Alte Bücher

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Münchener Stadtbuch

L. Alte Gebräuche und Sitten

11. Der Nikolaus.

Hingegen aber ist ein anderer pädagogischer Gebrauch, die Kinder mit dem heil. Nikolaus zu schrecken, als Unfug mit Recht verschwunden.

Am Vorabende des St. Nikolaustages erschien in Häusern, wo Kinder waren, auf Veranstaltung der Aeltern der heil. Nikolaus, nämlich ein Mann als Bischof gekleidet, insbesondere mit der nie fehlenden Bischofsmütze, oder in einer sonstigen Vermummung mit seinem Knechte, der Klaub auf oder Knecht Rupprecht genannt. Der Nikolaus eraminirte die vor Furcht zitternden Kinder aus ihren Schulgegenständen, befragte die Aeltern um deren Wohlverhalten, und ertheilte ihnen nach Befund entweder Lobsprüche und Geschenke in Obst oder Kleidern und in einer Ruthe mit vergoldeten Nüssen, oder Verweise und die Drohung, von seinem Knechte Klaub aus in den mitgebrachten Sack gesteckt und fortgetragen zu werden.

Abgesehen davon, daß dieser unsinnige Gebrauch wohl nie ersprießliche Erziehungsresultate herbeigeführt haben wird, mußte vielmehr zu befürchten sein, daß die ausgestandene Furcht und Angst nachtheilige Folgen für die Gesundheit der Kinder nach sich ziehen könne, und mit Recht haben daher polizeiliche Verbote diesem Unfug gottlob längst ein Ende gemacht, der höchstens noch hie und da auf dem Lande vorkömmt.

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