Bedeutungsgeschichte

   Gollierstraße          

1879 Fernberg

GOLLIERSTRASSE. „G o l l i e r“ heißt ein durch Adel und Reichthum ausgezeichnetes Patriziergeschlecht, das in den ersten Jahrhunderten der Stadtgeschichte öfters genannt wird. Das Haus Nr. 3, gegenüber der Sakristei der St. Peterskirche, jetzt zum Rathhause gehörig, war früher Eigenthum dieser Familie; es ist ganz aus Stein gebaut und eines der ältesten Häuser der Stadt.

1880 Adressbuch

Z. E. a. die Münchner Familie der Gollier, welche zum bayerischen Landadel zählte und wahrscheinlich schon 1253, bestimmt aber 1269 urkundlich genannt wird. Ainwig „der Gollir“ erbaute um 1295 an der Stelle der zerstörten herzoglichen Münzschmiede, südlich der jetzigen Mariensäule, die „Allerheiligen-“ oder „Gollirkapelle“, welche wahrscheinlich 1310-13 erweitert und 1480 oder 85 abgebrochen wurde. Von 1295-97 saß Ainwig im inneren Rathe und erscheint 1315 als „Ritter von München“. – Vermuthlich ist „Ainwig der Schluder, genannt der Gollirer“, welcher in der „vorderen Schwabingergasse“ (heute Residenzstraße) ein Seelhaus stiftete, ein und dieselbe Persönlichkeit mit dem vorgenannten Ainwig. Dieses Seelhaus ist später in die „vordere Prannersgasse“ (jetzt Promenadestraße) verlegt und 1803 vom Magistrat um 10,000 Gulden verkauft worden. an dessen Stelle wurde für die Stiftung das frühere Meßnerhaus bei der Salvatorkirche erworden und 1875 um 26,000 Gulden veräußert. – Auch dasd „Gollir-Benefiatenhaus“, welches das erste aus Stein hergestellte und gegenwärtig älteste Haus Münchens sein soll, erinnert an jenen früheren Einwohner Münchens. Es liegt am Petersplatz (s. denselben) Nro. 4 und birgt zur Zeit das städtische Archiv. „München am Eritag in den Pfingsfeiertagen 1443 um 200 Pfund Münchner Pfennige von Meister Hans Ewgenpeck, Kaplan der Gollirkapelle, dann Peter und Hans den Sludern, Lehenherren derselben, erkauft“ – lautete die einschlägige Stelle der Urkunde im Stadtarchiv. Das mächtige Geschlecht zeichnete sich unter den eingeborenen Patrizierfamilien besonders durch Religiosität und Reichthum aus (s. Schwabinger-Landstraße), scheint aber schon mit Johann, dem Sohne Ainwigs, 1318 erloschen zu sein. – Der Straßenname besteht seit 28. Sept. 1877, resp. 1. Jan. 1878.

1894 Rambaldi

218. Gollierstraße. Verbindet rückwärts des Bavaria-Kellers auf der Theresienhöhe die Part- mit der Ganghoferstraße und wird von der Ligsalzstraße geschnitten. Zur Erinnerung an die Münchener Familie der Gollier *), welche zum bayerischen Landadel zählte und wahrscheinlich schon 1253, bestimmt aber 1269 urkundlich genannt wird. Ainwig der ,,Gollir« erbaute um 1295 an Stelle der zerstörten herzoglichen Münzschmiede, südlich der jetzigen Mariensäule, die ,,Allerheiligen«- oder ,,Gollirkapelle«, welche wahrscheinlich 1310 bis 1313 erweitert und 1480 oder 85 abgebrochen wurde. Von 1295-97 saß Ainwig im innern Rate und erscheint 1315 als ,,Ritter von München«. Vermutlich ist »Ainwig der Schluder, genannt der Gollirer«, welcher in der »vorderen Schwabingergasse« (heute Residenzstraße) ein Seelhaus stiftete, ein und dieselbe Persönlichkeit mit dem vorgenannten Ainwig. Dieses Seelhaus ist später in die »vordere Prannersgasse« (jetzt Promenadestraße) verlegt und 1803 vom Magistrat um 10000 Gulden verkauft worden. An dessen Stelle wurde für die Stiftung das frühere Meßnerhaus bei der Salvatorkirche erworben und 1875 um 26 000 Gulden veräußert. Auch das »Gollir-Benefiziatenhaus«, welches das erste aus Stein hergestellte und gegenwärtig älteste Haus Münchens sein soll, erinnert an jenen früheren Einwohner Münchens. Es liegt am Petersplatz (s. denselben) Nr. 3 und birgt zur Zeit das städtische Archiv. Die einschlägige Stelle der Kaufsurkunde im Stadtarchive lautet: »München am Fritag in den Pfingstfeiertagen 1443 um 200 Pfund Münchener Pfennige von Meister Hans Ewgenpeck, Kaplan der Gollierkapelle, dann Peter und Hans den Schludern, Lehensherren derselben, erkauft.« Das mächtige Geschlecht zeichnete sich unter den eingeborenen Patrizierfamilien besonders durch Religiosität und Reichtum aus (s. Schwabingerlandstraße), scheint aber schon mit Johann, dem Sohne Ainwigs, 1318 erloschen zu fein, denn Kaiser Ludwig der Bayer soll mit den heimgefallenen Gütern desselben das Kloster Ettal gegründet haben. **) Die Straße trägt ihren Namen seit 28. September 1877, resp. 1. Januar 1878.

*) Vgl. Oberb. Arch. Xl, 76, und Mayer, Münchener Stadtbuch, S.31. Wolf Urkundliche Chronik von München I. 262, 269, 285, 286, 342, II. 322, 512, 515, 749. **) Mon. boic. XVIII. S.94; Lipowsky, Urgeschichte I., 239.

1943 Adressbuch

Münchner Familie der Gollier, die bereits 1269 urkundlich genannt wird.

1965 Baureferat

Gollierstraße: Gollier, 1269 urkundlich erwähnte bayerische Landadelsfamilie, später reiches, 1315 erloschenes Patriziergeschlecht, das in München das erste Steinhaus errichtete. Ainwig der Gollier, Mitglied des Inneren Rates, ,,Ritter von München", erbaute 1295 südlich der jetzigen Mariensäule die um 1485 wieder abgebrochene Gollierkapelle. *1897