei der Revolution“.

1928 konnte Ernst Lörcher Fortbildungsmöglichkeiten nutzen und in Frankfurt/Main ein Studium beginnen. An der Seite seinerjüdischen Freundin Gertrud Sander und seines Kommilitonen Wolfgang Abendroth wurde er dort aktiv bei den „Roten Studenten“. Nach der Machtübernahme der NSDAP wurden sie von der Hochschule verwiesen, Ernst ging zurück nach München und beteiligte sich mit seinen Geschwistern an Flugblattaktionen der verbotenen KPD gegen das NS-Regime.

Er musste flüchten, nach Frankreich, in die Schweiz und in die Niederlande, hielt Kontakte zu Widerstandskreisen daheim und kehrte 1935 illegal ins Ruhrgebiet zurück. 1936 wurde er dort verhaftet, zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, der bis zur Befreiung 1945 die KZ-Haft im Außenlager Ebensee des KZ Mauthausen folgte.

Wieder in Freiheit beginnt er sofort, sich politisch und antifaschistisch zu betätigen - als Journalist, als Cafä- und Pensionswirt im Alpenvorland, als Verlagsrepräsentant in Nahost und Israel, gemeinsam mit seinem Bruder Albert als Mitarbeiter der Münchner DGB-Zeitschrift „wir“, bei Ostermärschen und den großen Demonstrationen und Menschenketten der 80er-Jahre, in Mutlangen und in Wackersdorf.

Quelle: Infotafel vor Ort




Denkmal an Gerd Müller