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Münchener Stadtbuch

L. Alte Gebräuche und Sitten

17. Kleidung und Nahrung.

sehr viele Hauben von den Weibsköpfen springen müssen. Einige Weibsbilder haben auf der Gassen gleich anderen schwarze Hauben bis zum Eingang der Kirche getragen, unterm Portale aber solche abgethan und verborgene bei ihnen getragene reiche Hauben aufgesetzt, beim Ausgang aus der Kirche abgethan und versteckt; es sind aber derlei Vortl den Amtleuten sogleich bekannt und folglich die Weibsbilder endlich gar ausgesucht worden.

„Ein Weibsbild, welche aus Bosheit eine von Papier gemachte, aber durchaus mit pur gemalten Goldborden und prezios anzusehen gewesene Haube aufgehabt, ist als sie die Amtsleute ertappten und die reich vermeinte Haube abgenommen, in die Schergenstube geführt worden, welcher in allen Hauptgassen die Schandstrafe angethan wird, und dergleichen Gespäß sind noch mehrere geschehen. Sonderlich am Neujahrstag haben die Weinwirthe bei U. l. Frau das ordinari Neujahramt gehalten, wobei sich theils einige Frauen endlich nach dem gnadigsten Verbote getragen, theils aber mit den reichsten Hauben und Kleidern eingefunden. Die Schergen sind instruirt gewesen, diese, weil sie Rathsfrauen seien, nicht anzugreifen, sondern zu notiren; welchen Uebertretern auf die Nacht die militärische Exekution in die Behausung eingelegt wurden, in so lang, bis denselben die öffentliche Strafe geschehen wird.

„Unter andern hat es den guten Weinwirth Krimb getroffen, weil dessen Weib als früher bei ihm gewestes Dienstmensch einen ausserordentlichen Pracht gehabt, und noch dazu, wie es derlei Menscher, wenn sie Frauen werden, zu machen pflegen, die ärgsten Schmählereien verübt und andere aufzuhetzen gesucht habe.

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