Alte Bücher

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Münchener Stadtbuch

XXV. Die Erbauung der St. Salvator-Kirche

1494.

Jm Jahre 1413 wurde die Stadt München durch ein unheimliches Gerücht wieder in große Aufregung versetzt.

Eines Tages nämlich hatten, wie die gleichzeitige Sage erzahlt, mehrere Leute aus dem Volke, welche andachtig in der alten Frauenkirche das heilige Abendmahl empfingen, bemerkt, daß ein altes Weiblein die von dem Priester in der Kommunion empfangene heilige Hostie wieder aus ihrem Munde nahm, selbe in ein Tüchlein verbarg und sich dann eiligst aus der Kirche entfernte. Da diese Wahrnehmung sogleich den umstehenden Personen und dem Priester bekannt wurde, eilte das Volk in aufgeregtem frommen Eifer dem alten Weiblein nach, das flüchtend endlich vor Unseres Herrn Thor, — dem späteren Schwabingerthore — erblickt wurde. Als das Weiblein die ihr nacheilende Volksmenge gewahrte, entfiel ihr vor Schrecken die konsekrirte Hostie auf den Boden. Von dem Volke eingeholt, gestand es, daß es von den Juden mit vielem

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