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München in guter alter Zeit

Drittes Kapitel - Im Graggenauer-Viertel.

Kehren wir auf unser Wanderung zur Theatinerkirche zurück, so haben wir in nächster Nähe das Schwabingerthor, von dem noch die Rede sein wird, und das gräflich Preysing'sche Palais, nun Eigenthum der bayerischen Hypotheken- und Wechselbank. Es zählt zu den schönsten Bauwerken der Spätrenaissance in München und war 1720 in einfacherer Gestalt von einem Grafen von Rechberg erbaut worden.

Der Hauptfronte gegenüber auf der anderen Seite der damalien Residenz-Schwabingergasse, der ersten im Graggenauerviertel, das wir nun betreten haben, erhebt sich der mächtige Bau der vom Kurfürsten Maximilian I. ausgeführten Residen.

Dieselbe kam, nicht nur in ihrem kleineren gegen Osten gelegten Theil, auf den Grund und Boden zu stehen, auf dem ehedem die Neue Veste gestanden.

Dasß aber die erbaut wurde enstand so:

Nach dem Tode Stephans mit der Hafte, des zweiten Sohn Ludwig des Bayern, regierten dessen drei Söhne Stephan der Kneyssel, Friedrich und Johann eine Zeit lang (1375-1372) gemeinschaftlich.Im Jahre 1385 rebellierten die Münchner Bürger, erbittert über die schlechte Finanzwirtschaft der Herzöge und über Gewaltthätigkeiten des Patriziers Ulrich Impler der bei Herzog Johann hoch in Gunst stand, machten den Impler den Prozeß und schlugen ihm den Kopf ab. Ueber diesen Frevel ergimmten die Herzöge sehr, widersagten der Stadt und wollten den unschuldig Gerichteten rächen. Da baten die Münchner um Gnade. Nun mußten hundert Männer unbewaffnet nach Dachau gehen, wo Herzog Johann eben residierte und ihn kniefällig um Gnade anflehen und als er und seine Brüder darauf nach München eilten, da mußten alle Männer der Stadt vor dem Neuhauserthor sie kniend empfangen und die Schlüssel zu den Thoren der Stadt überreichen.

Am härtesten wurde der Bürgermeister bestraft; er mußte seines Frevels halber anstatt seiner Ehrenkette einen Strick um den Hals tragen. Und zwar nicht blos bei diesem Einritte dr Herzöge, sondern er und jeder seiner Nachfolger — so geht wenigstens die Sage — alljährlich am Tage der Kreuzerfindung und dem der Kreuerhöhung bei dem öffentlichen Gottesdienste.

Die Herzöge aber belegten die Bürger mit schwerer Geldbuße und zwangen sie, zu gestatten, daß sie neben ihrer bisherigen Burg im Alten Hof zur Ueberwachung der Bürgerschaft eine neue erbauten, und außerdem an der alten ein eigenes Thor zum Ein- und Ausreiten.

Die „Neue Veste“ward dann 1392 zu bauen begonnen und kam da zu stehen, wo heute der öffentliche Theil der Residenz am Marstallplatz steht, und neben ihr führte eine Brücke über den

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