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München in guter alter Zeit

Fünftes Kapitel - Im Hackenviertel.

Durch das kürzlich erweiterte Hackengäßchen, das nun zu einer Hackerstraße wure, gelangt man zur Hundskugel. An derm Hause Nr. 2 dem Hutstoff-Fabrikanten Herrn Ludwig Dörnberger gehörig, ist ein Relief eingelassen, das mit einer Kugel spielende Hunde zeigt und an dessen Stelle im XV. Jahrhundert ein Frescogemälde war, das Hunde beim Kegelspiel darstellte, mit dem Spruche darunter:

Bis diese neuen Kegel umscheiben die Hund,
Können wir heilen noch manche Stund.
Hundsfottbad armer Leucht.


Der Scherz des Baderei-Eheschaftsbesitzers, er vordem hier Haus, Bad und Garten besaß, veranlaßte wohl die Sage von dem Wälzen der Kugel durch die Hunde. Das Bad aber war eben eines für sogenannte Hundsfötter, wie vordem arme Leute ohne Beigeschmack von Beschimpfung hießen.

Die nahe Kreuzstraße hieß seit Anfang des XIV. Jahrhunderts Schmalzgasse und erhielt ihren heutigen Namen erst von der 1480—1485 von dem Baumeister der Frauenkirche erbauten Kreuzkirche. Im Jahre 1796 verwendeten die Condéer diese Kirche als Heumagazin und 1806—1814 that die Regierung dasselbe. Um die Kirche aber befand sich der Gottesacker der St. Peterspfarrei und das heutige Haus Nr. 32 des Cafétiers Fritsch wurde 1480 als Armen- und Bürgerspital erbaut. Nachher aber ward es das Stadtbruderhaus genannt.

Die heutige Damenstiftsgasse, ursprünglich nur eine Verlängerung der Schmalszgasse, hieß auch die weite Gase, wohl im Gegensatz zur heutigen Eisenmanngasse,die vormals ganz enge war und nach der Neuhausergasse zu erst 1802 durchgeführt wurde.

Der Name Damenstiftsgasse datiert von 1875, als die Kurfürstin Maria Anna Sophia, Wittwe Maximilian Joseph III., Kloster und Kirche der von der Kurfürstin Adelheid 1668 nach München berufenen Salesianerinnen, die Karl Albrecht 1733 durch Hanz Gunezreiner hatte erbauen lassen, einem adeligen Damenstifte übertrug, nachdem die Nonnen nach Indersdorf versetzt worden waren, welches Kloster seiner vielen Schulen wegen aufgehoben worden war. Aber schon zu Anfang unseres Jahrhuderts wurde das Zusammenleben der Stiftsdamen aufgehoben und die Lokalitäten vermiethet. Auch die jetzige Joseph- und die heutige Herzogspital-, vormals Röhrenspeckergasse, waren bis zur Anlage der Sonnenstraße im Jahre 1832 Sackgassen.

Die Josephspitalstraße hat ihren Namen von dem gleichnamigen Spital, zu welchem der Bürger und Bader Melichior Pruggsperger 1614 den Grund legte, indem er Kranke und Beschädigte in sein Haus aufnahm und bis zu ihrer Heilung verpflegte. Nachmals kaufte Kurfürst Maximilian I. am Sendlingerthor ein Haus dafür an und ließ darin an fünfzig Personen auf seine Kosten verpflegen. Als auch dieses zu klein ward, erwarben er und seine Gattin Elisabeth in der Röhrenspeckergasse ein anderes, dessen Umbau 1626 fertig war. Allein schon 1682 mußte das noch heut stehende große Gebäude aufgeführt werden und 1800 ging der Font der Elisabeth-Herzogspital auf das Josephspital über.

Das Herzogspital, auch das kurfürstliche Hofspital zur hl. Elisabeth genannt wurde con Herzog Albrecht V. erbaut und von Wilhelm V. gestiftet, von Maximilian I. aber erweitert und vollendet. Seine Bestimmung war die Verpflegung alter Hofdiener und Hofdienerinnen.

Die Herzogspitalkirche erhielt im Jahre 1690 einen besonderen, noch nicht erloschenen Ruhm durch die um 1650 von dem Münchener Bildhauer Thomas Bader geschnitzte Marienstatue. Von ihr erzählt Wening in seiner historico-topographica Bavariae oder Beschreibung der vier bayerischen Rentämter (1701—1726): „Sie war vor ungefähr 10 Jahren ohne besondere Veneration gewesen; endlich hat sie anno 1690 bald zu Anfang  dessen mehrmals in Gegenward vieler Personen durch Wend- und Rührung der Augen jeermänniglich ein Zeichen gegeben, daß sie alle, so ihre Zuflucht dahin haben, mit ihrer mütterlichen Gnadenhilf ansehen wolle, welches die kurz darauf erfolgte Mirakel genugsam bestättigt; und damit hiervon niemand zu zweifeln hätte, ist von hochgeistlicher Obrigkeit der Prozeß hierüber ordentlich geführt, und sodann auf Wahrbefinden

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