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München in guter alter Zeit

Fünftes Kapitel - Im Hackenviertel.

diese Statue miraculos declariert und jedermanniglich zur öffentlichen Veneration vorgestellt worden.“ Als Kurfürst Maximilian III. im Sterben lag, brachte man auf seinem Wunsch die auch von ihm hochverehrte Statue mit großem Gepränge und ungeheurem Zulauf des Volkes an sein Bett, um durch ihren Anblick Genesung zu erhalten, und sein Leibarzt Dr. Sänftl ließ ihn, da er mit seinem Latein zu Ende war, eine kleine Abblidung derselben als Arznei verschlucken. Leider schlug weder das eine, noch das andere Mitte an: der gute Kurfürst starb am 30. Dezember 1777 an den Blattern, die Dr. Sänftl für die Masern gehalten. Mit ihm erlosch die Ludwig#sche Linie der Wittelsbacher und die altbayerischen Lande gingen an den Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz über.

An die Kirche ostwärts angebaut ist das von der Kurfürstin Theresia Kunigunde, der zweiten Gemahlin Max Emanuels, 1715 gegründete Kloster oder aus Venedig hieher berufenen Servitinnen. Damals kamen zunächst zwei derselben, Maria Electa die Gesu und Maria Rosa und wohnten auf kurfürstliche Kosten im Kurz'schen Haus am Hofgraben. Da ihre Bestimmung die Verehrung der  heil. Maria ist, so machte man ihnen das Ow'sche Haus dicht am Herzogspitale zurecht und erbaute es von Grund aus zu einem schönen Kloster für zwölf Nonnen. Im nächsten Jahre ward ein ansehnliches Kapital für ihren Unterhalt bestimmt, während zwei Servitenmönche als Beichtväter ein abgesondertes Kapital erhielten, von dessen Zinsen sie lebten. Die Zahl der Nonnen wuchs bald auf das doppelt heran und war im Jahre 1783 auf 58 angestiegen. Nach Aufhebung des Klosters ward selbes der weiblichen Feiertagsschule zugewiesen.

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