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Münchener Stadtbuch

XXXV. Die Brände in der Residenz zu München.

2. Der Residenzbrand im Jahre 1729.

Kurfürst Karl Albrecht, nachmaliger Kaiser, war von ungemessener Prachtliebe erfüllt. Ihm genügte nicht mehr die Herrlichkeit des Palastes mit zwanzig Sälen, mehr als hundertfünfzig Zimmern und Kabinetten, erhellt von mehr als zweitausend Fenstern, den weiland Kurfürst Maximilian I. zu seiner Residenz erbaut hatte. Mit unerhörter Pracht und mit Aufwendung ungeheurer Kosten schmückte er neuerdings die Säle und Zimmer aus, und füllte sie mit Kostbarkeiten aller Art, mit Gemälden, Statuen, kostbaren Tapeten, künstlichen Kästen, Tischen, Schränken und Kunstsachen an. In seinem Schlafzimmer hingen zwei Gemälde von Annibale Caraccio, die einst Kurfürst Maximilian I. um 40,000 fl. angekauft hatte, und im nächsten Gemache daneben ein Gemälde von Albrecht Dürer, die erste Schlacht Alexander des Großen gegen Darius vorstellend, das dieser Meister im Jahre 1529 verfertigt hatte, und ein anderes von Fiesole, den Streit der Alexndriner gegen Julius Cäsar, gemalt im Jahre 1553. Das Schlafzimmer der Kurfürstin war mit purpurrothen damastenen Tapeten mit Gold gestickt behangen; eine ganz goldene Toilette befand sich im Ankleidezimmer, dessen Wände mit Venezianer Spiegeln ganz bedeckt waren.

Alle diese Kostbarkeiten wurden in einer einzigen Nacht vernichtet! Am 14. Dezember 1729 brach in einem Zimmer unweit des kurfürstlichen Schlafgemaches auf unbekannte Weise Feuer aus, und verbreitete sich so rasch, daß der Kurfürst und seine Gemahlin kaum noch Zeit hatten, sich in Nachtkleidern zu retten. Zwei Geschosse des Hinteren Theiles der Residenz mit allen ihren Reichthümern, mit allen ihren Kostbarkeiten wurden hiebei ein Raub der Flammen. Da die Schatzkammer hiebei in Gefahr stand, mußten in aller Eile die Thüren erbrochen werden, und bei dieser Gelegenheit wurden an Edelsteinen, Perlen, goldenen Münzen und Medaillen ungefähr eine Million an Werth geraubt. Dabei ging auch der Rüst- oder
 

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