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Münchener Stadtbuch

XXVIII. Ein Bäckersohn von München.

1553.

Wirkungskreis anzuvertrauen. Durch Vermittelung derselben wurde er dem Erzherzoge Mathias von Oesterreich empfohlen, bei welchem sich Melchior Klesel so sehr in das Vertrauen zu setzen wußte, daß er dessen geheimer Rath ward. In kurzer Zeit wurde er Administrator von Neustadt und später Bischof von Wien. In dieser Eigenschaft entfaltete Klesel nunmehr feine ganze Thätigkeit und seine Einsicht in Staatsangelegenheiten. Als Erzherzog Mathias aus Böhmen,, wo er dem Kaiser die ungarische , Krone abgerungen, nach Oesterreich zurückkehrte, wurden die protestantischen Stände schwierig, und verlangten vor ihrer Huldigung Abstellung ihrer Beschwerden und freie Religionsübung. Hier war es nun Bischof Melchior Klesel, welcher diesem Begehren entschieden entgegen trat und dem Erzherzog Mathias unausgesetzt vorstellte, „es sei besser, die Protestanten nähmen alle katholische Kirchen mit Gewalt ein, als daß man ihnen etwas mehr einräume, als sie zuvor gehabt." Dessen ungeachtet mußte am Ende Erzherzog Mathias nachgeben und am 21. Februar 1609 den evangelischen Ständen Oesterreichs die freie Ausübung ihrer Religion bewilligen.

Inzwischen hatte den Melchior Klesel eine große Sehnsucht ergriffen, nach langer Zeit seine Vaterstadt und seinen greisen Vater wieder zu sehen. Deshalb reisete er Ende Juni 1607 nach München, wo er als Kirchenfürst mit großen Ehren empfangen wurde. Dortselbst las er zwölf Tage nacheinander am Altare des heiligen Benno, dessen Gebeine erst vor einiger Zeit nach München gekommen und im Jahre 1580 in die Kirche zu U. l. Frau

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