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Ein Jahrhundert München

Cornelius kommt nach München

Johann Nepomuk von Ringseis, der berühmte Arzt und Politiker, ein im kulturellen Leben Münchens ungemein einflußreicher, besonders mit Künstlern eng befreundeter Mann, erzählt in seinen Erinnerungen:

Nach dieser Abschweifung kehre ich zum Cornelius von dazumal zurück, der, als er endlich im Juni 1825 in München erschien, begeistert gefeiert wurde. In Dachau schon empfing ihn eine Abordnung von Zöglingen der Akademie, ihm ihre Freude und Ergebenheit auszudrücken/ ein Fackelzug folgte und Mahlzeiten, offizielle wie freund- schaftliche, wobei mir ein Abendfest, das ich kn meinem Haus ihm gegeben, in fröh- lichem Erinnern geblieben ist,- denn alles hatte geholfen, es zu verschönern: die befreun- deten Künstler mit stilvollem Transparent und sonstigem Schmuck, Dichter und Musiker mit Wort und Sang, Friederike mit fröhlich zubereitcten Scherzen. Zu unserer großen Freude kam auch der Kronprinz, die Heiterkeit nicht beeinträchtigend, sondern durch Herzlichkeit steigernd,- Cornelius selber, der als einer der letzten erschien, war gerührt. Einmal aber äußerte sich Peter mißvergnügt, daß er kn München gar nicht in vor- nehme Häuser geladen werde, wie ihm doch in Berlin geschehen. „Hast du denn auch Besuch gemacht?" frug ich ihn. „Das nicht", erwiderte er. Und da ich ihn aufs Korn nahm, zeigte sich's, daß sein Hausgenosse, der Exminister Graf Montgelas, sogar mit Besuch ihm zuvorgekommen, mein guter Peter jedoch, ohne alles Arg, das einfach

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