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München in guter alter Zeit

Vierzehntes Kapitel - Geistiges Leben

Daniel:
Du wirst es bald erfahreb;
Die Preussen, die schon tod, und so geschlagen waren *)
Daß es mit ihrem Glück für heut verloren schien,
Sieht amn mit neuer Krafft dem Feind entgegen ziehn,
Der Nordische Archill will keinen Fuß bereit weichen
Und dieses leyder ist ein unfehlbares Zeichen,
Daß der verhaßte Krieg noch nicht zu Ende geh : ec. ec.

Aber nicht blos vom Krieg singt unser poetischer Zeitungsschreiber, er berichtet auch von einem Ausbruch des Vesuv, von großen Bränden und u. A. auch über eine

Seltsame Geburt.
Gent gibt uns folgendes von Audenar zu lesen;
Ein Schneidersfrau gebar drey Knaben auf einmal;
Und ist der erst schwarz, die anderen weiß gewesen,
Das Wunderlichste war bei diesem seltnen Fall,
Daß sie am hohen Fest der dreyen Königen
Zugleich den heiligen Tauff, und ihren Nahm empftengen,
Darauf aus dieser Welt zu diesen Erlöser giengen,
Den sie von Angesicht zu Angesichte sehen.

Daß das deutsche Rom auch eine eigne Zeitung für geistliche und weltliche Interessen besaß, kann nicht wohl befremden, wohl aber musß es mit Recht auffallen, daß sie allem Anscheine nach, vom 29. März 1769 beginnend, nur achtzehn Nummern erlebte. Sie brachte Korrespondenzen aus München und den größeren Städten Europas über kirchliche Zustände und Vorkommnisse, Besprechungen geistlicher Bücher, vermischte Nachrichten oft ganz weltlichen Inhalts, Abhandlungen über den Muhamedanismus, landesherrliche Vorschriften über kirchliche Verhältnisse ec.

Der Veröffenlichungen der kurfürstlichen Akademie ist schon ober rühmend gedacht worden und es erübrigt an dieser Stelle nur noch, den „ Münchnerischen gelehrten Nachrichten von dem Neuesten aus dem Reiche der Wissenschaften“ Erwähnung zu thun, die im Jahre 1770 erschienen. Jede Nummer brachte eine ausführliche, mehrere kürzere Nachrichten und vermischte Anzeigen über die neusten Schriften, Bücher und andere Abhandlungen aus dem Reiche der Wissenschaften. Der Herausgeber fand aber, wie er in seinem Schlußwort sagt, „ daß er mit seiner Wochenschrift noch um etliche Jahre zu frühe gekommen.“ Er hatte nämlich kaum siebzig Abonnenten gefunden. Im Jahre 1773 folgten „Materialien für die Sittenlehre, Literatur ec.“, schon 1774 wieder eingingen.

Noch schlimmer erging es Fr. Ser. Kohlbrenner's im Jahre 1775 herausgegebenen „Magazin für das Nützliche und Schöne“; es wurde nach dem Erscheinen des zweiten Stücks unterdrückt, was deshalb bemerkenswerth ist, weil die geliche Maßregel dahier früher nicht vorgekommen zu sein scheint.


*) Bei Kunersdorf am 12. August1759

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