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Ein Jahrhundert München

Ein Festtag

Johann Michael Söltl schreibt kn seinem „München", das 1838 erschien, über die Feste unter Maximilians Regkerungszeit und gedenkt besonders der Feierlichkeit, mit der München am 16. Februar 1824 das fünfundzwanzigjährige Regierungsjubiläum des Königs beging.

Der Tag begann mit festlichem Gottesdienst,- nach demselben ward auf dem Max- Ioseph-Plahe der Grundstein zu dem Denkmal gelegt, welches München dem ge- liebten Könige sehen wollte. Darauf folgten Gastmäler, und an die Armen wurden bedeutende Geschenke ausgeteklt, damit auch sie sich an dem Feste freuen könnten. Im ganzen wurden 1227 Personen auf Kosten der Stadt festlich gespeist, den übrigen Armen reichliche Geschenke aus der Gemeindekasse gegeben. Eugen, der Herzog von Leuchtenberg, gab den hiesigen Pfarrern 3500 Gulden, um sie an diesem Tage an die Armen zu verteilen. Von einem unbekannten Wohltäter ward jedem der im Allgemeinen Krankenhausevorhandenen319Kranken ein Kronentaler gereicht. Außer diesen wurden noch viele andere wohltätige Handlungen teils öffentlich, teils geheim ausgeübt. Alle wissenschaftlichen und Kunstvereine, alle öffentlichen Gesellschaften, Unterrichts- und Erziehungsanstalten wetteiferten kn der Feier des Festes. Bei Anbruch der Nacht wurde die Stadt allgemein beleuchtet, in allen Straßen und auf allen Plätzen glänzten die Gebäude reich und mannigfaltig erhellt,- zumal die öffentlichen Gebäude zeigten die geschmackvollsten Darstellungen, die schönsten Gemälde und die sinnreichsten Inschriften. Den bei weitem überraschendsten Anblick gewährte der Maximiliansplatz. Ein längliches, an den äußersten Enden zugerundetes Viereck, 2800 Schuh in seinem ganzen Umfange lang, war von einem beleuchteten Bogengänge umgeben. Der Eingang von dem Karlstore her bildete eine große Triumphpforte,-  dieser gegenüber am untersten Ende des Bogenganges stand der Tempel des Ruhmes mit fünf großen allegorischen Gemälden, welche die Tugenden eines Herrschers: Liebe, Gerechtigkeit, Weisheit und Stärke darstellten, in der Mitte das Bildnis Maximilians. Auf den beiden Seiten des Bogenganges waren zwischen hohen Obelisken vier Gruppen an- gebracht, von welchen jede fünf grau gemalte, durchscheinende Darstellungen enthielt, welche die merkwürdigsten Taten des Königs während seiner fünfundzwanzigjährigen Regierung bezeichneten. Am 17. Februar begann das feierliche Freischießen von mehr als zweihundert Schützen aus allen Ständen und allen Gegenden Bayerns. Am Abende dieses Tages war glänzende Versammlung, Gastmahl und Ball kn dem Stände- hause, wobei sich die königliche Familie einfand. Am 18. Februar wurde dem König zum Andenken an das Jubelfest ein goldener, mit Figuren verzierter Becher und der Königin ein silbernes Bild, welches das Bildnis des Königs in getriebener Arbeit darstellte, überreicht.

An demselben Tage war abends die Vorstadt Au beleuchtet, welche das schöne Fest eigens feiern wollte. In der Mitte dcsMariahilfs-plahes, der mit Lichtkränzen eingefaßt war, stand ein schöner Tempel, darin die Statue des Königs. Maximilian besuchte, umgeben von seiner Familie und begleitet von unbeschreiblichem Volksjubel, dieVorstadt,- die Feuer auf dem Gkesinger Berge, wo die Kirche samt dem Turme sehr schön beleuchtet war, sowie jene auf den Höhen von Bogenhausen bis zu denen von Sendling loderten bis spät in die Nacht, und der Zubel wiederhallte weithin. Maximilian war über diese Zeichen der Anhänglichkeit und Treue seiner Bayern tief gerührt, und seine offenen Schreiben, insbesondere an seine Münchener, drücken die Freude aus, die ihn erfüllte.

Das Max Joseph-Denkmal wurde nach dem Modell Christian Rauchs, der dasselbe 1829 vollendete, von Johann Baptist Stiglmayr in der Münchner Erzgießerei gegossen und 1835 aufgestellt und enthüllt. Der Grundsteinlegung sah König Max, seinen jüngsten Enkel Prinz Luitpold, den späteren Prinzregenten, aus dem Arm, von einem Fenster der Residenz aus zu.

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