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Münchener Stadtbuch

XXV. Die Erbauung der St. Salvator-Kirche

1494.

Gelde überredet worden war, ihnen eine konsekrirte Hostie zuzubringen.

Daß dieser Vorfall für die Juden unangenehme Folgen gehabt, oder was etwa mit dem alten Weiblein geschehen, erzählt die Sage nicht; aber die heilige Hostie wurde von der Geistlichkeit unter vielen Ceremonien und Gebeten vom Boden erhoben. An der Stelle, wo man sie fand, wurde hierauf eine Kapelle, genannt Unseres Herrn Kapelle erbaut.

In Folge der Befestigung der Stadt am Ende des 15. Jahrhundertes durch Herzog Albrecht IV. erschien es dringend nothwendig, gerade jene Gegend, in welcher diese Kapelle stand, besonders stark zu befestigen, weil damals in der Nähe das herzogliche Zeughaus sich befand, dessen Eingangsthor auf dem Salvatorplatze neben der griechischen Kirche, obwohl vermauert, noch heut zu Tage erhalten und mit seinem gothischen Spitzbogen ersichtlich ist. Insbesondere mußte hier eine starke Bastei erbaut werden; da aber die fragliche Kapelle Unseres Herrn gerade in der Linie der neu anzulegenden Befestigungen lag, so wurde dieselbe im Jahre 1493 niedergerissen. Anstatt derselben ließ Herzog Albrecht im Jahre 1494 in einiger Entfernung davon die heutige Salvatorskirche, gegenwärtig griechische Kirche, bauen. Diese ist wohl die letzte Kirche in Bayern, welche im gothischen Style erbaut wurde, da zu dieser Zeit schon allenthalben die Renaissanee anfing, den gothischen Baustyl gänzlich zu verdrängen.

Ehedem stand auf dem vormaligen Gottesacker dieser Kirche eine steinerne Säule mit der Inschrift: „Albert

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