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Münchener Stadtbuch

XL. Zauberei und Hexen

1721.

oder Vertheidigung der akademischen Rede von dem gemeinen Vorurtheile der wirkenden und thätigen Hererei wider das Urtheil ohne Vorurtheil."

Neuer, noch gewaltigerer Sturm gegen Sterzinger, selbst in Schriften aus dem protestantischen Auslande! Da machte der Kurfürst Marimilian Josef III. diesem literarischen Kampfe und gelehrten Federkriege dadurch ein Ende, daß er im Jahre 1768 über diesen Gegenstand  ferner zu schreiben und sich zu äußern strenge verbot.

Aber die Bahn war nun einmal gebrochen. Selbst im Volke war das alte Vorurtheil zerrissen und Verdacht erwachsen gegen das Treiben der Zauberer, Heren und Gespenster. Man verlachte den früheren Aberglauben.

Die Zeit der Zauberer und Hexen war vorbei!

Aber der muthige Sterzinger mußte noch einmal in den Kampf gehen gegen Aberglauben. Es war nämlich zu Ellwangen im Württembergischen ein Pfarrer des Bisthumes Chur aufgestanden, Namens Josef Gaßner. Derselbe wähnte und gab vor, im Namen Jesu Krankheiten erregen und heilen zu können. Tausende von Kranken aus nahen und fernen Landen strömten hinzu, von dem Wunderthäter geheilt zu werden. Sterzinger begab sich nach Ellwangen und es gelang ihm, Gatzners Täuschungen so schlagend zu enthüllen und zu widerlegen, datz nicht nur der Kurfürst Maximilian dem Gatzner den Eintritt in seine Staaten, als auch dem Volke das Wallfahrten zu ihm verbot. Gaßner, Gegenstand des öffentlichen Spottes geworden, starb als Pfarrer zu Pondorf im Bisthum Regensburg am 4. April 1779.

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