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Münchener Stadtbuch

XLVII. Joseph Frauenhofer.

1801.

hatte, wurde darauf in Nymphenburg dem Kurfürsten und seiner Gemahlin vorgestellt, von denselben mit 18 Dukaten beschenkt, und ihm die Zusicherung gegeben, daß der Kurfürst für sein ferneres Fortkommen Sorge tragen wolle.

Josef Fraunhofer beendigte später, seine Lehrzeit und arbeitete im Jahre 1805, als Polizeidirektor Baumgartner seinen Bericht veröffentlichte, noch bei Weichselberger als Geselle. Schon während seiner Lehrzeit beschäftigte er sich, des Verbotes seines Lehrmeisters ungeachtet, heimlich mit dem Studium der Optik, und hatte sich von dem vom Kurfürsten erhaltenen Geschenke eine Glasschneide und eine Glasschleifmaschine, angekauft. Der Geheimrath Utzschneider, der das Talent des jungen Menschen (Fraunhofer war am 6. März 1787 zu Straubing geboren) zu würdigen verstand, nahm sich seiner an, und stellte ihn in seiner optischen Werkstätte im Kloster Benediktbeuern an. Von nun an beginnt sein großartiges Wirken und sein Ruhm, mit dem er die Welt erfüllte. Es ist nicht Zweck dieser Blätter, näher in seine berühmten Leistungen und wichtigen Entdeckungen einzugehen; wir erwähnen nur den für die Sternwarte zu Dorpat verfertigten Riesenrefraktor, der im Durchmesser 200—500, und im Flächeninhalte 40,000—422,500 mal vergrößert. Nachdem er im Jahre 1823 zum Conservator des physikalischen Kabinetes der k. Akademie zu München ernannt war, starb er leider schon am 7. Juni 1826 und erhielt seine Grabstätte an der Seite des wenige Tage vor ihm verstorbenen Reichenbach. Sein Monument zieren als Inschrift die bedeutsamen Worte: „Approximavit sidera" (er hat die Gestirne uns näher gebracht).

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