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Münchener Stadtbuch

XLVII. Joseph Frauenhofer.

1801.

theilweise zusammen. Nur einem ausserordentlich glücklichen Zufalle ist es zuzuschreiben, daß unter so vielen Personen nur vier mit einsanken. Von diesen kam ein Mädchen der Hebamme Gaulrapp vom dritten Stocke so glücklich auf den Schutt herab, daß es, ohne die geringste Beschädigung erlitten zu haben, sogleich davonlaufen konnte, und der Spiegelmacher Philipp Weichselberger, welchem es gelang, sich unter einem Thürstocke festzuhalten, wurde, obgleich mit einigen Beschädigungen am Oberleibe, durch zwei Pflasterergesellen glücklich herausgebracht.

Desto unglücklicher aber erging es dessen Ehegattin und seinem Lehrjungen Josef Fraunhofer; beide waren unter dem eingestürzten Hause verschüttet.

Eine Menge Menschen waren herbei gekommen, um Hilfe zu bringen; auf erhaltene Nachricht begab sich auch sogleich der Kurfürst Maximilian Josef an Ort und Stelle.

Während noch die Menge, gelähmt vom ersten Schrecken, auf die Unglücksstätte hinstarrte, hörte man auf einmal aus dem Schutte heraus eine um Hilfe rufende Menschenstimme. Nach langen vergeblichen Nachforschungen gelang es dem Pflasterermeister Zischl und den beiden bürgerlichen Zimmerpalieren Josef und Mathias Fruhholz zu entdecken, daß die Menschenstimme unter einem Stubenboden hervorkomme, der mit einer Seite an die Wand des stehen gebliebenen Hauses sich festgestellt, mit der andern aber sich tief in den Schutt eingegraben hatte, und dessen Zwischenraum bis zur Seite des halb eingestürzten Hauses gleichfalls mit Schutt ausgefüllt war.

Der Kurfürst eiferte unter Zusage großer Belohnung
 

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