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Münchener Stadtbuch

XIX. Kleinere Episoden und Ereignisse dieser Zeit.

Die Kindsmarter. 1345

Knechten von den Münchener Bürgern lebendig gefangen und nach München gebracht. Alle wurden zum Tode der Enthauptung mit dem Schwerte verurtheilt; schon waren die fünf Verurtheilten auf dem Marktplatze in München nebeneinander gestellt, um von dem Henker gerichtet zu werden. Da stellte Diez von Schaumburg die Bitte, der Kaiser wolle diejenigen Knechte, an denen er nach abgeschlagenen Kopfe der Länge nach noch vorüberlaufen könne, begnadigen. Der Kaiser bewilligt es. Als hierauf der Henker dem Dietz von Schaumburg den Kopf abgeschlagen hatte, lief dieser ohne Kopf an allen vier Knechten vorüber, worauf erst der entseelte Körper zu Boden fiel. Die vier Knechte wurden begnadiget, der Leichnam des Schaumburgers an Ort und Stelle begraben, wo er noch liegt.

Die Kindsmarter.
1345

Am 26. Mai 1345 wurde zwischen den Neuhauser- und Unseres Herrn Thor ein todtes Knäblein mit ungefähr sechzig Wunden bedeckt gefunden. Der Hergang dieses Mordes blieb unbekannt, aber im Volke entstand der Glaube, dieses Kind sei von den Juden so schändlich gemartert und getödtet worden, daher man es mit großer Prossesinin die Stadt zum Begräbnisse auf den Freithof brachte. Auf dem Platze aber, wo dasselbe gefunden wurde, errichtete man eine Veitkapelle, zu der dann ein ungeheurer Zulauf geschah und bei dieser Gelegenheit eigene Hütten Essen und Trinken errichtet wurden. Kaiser Ludwig jedoch, der Unfug nicht duldete, befahl die Kapelle
 

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